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Geschichten in der Wörterbörse

 

Inhaltsverzeichnis

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Einleitung Wie alles anfing
1.) Geschichte Abenteuer, Neuanfang, lustvoll, Gänseblume, hungrig
2.) Geschichte Meerjungfrau, Sonnenbrand, Komik, Nudelsauce, Eifersucht, eifrig, hässlich, sortiert, teewurstfarben, unökonomisch
3.) Geschichte Neue Wörter: tanzen, Frühling, unvernünftig, Traum, gewissenlos
4.) Geschichte Gegenwehr, Trauma, Kurve, Garant, Warnung, liebenswert, anschleichen, verwegen, spielen, beklagenswert
5.) Geschichte Stil, Trotzreaktion, Wasser, Lieblosigkeit, Haß, trivial, sprachlos, erlangen, zerstören, katastrophal
6.) Geschichte sprichwörtlich, verloren, Spielplan, Ruhepol, Spätherbst
7.) Geschichte Telefon, Schinkenbrot, Gummistiefel, Rücklicht, Aschenbecher, laufen, raufen, kaufen, schaufen, taufen
8.) Geschichte Viehtransport, Kaufrausch, Lebensmittel, Flugzeug, Spiel, klaglos, traurig, vertrösten, voluminös, zuhören
9.) Geschichte Deodorant, Fliege, Flaschenhals, Vertrauensbruch, Folge, verdreht, kratzen, machtlos, fein, zerstören
10.) Geschichte Vielfalt, Spielraum, Klagemauer, Fläche,Starrsinn, begreifen, verräterisch, flach, trompeten, klein
11.) Geschichte Nachricht, Glaubensfrage, Drahtseil, Klang, Liebe, befreien, friedlich, versprechen, nebulös, niemals
12.) Geschichte Strümpfe, Schwachsinn, Schneckenhaus, Frage, Tragweite, verrucht, schlagkräftig, tanken, hüpfen, flachbrüstig
13.) Geschichte Klavierstunde, Tradition, Schlaganfall, Straße, Mauer, stoisch, flüchtig, strafen, schnüffeln, markieren
14.) Geschichte neue wörter: kaleidoskop, sternenfunkeln, bitterböse, achtung, frühlingshaft, "wie du mir so ich dir", liebenswert
15.) Geschichte Wochenende, Fliegengitter, Stundenglas, Ruhe, Trost , fliehen, spotten, flach, lästig, ausdauernd
16.) Geschichte Streithähne, Frohsinn, Sucht, Startschwierigkeiten, Spott, fraglich, dienstbar, nagen, erübrigen, stattlich
17.) Geschichte Neue Wörter: Wald, waghalsig, Lüneburger Heide, Bierbauch, trocken, "klar wie Kloßbrühe", "dies und das"
18.) Geschichte Trotzreaktion, Klingelfee, Stauraum, Thema, Klamotten, flüchtig, naß, spähen, traben, niedlich
19.) Geschichte Neue Wörter: unverheiratet, heimlich, "unanständige Sachen", Wacholder, Geburtstagstorte, genießen, Heuschnupfen, erwartungsvoll, "regnerischer Frühlingstag", zuckersüß
20.) Geschichte neue Wörter: Sonnenbrand, Gallenkolik, Sturm, Wellen, Balkon, blaublütig, mehrfach, verlockend, drückend, ankommen
21.) Geschichte Psychedelicas n.W: Kamikaze, Strandbar , Vereinigung, Hühnersuppe, Prozess, rollen, quasselte, scheinbar, vorüber, ruinös / Lorollis n.W: Blüte, Frost, Bienen, Frust, Ostern, windig, frösteln, depressiv, hoffen / Melonys n.W: Neid, Missgunst, Eifersucht, Geldmangel, traurig, zurückbleiben, gönnerhaft... "und was euch sonst noch so einfällt"
22.) Geschichte Spargel, Polen, Regen, Heisshunger, Figur, arbeitslos, unwirsch, müde, fremd
23.) Geschichte Politik, Giftmüll, Bestechung, saubere Weste, Kinder, prüfen, unbrauchbar, unkontrollierbar
24.) Geschichte n.W.Psychedelica: Podest, Scharade, Placebo, Schwein, Regime, anwesend, trotzig, vorsichtig, behende, dominant / N.W. Lillybett: NordicWalking, Astloch, Fieberkurve, Fanschal, Meister, allwissend, immer öfter, aufbrausend, löchrig, andauernd
25.) Geschichte n.W. Lorolli: Nacht, Halbmond, Vorstellungsgespräch, Schlafstörung, stottern, einfühlsam, neidisch / n.W. Lillybett: wortlos, stimmgewaltig, Eiscreme, Frühlingserwachen, Opernball, lustlos, MP3 Player, einsam, müde, gewaltig
26.) Geschichte Diät, Negerküsse, flockig, Weichspüler, tausendmal, abheben, durchmachen, verschachtelt, Ohrwurm, automatisch
27.) Geschichte Gewalt, Perfektionismus, Presse, Skulptur, Export, friedlich, kleinlich, sparsam, ungläubig
28.) Geschichte Übermut, Polizei, Hausbesetzung, Studenten, Computer, wohnungslos, unzufrieden, fremd, sozial
29.) Geschichte Chaos, Verlustangst, Butter, Unfallgefahr, Blumenwiese, bezeichnend, introvertiert, ängstlich, rutschig, katastrophal
30.) Geschichte Jet , Kompressor, Prügelstrafe, Planung , Hackebeil , theoretisch , antizipativ , kapitalistische, verschroben , kontrolliert
31.) Geschichte Paranoiker, Diätkost, Labskaus, Nudelsalat, Musketier, scheinbar, pragmatisch, ziellos, hustend, gerissen
32.) Geschichte Phantasie, Gefühl, Intuition, Metaphern, Zeit, verbal, sinnlich, analytisch
33.) Geschichte Praline, Mehrzahl, Rondell, Kakerlake, Weinberg, transpirieren, deformiert, grantig , allergisch, patzig
34.) Geschichte Büchse der Pandorra, Waterloo, Zentrifuge, Nonplusultra, Sextant, krakeelen, sinniert, persifliert, phänomenal, subsumieren
35a.) Geschichte

