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Die Erlangung der Unsterblichkeit

 

Vor kurzen hatte ich einen sehr intensiven Traum. Mir träumte, ich sei mit Sokrates zusammengetroffen.

Es war Herbst, schon ein wenig kühl und ich fröstelte leicht in meinem viel zu dünnen Sommerkleidchen. Sokrates sah mich an einem der Cafehaustische auf der Strasse sitzen und fragte, ob er sich zu mir setzen dürfe, was ich kopfnickend und mit einer einladenden Handbewegung bejahte.

Eigentlich hatte ich ja die Absicht gehabt, nach Hause zu gehen und dort noch etwas für unser grosses Fest vorzubereiten. Aber Sokrates war nicht irgendwer, sondern eben der Sokrates. Er galt in unserer kleinen Ortschaft als sehr weise und es hiess, er sei sogar weit über unsere Grenzen hinweg bekannt.

So einem Mann gab man einfach keine abschlägige Antwort, wenn er um etwas nachsuchte. Und so sassen wir gemeinsam und tranken Tee, den uns der Kellner neu brachte. Nach einer kleinen Weile des Schweigens räusperte sich Sokrates, sah mir in die Augen und sagte einfach so:

"Ich würde dich gern in mein Haus einladen. Du scheinst eine von den verständigen Frauen zu sein, mit denen man sich auch noch über etwas anderes als über Kinder unterhalten kann."

Ich muss ihn wohl ziemlich entgeistert angestarrt haben, denn unvermittelt lachte er laut auf und legte mir dabei seine Hand leicht auf meinen Unterarm, der locker auf dem Tisch auflag und sagte:

"Keine Angst, ich fress dich nicht, Weib. Wollte nur reden."

Ich verharre immer noch schweigend und schlürfe langsam den mir dargereichten Tee, der der neuesten Trinkmode gemäss auf tibetanische Art kredenzt wird - schwarzer Tee mit einer Messerspitze ranziger Lamabutter gewürzt - setze die Tasse langsam auf dem Tisch ab und wende mich Sokrates nun voll zu, der ebenfalls, seinen Gedanken nachhängend, seinen Tee langsam und geräuschvoll schlürft:

"Ist in Ordnung, ich nehme die Einladung an."

Zuerst scheint es, als hätte er nicht verstanden, aber plötzlich geht ein Ruck durch seinen Körper, er setzt die Teetasse ab, schaut mich an und fragt unvermittelt, meine Antwort, bezüglich seiner Einladung ignorierend, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm zum heiligen Tempel zu gehen.

Ich bin verwirrt.

Meines Wissens hat noch nie zuvor ein Frauenfuss die Schwelle des heiligen Tempels, der sich auf dem Gipfel des vor uns aufragenden Berges befindet, überschritten. Aber erfreut über die Ehre und auch ein wenig überrollt von dieser so plötzlichen Frage, stimme ich sofort zu.

Er steht kopfnickend auf, macht einen Schritt und bleibt, auf mich wartend, am Bordstein stehen. Ich bezahle unsere Getränke, winke ab, als der Kellner mir das Restgeld heraus geben will und stehe auf. Meine Handtasche hänge ich mir über die Schulter und schon geht es los.

Ohne Vorbereitungen zu treffen - zum Glück habe ich flache Schuhe an - marschiert Sokrates mit mir schnurstracks auf den Berg zu. Es wird eine für mich sehr beschwerliche Wanderung und nach einer endlos scheinenden Zeit, in der ich mehrfach versucht war, umzukehren, erreichen wir endlich den Gipfel des Berges und damit auch den heiligen Tempel.

Die mächtigen Mauern und die nicht minder mächtigen hölzernen Tore, die reich geschnitzt und übersät mit mir unbekannten Symbolen und Fabelgestalten sind, hinterlassen bei mir einen tiefen Eindruck.

Sokrates scheint dies alles unberührt zu lassen. Er sieht sich suchend um und ein kleines triumphierendes Lächeln steht auf seinen Lippen, als er den schweren bronzenen Türklopfer entdeckt, der einladend an einem der Tore hängt und darauf wartet, bedient zu werden.

Ein weithin hörbarer, die dünne Luft erschütternder dunkler Ton erklingt, als er den Klopfer betätigt. Der Ton scheint zu wandern, verändert sich und verweht schliesslich langsam, als sich brechendes Echo in der kargen Landschaft.

