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Die Horrornacht

 

Hallo Clubbies,

Es ist schon ein Graus mit euch... :-)

Ich gehe häufig durch andere Clubs und lese da manchmal, was deren Mitglieder schreiben.

Was mir auffällt ist, hier gibt es von euch nicht so viele platte Sprüche wie anderswo! Ihr seid eben etwas Besonderes!

Die Geschichten, die ihr schreibt, sind sehr interessant und auch das andere kann man gut nachvollziehen.

Ruths Geschichte mit dem Spaziergang hat mir sehr gut gefallen und ich muß Heike recht geben - auch ich konnte die Vögel hören und den Wind, der sich in den Ästen der Bäume verfing.

Nun, heute möchte ich wieder eine meiner kleinen Geschichten zum Besten geben - es ist eine wahre Begebenheit aus meinen Kindertagen:

Ich war also in den großen Ferien bei meinem Onkel zu Besuch.

Mit meinen Cousinen schlief ich in einem Zimmer im ersten Stock eines Einfamilienhauses mit mehreren Anbauten, die mich damals unheimlich faszinierten. Da war der Hühnerstall, der genau hinter der Toilette war, deren Fenster eben grad im Hühnerstall endete. Dann war da noch ein merkwürdiger Schuppen, so angebaut, dass vom Schlafzimmer meines Onkels aus eine Terrasse entstanden war. Öffnete man nun die Terrassentür vom Schlafzimmer aus, erstreckte sich eine für mich damals riesige Fläche, auf der im Sommer eine Unmenge Liegestühle und Sonnenschirme standen.

Das eigentlich abenteuerliche aber war darunter - ein Schuppen mit Werkbank und vielen geheimnisvollen Ecken. Was es da alles zu sehen gab. Manchmal saß ich tagsüber einfach nur auf einer Kiste und betrachtete die Kringel und tanzenden Staubkörnchen im flirrenden Sonnenlicht, das sich seinen Weg durch die halbblinden Scheiben des Schuppens bahnte.

Ich horchte auf das Summen der Fliegen, wenn sie mit einem kleinen dumpfen Klick an die Fensterscheibe stießen. Der Geruch von Teer und irgendwelchen Farben und das Knacken des Holzes waren mir vertraut und ich fühlte mich hier wohl, weil ich so schön ungestört träumen konnte.

Jedenfalls ging ich eines abends wie üblich ins Bett und schlief ziemlich schnell ein, da wir im Garten ganz schön rumgetobt hatten. Irgendwann dann wachte ich auf, weil ich mal mußte. Also stand ich auf und ging die hölzerne Treppe nach unten. Rechts davon befand sich die Tür zum WC. Ich ging hinein und machte mein kleines Geschäft.

Noch ziemlich schlaftrunken, schreckte ich hoch, als dicht neben mir ein Huhn wahrscheinlich im Schlaf irgendwelche Laute von sich gab. Das Fenster zum Hühnerstall war ja offen und so war jeder Laut sehr direkt und nah zu hören.

Mein anfänglicher Schreck legte sich, als mir klar wurde, daß es sich hier um nichts handelte, wobei sich ein kleines Mädchen fürchten müßte. Also ging ich aus dem Klo und erklomm gerade die ersten Stufen der Treppe, als ich plötzlich zwei glühende Punkte vor mir sah, die mich anstarrten.

Mein Herz fiel in die nicht vorhandene Hose - ich trug ein bis zum Boden reichendes Nachthemd - und mir stockte der Atem. Ich weiß nicht, wie lange ich so stand. Es kam mir jedenfalls vor wie eine Ewigkeit.

Plötzlich bewegten sich die glühenden Punkte auf mich zu - ich schrie auf, drehte mich, stolperte über mein langes Nachthemd und schlug der Länge nach, immer noch schreiend hin.

Das Licht ging an und ein Poltern die Treppe hinab bis zu mir, auf dem Boden liegend und schreiend.

Es war mein Onkel.

Er hob mich hoch und wollte wissen, was los sei.

Ich konnte ncht reden und zeigte nur auf die nun erleuchtete Treppe und machte irgendwelche krächzenden Laute. Nachdem mein Onkel es endlich geschafft hatte, mich zu beruhigen, konnte ich auch wieder reden. Ich erzählte ihm von dem Vorfall. Zuerst sah er mich eine Zeitlang stumm an. Plötzlich brach er in ein lautes, nicht enden wollendes Gelächter aus. Er versuchte immer wieder, etwas zu sagen, aber seine für mich unverständliche Heiterkeit hinderte ihn offensichtlich daran.

Sich vor Freude immer wieder auf die Oberschenkel klopfend, gelang es ihm schließlich, einige Worte hervorzustoßen.

"Kindchen, das war doch nur unsere Mieze."

Und schon wieder ging das Lachen von vorne los. Langsam dämmerte mir, es war kein böser Geist, der mir auf der Treppe begegnet war, sondern nur Miezi, unsere niedliche und anschmiegsame Kuschelkatze.

Ich schämte mich sehr und fing an zu weinen. Aber mein Onkel strich mir über den Kopf und sagte:

"Weine nicht, es wäre schlimmer gewesen, du hättest wirklich etwas Bösartiges gesehen."

Er trocknete mir die Tränen und alle zusammen gingen wir wieder auf unsere Zimmer und ins Bett. Ich lag noch lange wach und dachte über diese Sache nach und irgendwann fielen meine Augen von alleine zu und ich schlief ein.

Ja, also das war die Geschichte. Ich weiß, sie klingt nicht so dramatisch, aber ich wollte sie mal loswerden, weil ich auch heute noch des öfteren daran denken muss.

Eure Dizius

 

 


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