35b.) Gedicht
Palmsonntag, Atheist, Moschee, Gewalt, Vollmond, fromm, neidisch, ausländerfeindlich, unbeliebt, bescheiden
36.) Geschichte Kulturkreis, Information, Kosmos, Konsequenz, Erinnerung, visuell, baufällig, eingebildet, unlogisch, präzise
37.) Geschichte Frühlingserwachen, Spielraum, Stehvermögen, Partnervermittlung, Fragestunde, stiefmütterlich, krass, stemmen, fließen, kläglich
38.) Geschichte Bauchspeck, Staubsauger, Nagelfeile, Botox, Bratwurst, hinterrücks, barmherzig, direkt, flexibel, ausrutschen
39a.) Geschichte

39b.) Gedicht
Melkschemel, Trophäe, Rapunzel, Chauvinist, Karambolage, trittfest, anorganisch, beliebig, souverän, plastisch, Prediger, Schubkarre, Magistrat, Erntedankfest, Kampfsporttechnik, übellaunig, verfressen, gelähmt, prahlerisch, snobistisch
40.) Geschichte Wellen, Schlachtfeld, Sakrileg, Parlamentswahlen, Venus, Redaktionell, belesen, verwirrt, gefühlsbetont, pessimistisch
41.) Geschichte Karosserie * Spundloch * Primzahl * Bootsanhänger * Traverse * synästhetisch * rudimentär * holperig * kapitulierend * beherzt
42.) Geschichte Jazzkeller * Vibrafon * Stauraum * Ventilator * Schrott, tanzen * vorgaukeln * kleinlich * alternativ * notdürftig
43.) Eine Leiche zum Frühstück 01 Spielraum * Spurenelemente * Ersatzmann * Heimwerkermarkt * Kahn, enden * erklären * winterlich * tagsüber * äußerlich
44.) Eine Leiche zum Frühstück Osternacht, Hexentanz, Auferstehung, Kannibalen, Jerusalem, extrem, unübersichtlich, grundlegend, digital, sinnlich
45.) Eine Leiche zum Frühstück Neu Wörter Zitronenmond: Maiglöckchen * Strapse * Kulturschock * Fernsehansagerin * Waldmeister, stur * ganzheitlich * gefiltert * sittsam * mauve-farben / Neue Wörter Psychedelica: Vielfalt * Mehrzahl * Zirkelbezug * Laternenpfahl * Flyer * geronnen * programmatisch * luminiszent * esoterisch * glücklich
46.) Geschichte Liebe Lillybett
47.) Eine Leiche zum Frühstück Grauen * Schlafbedürfnis * Fragebogen * Windschatten * Schlägerei, spindeldürr * schmal * nicken * ausbessern * träge
48.) Eine Leiche zum Frühstück Wasserstand * Klobürste* Fremdenverkehr * Tischkante* Kommandante * silbrig * schwül * gesegnet * winzig * glühend
49.) Eine Leiche zum Frühstück Protestkundgebung * Arsenal * Feuerkraft * Strukturanalyse * Behavior * praktikabel * süffisant * unmöglich * arriviert * derangiert
50.) Eine Leiche zum Frühstück Bundesbahn, Moskau, Wahlfälschung, Zar, Musik, verächtlich, unzufrieden, lieblos, kalt, unruhig
51.) Eine Leiche zum Frühstück *Zusammenfassung und Inhalt des Baumarktkrimi*
52.) Eine Leiche zum Frühstück Instantsuppe* Lichtbogen* Konferenz* Tiefenrausch* Kassenhäusschen* zerzaust* individuell* konvergieren* herzlich* leiden
53.) Eine Leiche zum Frühstück Osterfeuer, Tierschutz, Verein, Umweltverschmutzung, Brauchtum, feiern, nachdenklich, unverfroren, wetteifern, unsozial
54.) Eine Leiche zum Frühstück Lorollis neue Wörter: Bauchtanz, Kopftuch, Schüleraustausch, Alkohol, Sperrstunde, turteln, stehlen, inkonsequent, gefährlich, unkontrolliert, Mephistos neue Wörter: Tampon *Möbelpolitur *Kneifzange *Schokolade *Priemeln* Husten* biegsam* windig* lustvoll *schütten
55.) Eine Leiche zum Frühstück ReeDees neue Wörter: Einbildung - Schmerzen - Morphium - Herz - Hunde - aetzend - überfordert - doof - krasse fremdwort (wo alle nachgucken müssen - frei wählbar), gespannt - Mephistos neue Wörter: Echolot *Apfelsinenbaum *Dübel* Faraday´ scher Käfig* Gesangbuch 1* trainieren *windeln *abstürzen *antizyklisch *abergläubisch
56.) Geschichte Danke für die vielen schönen Geschichten von euch
57.) Eine Leiche zum Frühstück Vater* Hund* Nonnen* Hochzeitskleid* Blattschuss* kotzen* klagen* gewonnen* genial* daneben*