Es dauert eine Weile - zuerst tut sich mal nichts - doch dann öffnet sich in Augenhöhe eine kleine - nicht vorher wahrnehmbare Klappe. In der nun entstandenen Öffnung kann ich nur schemenhaft ein Augenpaar erkennen, welches ob ihrer Intensität zu brennen scheint und das uns eine Zeitlang mustert. Dann eine Stimme, fistelnd und an einen, in einem Harem Wache schiebenden Eunuchen erinnernd, die schrill nach unserem Begehr fragt.

Sokrates setzt zum Sprechen an, stockt kurz und fährt mit gespreizten Fingern durch sein doch schon etwas schütter wirkendes, langes Haar. Dann tritt er an das Tor heran, nähert sein Gesicht der offenen Luke und trägt seinen Wunsch vor.

Ich höre dabei gespannt zu, was er dem Pförtner, oder wer das hinter dem Tor auch immer sein mag, zu erzählen hat.

Langsam sprechend, sagt Sokrates mit wohlgesetzten Worten, dass er gekommen sei, die Weisheit des Universums und die Vollkommenheit der Sprache zu erlangen.

Da dies sein innigster Wunsch sei, stehe er nun hier. Er habe gehört, dass Reisenden gewisse Wünsche erfüllt würden und hoffe nun, ihm würde gleiches widerfahren.

Für einen kurzen Augenblick herrscht totale Stille. Nur das Pfeifen des Windes, welches sich an Mauervorsprüngen und Höhlungen bricht, ist vernehmbar.

Dann nach einer - mir persönlich endlos erscheinenden Pause - öffnet sich leise knarrend das Tor. Einer der beiden riesigen Flügel schwingt auf und gibt den Blick frei auf ein weites, mit Büschen und Gras bedecktes Areal. Friedliche Stille umgibt uns nun Beide, die wir immer noch vor dem Tor stehen.

Vor uns steht ein kleiner, an einen Vogel mit hängendem Gefieder erinnernder Mann, dessen krumme Haltung irgendwie Mitleid heraus fordert, ohne dass man weiss, warum eigentlich. Mit seiner eunuchenhaften Stimme bittet er uns, einzutreten, geht dabei ostentativ ein kleinen Schritt zur Seite - was garnicht nötig gewesen wäre, bei dem Riesenplatz, den das Tor frei gegeben hat - und macht eine einladende Handbewegung.

Als er sieht, dass wir uns anschicken, seiner Einladung Folge zu leisten, dreht er sich mit einer, mich überraschenden graziösen Wendigkeit um und geht uns voraus, dabei wohl als sicher annehmend, dass wir ihm schon folgen würden.

Dann stehen wir vor einem an chinesische Tempel erinnernden Gebäude. Durch eine ebenfalls reich geschnitzte Tür von diesmla aber nicht so gewaltigen Ausmassen wie das Eingangstor betreten wir das Haus und befinden uns in einer riesigen Halle, die nur spärlich von einigen Öllampen beleuchtet, in einem dämmrigen Halbdunkel liegt und den Hintergrund nur erahnen lässt.

Beide sind wir gleich vorn im Eingangsbereich der Halle stehen geblieben, das leise Schnappen der sich hinter uns schliessenden Tür im Ohr. Unsere Augen adaptieren sich nur langsam an dieses Halbdunkel, welches wir versuchen, mit angestrengten Blicken zu durchbrechen, um Details erkennen zu können.

"Nun kommt doch endlich näher!"

Eine andere - eine Stimme, der man anmerkt, dass sie gewohnt ist, Befehle zu erteilen, die dann auch befolgt werden, spricht uns an. Es ist eine dunkle Stimme, die keinen erkennbaren Akzent hat, aber in ihrer Eindringlichkeit sofort die Aufmerksamkeit der angesprochenen Personen an sich bindet.

Sokrates, dessen Augen sich wohl schneller als die meinen auf das, durch das diffuse Licht erzeugte Halbdunkel eingestellt haben, scheint den Standort der Stimme nicht nur anhand des Tones erkannt zu haben. Er ergreift mich am Arm und geht, mich mit sich ziehend, in eine Richtung, in der ich jetzt auch etwas zu erkennen glaube.