58.) Eine Leiche zum Frühstück Allergie * Regen * Kuchen * Uhrzeit * Nagelschere, und natürlich camilles "Schrott"
59.) Eine Leiche zum Frühstück Neue Worte CaretakerIn: Bratwurstbrötchen, Torwandschießen, Pfützen, Verlosung, Langeweile - neue Wörter Lorolli: Orientierung, Blamage, Ungewissheit, Abschaum, Galavorstellung, ruhelos, gierig, neidisch, unbekümmert, distanzlos
60.) Eine Leiche zum Frühstück Randale * Karies * Messe * Frivolität * Kette, berauschend * geradeaus * beklemmend * morbide * lustig
61.) Eine Leiche zum Frühstück genial - Phonograph - Nagelschere - rasant - auslegen
62.) Eine Leiche zum Frühstück Psychedelica: Kompanie * Maitresse * Schulschwänzerin * Parteibuch * Lokalpatriot * präzise * liberalisierend * aktenkundig * voreingenommen * herausragend * Lorolli: Zufriedenheit, Emotionen, Widerstand, Kulturbanause, Signatur, unglücklich, aufsässig, dominant, polemisch, störend
63.) Eine Leiche zum Frühstück Hotline, Telefonterror, Blumenvase, Mittagessen, Frustschokolade, Warmduscher, Radiergummi, Existensangst, Funkwecker, Smileys
64.) Eine Leiche zum Frühstück Bibliothek, Laientheater, Lizenzgebühren, Aufsichtsbehörde, Frustration, Unfähig, bösartig, kosmopolitisch, national, unbeweglich
65.) Geschichte Revolution, Pragmatismus, Südseeinsel, Wiederholung, Sonnensystem, Fabulieren, träumen, verniedlichen, in Frage stellen, systemorientiert
66.) Geschichte Sinnkrise* Walpurgisnacht* ängstlich* verheißungsvoll* Maibaum* *besoffen *glücklich *zwanghaft *neunundsechzig *Mitglied
67.) Geschichte Identitätskrise * Frust * Fluchtgedanken * Freudentaumel * Kragen * zicken * prüde * sprachlos * gangbar * ertragen
68.) Geschichte *so * *jetzt * *endlich * *gehe * *ich * *ins * *Aldi *zum * *einkaufen * *weils da so billig ist*
69.) Geschichte Pariser Mode * Phlegmatiker * Industriespion * Tarantel * Berserker ,weggelaufen * unnatürlich * immens * kryptographisch * substitutionell
70.) Geschichte Sommerabend, ungebetene Gäste, Ruhestörung, Benzin, Wahrnehmung, inclusiv, verheerend, unbestimmt, bösartig, aufreizend
71.) Geschichte Kragenweite *Salbei *Schmunzeln *Schnürsenkel *August *Liste *Schleier *Zusammenbruch *Brise *hundertfünfzigprozent
72.) Geschichte Mutter * Duschvorhang * Aschenbecher * Strassenglätte * Nadelbaum * Neurose * Selbsterkenntnis * provozieren * unterlegen * Tablettenabhängigkeit
73.) Geschichte Tragödie * Starrsinn* Trägheit * Flausen * Splitter* mustern * sträflich * bravourös * schlängeln * spitz
74.) Geschichte Gemälde +Walnussbaum +Klappentext +Styroporkugeln +Rennwagen, verliebt , enteisend ,absägen, kreischen , beginnend
75.) Geschichte Induktion, Umzug, Kirschblüte, Heckenschere, Wollmaus, rudern, winken, invers, giessen, senken
76.) Geschichte Sommer, Hitze, Urlaubssperre, Balkon, Frust, sauer, wütend, impertinent, verachtenswert, mitleidig
77.) Geschichte Schadensmeldung * Flügel * Stromrechnung * Sperrstunde * Frohsinn, schlagartig * lahm * tragfähig * auslöffeln * schließen
78.) Geschichte Parcours, Entertainment, Blaukehlchen, Baumstamm, Stempel, verführen, grasen, liquide, pelzig, offen
79.) Geschichte Vergnügen, Katakomben, Psychoanalyse, Schimäre, Restaurant, absahnen, *verpiss dich*, intolerant, bohnern, kraxeln
80.) Geschichte Bildhauer, Meckerkasten, Traverse, Apfeltaschen, Bazooka, gelernt, vorläufig, heidnisch, verschossen, blutig
81.) Geschichte Petitionsausschuss* Superabsorber* Schreibblockade* zittrig* widersprüchlich* kostenlos* alternativ* Festnetz* regnen* Tierschutzverein
82.) Geschichte Agonie, penetrant, Goldkettchen, Lippenbalsam, unfassbar, missmutig, Rauhfasertapete, Schmuckblattelegramm, steckenbleiben, Zwiebelmuster