Wir stehen vor einem überdimensionalen Tisch, dessen Platte scheinbar keinen Anfang und kein Ende hat. Dahinter sitzt ein Mann, der ebenfalls klein, aber dafür sehr füllig ist. Ich kann sein Alter schwer schätzen. Sein runder kahler Kopf harmoniert überraschend gut mit seinem ebenfalls kugelförmigen Bauch.

Unwillkürlich drängt sich mir die Assoziation eines sitzenden Buddhas auf, wie sie zuhauf in asiatischen Tempeln vorzufinden sind.

Gütig lächelnd lädt er uns mit weit ausladenden Handbewegung ein, auf den rund um den Tisch platzierten, mit dunkelbraunem Leder überzogenen Polstern Platz zu nehmen.

"Ich weiss, warum Du zu uns gekommen bist.",

sagt er, nachdem er abgewartet hat, bis wir beide Platz genommen haben und ihn nun erwartungsvoll ansehen. dann nickt er so heftig mit seinem Kopf, dass ich unwillkürlich die Vorstellung habe, wie es wohl aussehen müsste, wenn durch sein Nicken plötzlich der Kopf abbräche und mir vor die Füsse rollen würde. Ich erschauere leicht und versuche, den Gedanken weg zu schieben.

"Hmmmm - tja......"

verlegen kratzt sich Sokrates am Hinterkopf und überlegt wohl, wie er jetzt am besten seine Wünsche formulieren kann. dann hebt er, sorgsam seine Worte wählend, zu sprechen an, wiederholt noch einmal seinen vorhin bereits vorgetragenen Wunsch und vergisst dabei auch nicht zu erwähnen, dass er es schon gern sähe, wenn er in die Geschichtsschreibung als "Der Sokrates" eingehen würde, was ja letztendlich einer Unsterblichkeit gleich käme.

Der Mann hat während Sokrates spricht, diesen unentwegt angesehen, ohne mit einem Wort zu unterbrechen. Seinen Mund umspielt dabei die ganze Zeit über ein leichtes Lächeln, welches schwer zu deuten ist. Ist er belustigt? Soll sein Lächeln eher ironisch sein, oder ist das einfach nur eine Maske, hinter der sich alles und nichts verbergen kann? Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als der Mann nun zu sprechen beginnt:

"Verehrter Sokrates, ich habe Deine Worte vernommen und Deinen Wunsch gehört.

Ist das denn wirklich alles?

Möchtest Du nicht auch reich sein, oder schön?

Oder gelüstet es Dich vielleicht danach, Macht in Händen zu halten?"

Sokrates schüttelt seinen Kopf:

"Wenn ich den Reichtum des Geistes und Weisheit besitze, dann ist das mehr, als mir irdische Güter zu geben vermögen!

Nun, Schönheit ist nicht nur vergänglich, sondern eine sehr subjektive und auch der Mode unterworfene Grösse.

Was die Macht angeht - habe ich nicht bereits durch meine Weisheit und den Reichtum meines Geistes Macht?

Die Kraft meiner Gedanken bedeutet für mich Macht

und nach der Art von Macht, wie es einem grossen Teil der Menschen gelüstet, verspüre ich kein Bedürfnis. Du siehst also, nach Irdischem ist mir nicht, ich strebe eine wesentlich höhere Ebene an."

"Wohlan denn! Als Hohepriester dieses Tempels gebe ich Dir nun die Möglichkeit, Dir Deinen Wunsch zu erfüllen. Allerdings bekommst du den Wunsch nicht geschenkt! Du musst eine Aufgabe lösen und erst dann wird er Dir gewährt werden."

Seine Worte stehen noch nachhallend im Raum, da klatscht er dreimal in die Hände. Eine bisher für uns unsichtbare Tür öffnet sich lautlos.

"Durchschreite diese Tür und höre, was Dir der weise Mann dort zu sagen hat. Höre genau zu und überlege erst, bevor du antwortest."

Sokrates, der den Worten aufmerksam gelauscht hat, nickt verstehend und sieht in meine Richtung. Ich lächle ihn aufmunternd an und mache eine Kopfbewegung in Richtung der geöffneten Tür, was soviel heissen soll wie;

"na los, ab gehts, du packst es!"