83.) Geschichte Karin: Geburtstagstorte, Abwasserkanal, Spitzenkleid, Liebelei, krumm, Anstand, Lotuseffekt, Rabenmutter, Kindskopf, nagen, Psyche: Gehaltskonto, Niederkunft, Ovationen, Prairiehund, Generalvollmacht, katzenhaft, schlampig, berauschend, dominierend, nihilistisch
84.) Geschichte Wörter Urknall: Gigantismus . Turm zu Babel . Pyramiden . Schallmauer . Gigabites . rechnen . Streicheleinheiten . kochen . anmutig . inkompatibel - Wörter Karin: Asteroidensturm, Meßwein, Zigarettenkippe, glitzernd, Kindschaftsrecht, erhaben, enorm, sieben, Mittelalter, Himmelspforte
85.) Geschichte Möhrengemüse, Blizzard, Indianerreservat, Amtsenthebungsverfahren, zentrifugieren, Kapitänspatent, flirrend, grün-gelb-kariert, Schalttafel, Fragezeichen
86.) Geschichte Brechungsindex, Pfeifentabak, Netzhautablösung, ich, würgen, Serienmörder, Zisterzienserkloster, begeben, kreischen, Weihnachten
87.) Geschichte Fleischsalat, Eierkuchen, Veganer, liebhaben, Gaschromatograph, jubilieren, Auszeit, sezieren, Mundpropaganda, Auto, waschen,
88.) Geschichte Kassenzettel, Milchstraße, Stars and Stripes, wiedergeboren, lässig, Kalaschnikow, bildhaft, ansäuern, Maiglöckchen, Gorbatschow
89.) Geschichte Wartezimmer, Spleen, Frauenversteher, Rubrik, Suppenkasper, trostreich, spurten, freuen, mies, nichtig
90.) Geschichte Nudistencamp, schlackern, Siebenbürgen,Zigarettenkippe, Vorgarten, wider, Symphonie, widrig, Wohnmobil, schleichen
91.) Geschichte Kaffeemaschine, August der Starke, Blumenbank, destillieren, Spinne, wiederbeleben, Pfingsten, spülen, Hirnforschung, Photosynthese
92.) Geschichte After-Work-Party, erröten, Spektralanalyse, Masern, Kettensäge, Jugendakne, frieren, Debit, ausmalen, Hundertjähriger Kalender
93.) Geschichte Schnappatmung, Zwiebel, Gurkentruppe, Kreisliga, Völlerei, flüstern, wiederholen, schmalzig, rennen,Traumland
94.) Geschichte NEU: Kunstfehler Fehlerquote Quotenfrau Frauenschuh Schuhriemen Riemenschneider Schneiderpuppe Puppenspiel Spielhöhle Höhlenkunst
95.) Geschichte Splitter, Paranoia, Flug, Kreativität, Kochkurs, stottern, träge, chronisch, trinken, englisch
96.) Geschichte Lorolli: Frühlingsfest, Trennung, Regenschauer, Putzteufel, Planung, müde, frustriert, beklommen, frigide, depressiv, Psyche: Newsletter, Karambolage, Posaune, Klettergerüst, Okzident, belauschen, angreifen, transpirierte, vorübergehend, schelmisch
97.) Geschichte Östrogen, Weichei, Mitleid, beratungsresistent, Update, Widerruf, lösen, Indikatorpapier, Mäuse, aufessen.
98.) Geschichte Neu :Brezelhersteller, Nussknacker, Paradigma, Ozongehalt, Revierförster, argumentieren, dechiffrieren, loslassen, einäschern, verantwortungslos NEU: Generationskonflikt, Brillenetui, Gesellschaftstanz, Quacksalber, Putzmittel, vortrefflich, jammerschade, Geldbörse, auslöffeln, demzufolge
99.) Geschichte Hochadel, Wirkungskreis, Meridian, Ramazotti, verglühen, Bleifuß, Fleckfieber, Plastikstuhl, Stuhlgang, aufleben.
100.) Geschichte Siebenbürgen, diffundieren, Schweinepriester, Vatikan, durchsuppen, Zufallsgenerator, Münchhausen, Fischbratküche, süßen, erröten
101.) Geschichte Liegestuhl, aufgequollen, maritim, Siegessäule, Magerquark, gestrig, Pension Mariella, Catwheazle, Eulengesicht, mauern
102.) Geschichte Pfingstochse, vieräugiges Frettchen, multiplizieren, aufhören, Flatulenz, Lichterkette, "kategorischer Imperativ", konditionieren, George Bush, Evolutionstheorie.
103.) Geschichte Ladenschluß * Traumfigur * Kältegrad * Strohwitwe * Kleinigkeit fließend * hassen * flöten * karg * dicklich
104.) Geschichte Ofen * Roastbeef * Nachrichtendienst * Splitter * Funken schemenhaft * spleenig * spielen * verdauen * grau
105.) Geschichte Kunst* Schule* Verdammnis* Erkenntnis* Ekel verschwunden* angegriffen* riesig * verwunschen * glitschig
106.) Geschichte Tennisschläger, Kanonen, hibbelig, Wacholder, Katalysator, mehrheitsfähig, Trivial Pursuit, gebären, Mittsommernacht, wurzeln
107.) Geschichte Menthol, Fussballweltmeister, Schleimlöser, Nasennebenhöhlenentzündung, rülpsen, jasminduftend, salzen, siedend, Widerpart, strangulieren
108.) Geschichte Neue Wörter: ich * hoffe * kein * wort * vergessen * zu * haben * und * hab * euch * alle * lieb *
109.) Geschichte Optiker, Goldbär, Niederlage, Eiterpickel, demütig, Flokati, skispringen, nachtreten, Hammondorgel, Salatschleuder
110.) Geschichte Sonnenallergie, Atombusen, Nadelkissen, abgeknabbert, vollgezogen, Klapperkasten, hellhörig, tiefschürfend, eruieren, versprachlichen,
111.) Geschichte Quälen, Quecksilber, quatschen, Qualle, quer, Quiz, Qualm, quetschen, Quirl,Querkopf.
112.) Geschichte Autor, Backrohr, Quäker, drucken, ausziehen, aberwitzig, Sonnenuhr, Tequila, vertrocknen, Morticia
113.) Geschichte frustriert, gemein, unfähr, Mönche, Klostergarten, Gebet, Schweigegelübde, Hammer, Wut, Urlaub
114.) Geschichte Elfmeter, Eisberg, chatten, Ingwermarmelade, sonnig, Pergola, Regenschauer, Lackmuspapier, fraktionieren, christlich.
115.) Geschichte Eisberg, Vitalfunktion, "Blauer Engel" Absinth, Jahrgangswein, Wresteler, Glasmenagerie, Siebenmeilenstiefel, lungern, Blautopf
116.) Geschichte Maradona, Brandwein, Regenschauer, Eichhörnchen, Oktoberfest,Maibaum, titrieren, destillieren, LSD-Rausch, Alpen
117.) Geschichte Akkordeon, intrinsisch, exaltiert, Wellen, Kotztüte, Flitzer, physikalisch, Persilschein, Kumuluswolke, Zimmerspringbrunnen
118.) Geschichte Notar, Schlote, Stahlbaron, laminieren, lamentieren, Sphärenklänge, Sonnenflecken,Somnabulismus,philosophier en, Quitte
119.) Geschichte Neu: * Sparsamkeit * Mythologie * Regenwald * Liane * Tarzan * Halbschuhe * Schnürsenkel * Schlussbemerkung * Bardame * Suszeptibilität *
120.) Geschichte Methylorange, Maische, Körnerkissen, zerebral, zelebrieren, Stickstoff, sonnig, einbläuen, Bilderrahmen, laichen
121.) Geschichte Wadenbeinbruch, Talgdrüsen, Sierra Nevada, stürmen, koksen, popeln, taufen, Expander,pH-Wert, Enzyklopädie
122.) Geschichte Edelgas, Ethylenoxid, Klugscheisser,Sylvester, tapezieren, Inliner, Kolloss, Kollosseum, streben, Oregano
123.) Geschichte Neu : ° Pestizide ° Askorbinsäure ° Crack ° Dachschaden ° Psychogramm ° ungeahnt ° Metallica ° Halleluja ° halluzinieren ° Unfug °
124.) Geschichte Neu: ° Schneckentempo ° hineinfinden ° Spektakulum ° Weltenbummler ° ausgeschlossen ° Kabinettskrise ° Platzwunde ° schusselig ° vorbehaltslos ° Kotztüte
125.) Geschichte Schloß * Freiheit* Kinkerlitzchen * Freude * Straßenschild* flüchtig * schmal * marschieren * brauche * tragisch
126.) Geschichte Klassizismus, relevant, Kuhdung, schmackhaft, ziselieren, Trump Tower, revolutionär, Symbolismus, Porträt, mangeln
127.) Geschichte NEU: Kopfweh, Sarkasmus, Stadtneurotiker, Hilflosigkeit, unzustellbar, belanglos, Schnapsglas, Insuffizienz, Hirschgeweih, schweigend. Abkommen* Gleitmittel* Luftschloss* Angst* Bange* ausserirdisch* Geometrie* Goldwaage* Unze* Strichcode*
128.) Geschichte Neue Wörter: *Rosenblüte* *goldener Stern* *Misstrauen* *Vergessen* *Shakespeare* *abenteuerlustig* *streitlustig* *sehnsüchtig* *ernst* *Tunnel*
129.) Erdbeermund 01 Schlagseite * Friedensangebot * Schmalspurbahn * Kleinigkeit * Grat * sprühen * mickrig * spitz * schmollen * mäßig
130.) Erdbeermund 02 Infusion, Formaldehyd, Grünlilie, Meierei, Litfassäule, eiern, nivellieren, lausig, muffig, Kieferbruch
131.) Erdbeermund 03 chatten, wiederholen, Kaliumpermanganat, Krätze, Urmel, Murmel, Trottoir, Erdbeermund, skalieren, Schieblehre
132.) Erdbeermund 04 Arbeitszeitkonto, Fingernagelstylistin, Perlentaucher, Zynismus, wiedergeboren, schweflig, Vulkanausbruch, trottelig, Kaffeeprütt, Todsünde