Langsam, als habe ihn nun doch Angst erfasst, bewegt sich Sokrates auf die offene Tür zu und geht sichtlich zögernd durch sie hindurch. Ebenso lautlos, wie sie sich geöffnet, schliesst sich die Tür hinter ihm. Ich sitze nun mit dem heiligen Mann mir gegenüber allein am Riesentisch, der uns nicht nur physisch trennt.

Einen kleinen Schluck von dem zwischenzeitlich lauwarm gewordenen Tee zu mir nehmend, den ein dienstbarer Geist, der vorhin wie aus dem Nichts aufgetaucht war, uns hingestellt hatte, sehe ich den Mann an. Er spürt meinen Blick, wendet kurz seinen Kopf und sieht mich nun direkt an. Ich habe das Gefühl, seine Augen dringen in mich ein, sezieren mein Gehirn und bringen meine verborgensten Gedanken ans Tageslicht. - Er lächelt...

Mir ist das irgendwie unheimlich. Hat er eben meine Gedanken gelesen und lächelt aus diesem Grunde? Ich setze zum Sprechen an, schliesse jedoch meinen Mund, als ich bemerke, dass er sich wieder in diesen entspannten Zustand versenkt hat. Seine Augen sind geschlossen und er scheint in sich zu ruhen.

Es scheint mir, als befände er sich in einer Art Trance.

Diesmal ist die Ähnlichkeit mit Buddha noch frappierender. In seiner Reglosigkeit könnte man ihn sehr wohl für eine Statue halten.

Ich sehe ihn immer noch an, aber er scheint nichts und niemanden wahr zu nehmen. Da sitze ich also und wage kaum, einen tiefen Schnaufer zu tun, aus Angst, ihn bereits durch das Geräusch des Atemholens aus seiner Versenkung zu reissen.

Zwischenzeitlich...

Sokrates hört hinter sich das leise Geräusch der sich schliessenden Tür, schenkt dem aber keine weitere Beachtung.In aller Ruhe mustert er den Raum, der ihm noch um eine Nuance dunkler erscheint, als die Halle, aus der er gerade gekommen ist.

Bis auf ein Podest am hinteren Ende des Raumes, von dem ein waberndes Leuchten ausgeht - Sokrates glaubt, dort drei sitzende Gestalten zu erkennen, die von einer fluoreszierenden Aura umgeben sind - scheint der Raum leer zu sein.

Aus der dunklen Tiefe des Raumes gleitet jetzt lautlos eine hagere, in ein dunkles weites Gewand gehüllte Gestalt auf Sokrates zu.

"Du bist mir bereits vom Hohepriester avisiert worden.",

sagt der Mann mit einer eher flüsternden Stimme zu ihm.

"Siehst du dort auf dem Podest die drei Männer sitzen?"

Seine Stimme erklingt nun in normaler Lautstärke und hat einen überraschend tiefen, aber nichtsdestotrotz wohlklingenden Ton. Sokrates sieht noch einmal zum Podest und nickt:

"Ja, ich sehe die drei Männer. Weiser Mann sage mir, was hat dieses Leuchten für eine Bewandnis?"

Der so Angesprochene zeigt ein leises Lächeln und sagt dann:

"Das Leuchten kommt aus den Männern. Denn es sind keine gewöhnlichen Männer, sondern Götter. Du siehst vor Dir den Gott der Wahrheit, den Gott der Diplomatie und den Gott der Lüge."

Verblüfft kann Sokrates wieder nur mit dem Kopf nicken. Es hat ihm für einen Moment die Sprache verschlagen.

"Sag mir weiser Mann, wie kann ich denn sehen, wer von den Göttern Wer ist?"

Sein Gegenüber lächelt ihn milde an:

"Genau das wird Deine Aufgabe sein, nämlich heraus zu finden, welche Götter vor Dir auf welchen Plätzen sitzen."

Sokrates überlegt und fragt ihn dann, wie er mit den spärlichen Informationen die Wahrheit finden soll.

"Sokrates, du bist ein kluger Mensch. Du wirst es herausfinden. Zu den Göttern sei nur eins gesagt; der Gott der Wahrheit sagt immer die Wahrheit.

Der Gott der Diplomatie ist ein wenig wie Eure Politiker: mal lügen sie, mal sagen sie die Wahrheit. Nie weiss man wirklich, woran man bei ihnen ist.