133.) Erdbeermund 05 Camille: Sprachlosigkeit * Schattenbilder * Fliegenbein* Missetat * Spanne * krankhaft * schmählich * chronisch * necken * kontrastieren
Lalique: Semikolon, Prosecco, Menschenfreund, depressiv, kreativ, Kuschelmuschel, Gurkensalat, meistbietend, Tunika, heucheln
134.) Erdbeermund 06 Wasserrutsche, Krypta, Hochseilgarten, überraschen, Australopiticus, Wellensittich, lausen, impfen, hochschwanger, Autobahnzubringer
135.) Erdbeermund 07 Couchpotato, Jubelchor, schleichen, Kontaktlinsen, Vibrator, München, grausam, freiwillig, Kannibale, phantasielos
136.) Erdbeermund 09 Barometer, Kilometerstand, Hungergefühl, Druckerpatrone, Kartoffelpuffer, nostalgisch, heruntergekommen, ablehnend, misstrauisch, salomonisch
137.) Erdbeermund 09 Anmache, Notargehilfin, Hauseigentümerin, Autokauf, Chaotenbraut, persiflieren, zubereiten, verarschen, genauestens, harmonisch
138.) Erdbeermund 10 Lasagne, Tuttifrutti, Atlantik, Inselaffe, Lustmolch, predigen, angreifen, nivellieren, kohärent, bezaubernd
139.) Erdbeermund 11 Kriminaltango, Unfallbericht, Langustenkocher, Bohemien, Klapperkasten, tiefgründig, niederschmetternd, anziehend, offensichtlich, bereitwillig
140.) Erdbeermund 12 Erpressung, Niedertracht, Lenkrad, Dromedar, Untertasse, packend, lustig, blutverschmiert, anrüchig, zugekifft
141.) Erdbeermund 13 Holzschnitt, Dudelsackpfeifer, Chronist, Ulan, Vormund, gerissen, gevierteilt, schneidig, palavernd, einsam
142.) Erdbeermund 14 Ohnmacht, Galaxie, Sonnenuhr, Prestige, Glockenturm, vergnügt, abgerissen, unzufrieden, eigentlich, authentisch
143.) Erdbeermund 15 Pentagon, Liebesdienst, Bettgestell, Monarchie, Kurierdienst, herumtrampeln, einwecken, rumalbern, geniessen, spazierengehen
144.) Erdbeermund 16 Regatta Wunderblume trübsinnig Regentropfen hochintelligent Bratkartoffeln meistbietend Heimat winzig surfen
145.) Erdbeermund 17 Sanatorium, Eunuche,Heizungskeller, Litanei, Anarchie, diktatorisch, unheimlich, aufgeschreckt, ausbaden, sanft
146.) Erdbeermund 18 Handbuch, Ewigkeit, Misere, Heuchelei, Doppelmoral, geniesserisch, abspecken, treudoof, heimtückisch, belesen
147.) Erdbeermund 19 Unglaube, Meisterschaft, Weltraum, Geschäftsleben, Kopfsalat, beritten, absurd, eingeschlossen, unentschlossen, affengeil
148.) Erdbeermund 20 Garderobe..Sonne..Mond..Sternschnuppe..Galaxie..Weltverbesserer.. klammheimlich..betütern..Moped..Strategie
149.) Erdbeermund 21 behäbig, katastrophal, ausgemerzt, verdrossen, eingegossen, Hurensohn, Labskaus, Katasteramt, Brunch, Chimäre
150.) Erdbeermund 22 Paris, Kurtisane, Wetteramt, Windfahne, Schatulle, kriegen, anordnen, verteidigen, delegieren, krass
151.) Erdbeermund 23 Vereinsmeier, Dragoner, Tüftler, Hitzkopf, Matrone, verramschen, ankleiden, leugnen, umziehen, verwöhnen
152.) Erdbeermund 24 Attentat, Gulli, Komposthaufen, Bereitschaft, Vernunft, abfällig, genauestens, unruhig, primär, schusselig
153.) Erdbeermund 25 Kommissar, Lebensraum, Gewohnheitstier, Genossenschaft, Obelisk, monieren, abstrahieren, formulieren, bereitwillig, gemeinschaftlich
154.) Erdbeermund 26 Behäbigkeit, Streitfrage, Konfusion, Krawall, Urheberschaft, jubilieren, demonstrieren, regieren, nominieren, verhaften
155.) Erdbeermund 27 Gerichtsbarkeit, Verwunderung, Fahrstuhl, Verkehrsampel, Kellerschacht, obligatorisch, negativ, panisch, unverdrossen, theatralisch
156.) Erdbeermund 28 Bedeutung, Mätresse, Garantie, Heuchler, Omnibus, gewalttätig, frustriert, ängstlich, vergewaltigt, abgehoben
157.) Erdbeermund 29 Paternoster, Friedhofsruhe, Beamter, Tornado, Zwischenspiel, behelfen, umständlich, endgültig, zotig, vorüber
158.) Geschichte
159.) Geschichte
160.) Geschichte

 

 

Einleitung

Alles fing damit an, dass Aziza mich fragte, ob ich nicht Lust hätte, in der Wörterbörse mit zu machen. Hm, zuerst wollte ich ja nicht, aber dann überlegte ich mir, dass ich mich damit ja gut ablenken könne von meinen Sorgen und Kümmernissen, die ich ja nun seit Monaten habe. Langer Rede, kurzer Sinn, ich sagte zu.

Was ist die Wörterbörse?

Eine Person schreibt eine Geschichte und gibt dann für die nächste Schreiberin zehn (10) neue Wörter vor.

Aus diesen 10 Wörtern wird nun eine neue Geschichte geschrieben - meist aus dem Stegreif. Es kann Nonsense oder auch was Ernstes sein. Anschliessend müssen dann für die nächste Schreiberin wieder 10 Wörter eingestellt werden, die schon etwas knifflig sein sollten, allein der Spannung wegen.

Also schrieb ich und fand es von mal zu mal spannender, aus diesen vorgegebenen Wörtern was einigermassen sinnvolles und auch lustiges zu fabrizieren.

Das Resultat sind eine Reihe kleiner Geschichtchen geworden, die mehr oder weniger geglückt, doch zeigen, dass ich mit der Zeit flüssiger im Schreiben dieser Geschichten wurde.