Na ja und der Gott der Lüge sagt nie die Wahrheit. Er kann garnicht anders, er lügt immer. Das also sind nun Deine Informationen. Sei klug und überlege gut, bevor Du an die Lösung der Aufgabe gehst."

Aufmerksam lauschte Sokrates den Worten des weisen Mannes. Nun, nachdem er seine Rede bendet hat, nickt Sokrates verstehend, geht bis an den Rand des Podestes, sieht die drei Götter der Reihe nach lange an, wobei er nachdenklich mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand im Takt der Gedanken gegen seine Nase tippt.

Die drei Götter sitzen vor ihm im Schneidersitz und zucken mit keinem Muskel, als Sokrates sie ansieht. Na ja, anders, als von Historikern behauptet, sind sie die Erfinder des Pokerspiels und der ehernen Masken.

Sokrates wendet sich ab, geht tief in Gedanken, sich dabei immer wieder mit seiner Hand übers Gesicht fahrend, was bei ihm Ausdruck höchster Konzentration ist, langsam hin und her, es dabei den Philosophen aus der Schule von Aristoteles nachmachend, die in einem so genannten Wandelgang dozierend auf und ab gingen, weshalb man sie auch Peripatetiker nannte, dabei alle Personen ansprechend, aber eben durch Blickkontakt jeder Person das Gefühl gebend, nur sie sei persönlich angesprochen.

Seine ansonsten recht glatte Stirn zeigt nun tiefe Falten. Plötzlich - ein verstehendes Lächeln verschönt sein etwas herbes Gesicht, gleich dem Sonnenaufgang an einem schönen Sommertag über einer meerblauen Lagune. Das Lächeln verstärkt sich, wird breiter und breiter, bis schliesslich seine Ohren Besuch bekommen.

Abrupt beendet er sein Gehen und wendet sich den Göttern zu.

Er fragt den Ersten:

"Sage mir, wer ist der Gott neben Dir?"

Die Antwort kommt prompt:

"Das ist der Gott der Wahrheit!"

Sokrates stellt sich vor den Zweiten und fragt:

"Wer bist DU?"

Wie aus der Pistole geschossen kommt auch hier blitzschnell die Antwort:

"Ich bin der Gott der Diplomatie!"

Nun geht Sokrates langsam zu dem dritten und letzten Gott in der Reihe:

"Sag mir, oh Du noch namenloser Gott, wer ist der Gott neben Dir?"

Der lächelt Sokrates an und sagt dann:

"Der Gott neben mir ist ein Lügner!"

Nachdem Sokrates vernommen hat, was alle drei Götter ihm zu sagen hatten, nimmt er schweigend wieder seine Wanderung auf. Jedoch schon nach einer relativ kurzen Zeitspanne bleibt er vor dem weisen Mann stehen und sagt zu ihm:

"Ich glaube, ich habe des Rätsels Lösung!"

Dieser sieht Sokrates fragend an, der daraufhin dicht an den weisen Mann heran tritt und ihm etwas ins Ohr flüstert.

"Also der erste Gott von links gesehen ist der Gott ...
der Gott in der Mitte ist der Gott ...
und der ganz rechts sitzende Gott ist der Gott ..."

Kaum hat Sokrates den Namen des letzten Gottes genannt, da gibt es einen dumpfen Knall und dort, wo eben noch die drei Götter sassen, künden nur noch kleine weisse Wölkchen, die sich langsam nach oben steigend, im Raum verlieren, von ihrem irdischen Dasein.

"Heureka! - Du hast es geschafft!"

Begeistert lässt sich der weise Mann dazu hinreissen, Sokrates anerkennend auf die Schulter zu klopfen, um dann, sich und seine Begeisterung wieder in der Gewalt habend, zurück zu treten und sich in Ehrfurcht vor Sokrates zu verneigen, der nun für immer in den Köpfen der Menschen sein wird.

Ja - so kam es, dass Sokrates tatsächlich Unsterblichkeit erlangte und uns heute noch beschäftigt.

Wie aber hatte Sokrates diese Rätsel gelöst? Wisst Ihr es?

Wenn Ihr genau die Fragen von Sokrates und die Antworten der Götter betrachtet, dann habt Ihr auch schon die Lösung, wobei die eigentliche Lösung in der Art der Fragestellung liegt!

Viel Spass beim Lesen und Raten

Cornelia Warnke

 

 


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