Die Wörter, die von anderen vorgegeben wurden, habe ich im Inhaltsverzeichnis neben die nummerierten Geschichten geschrieben, so dass ihr immer gleich seht, welche Wörter einer Geschichte zu Grunde lagen.

Ich habe sie aus dem Strang heraus kopiert und nun hier eine extra Seite nur mit dem von mir Geschriebenen erstellt.

Das Resultat könnt ihr hier einsehen und euch eure eigene Meinung dazu bilden.

Vor allem denke ich mal, dass hier gut zu sehen ist, wie man die verschiedensten Wörter miteinander kombinieren und einsetzen kann. Dürfte für einige von euch sicher interessant sein, Satzbauten mit Wörtern zu sehen, die ihr sonst nie benutzt.

-psy-

 


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1.) Geschichte

ohne regeln beachten zu wollen, schreibe ich einfach mal los.

mit dem neuanfang tun sich manche menschen sehr schwer.

haben sie doch in ihrem alten leben ein totales (gefühls)-chaos. da steht manche wie eine verlassene gänseblume auf einem trostlosen acker und wäre schon gern in ihrem ganzen wesen lustvoll. was zählt es da schon, wenn manche hungrig nach einem abenteuer sind - ist doch nicht gleich zu setzen mit einem lustvollen neuanfang. doch gehört dazu, dass vorschrift und nörgelei ausser acht gelassen werden muss. gefühlvolles denken kann nun mal nicht durch muskelkraft ersetzt werden. zuerst allerdings gilt es, die leere zu füllen und vergissmeinnicht ist da vielleicht nicht das richtige rezept. denn vergissmeinnicht lässt keinen neuanfang zu. hungrig ist man/frau da eher nach anderen dingen. und so wird wohl die gänseblume weiter allein den öden acker bewohnen. dabei veruntreut sie in diesem chaos auch negative gefühle, die ihr nicht gehören und tritt dann eine reise in ein abenteuer der ganz anderen art an.

-psy-


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2.) Geschichte

Einer Meerjungfrau gleich schwamm sie der Sonne entgegen.

Ihre Gedanken weilten bei der fernen Geliebten, die sicher immer noch eifrig damit beschäftigt war, eine vernünftige Nudelsauce zu kreieren. Ob der darin enthaltenen Komik musste sie laut lachen. Dabei kam Wasser in Mund und Nase, was bei ihr prompt zu einem hässlichen Husten führte.

Sie begann wie wild zu schwimmen. Natürlich waren ihre hastigen Schwimmbewegungen nun nicht nur unökonomisch, sondern führten auch dazu, dass sie schnell ermüdete. Deshalb drehte sie sich nach einer Weile und schwamm langsam in Rückenlage, wobei sie verwundert bemerkte, dass sie wohl einen Sonnenbrand bekommen haben musste. Denn das Wasser brannte zuerst am Rücken und nach einer Weile spürte sie ein angenehmes Gefühl von Kühle.

Als sie sich nun langsam, immer noch in Rückenlage befindend, dem Ufer näherte, nahm sie aus den Augenwinkeln eine Frau wahr, die in einem Badeanzug steckte, der teewurstfarben alles bisher Gesehene um Längen schlug. Es schien, als würde dort eine Wurst schwimmen, die gleich am Platzen war. Belustigt verfolgte sie mit ihren Blicken eine Weile das Treiben dieser Person. Dabei musste sie wieder an ihre Geliebte denken. Ob wohl Eifersucht bei der aufkäme, wenn sie mit der Teewurst flirten würde. Ein erneuter Lachkrampf schüttelte sie, aber diesmal hatte sie aufgepasst und da sie eh noch auf dem Rücken schwamm, schluckte sie auch kein Wasser und hatte sich schnell wieder sortiert.


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3.) Geschichte

Auf meiner grossen Spielwiese liegend, drehe ich mich im Schlafe unruhig hin und her.

Ich träume.

In meinem Traum möchte ich tanzen. Tanzen in den Frühling, den ich so sehr herbeisehne.

Ich möchte dort viele unvernünftige Dinge tun. Dinge, an die ich im Wachzustand nicht mal im Traum denken würde.

Gewissenlos würde ich dort mit den Gefühlen der Menschen spielen und hätte meinen Spass daran.

Aber es wäre nur ein Traum, denn in Wahrheit möchte ich nicht gewissenlos sein. Darum beschäftige ich mich im Traum auch nur mit so unvernünftigen Dingen wie; im Frühling zu tanzen und mich tanzend einer mir noch unbekannten Liebe hinzugeben, was zwar unvernünftig ist, aber nicht gewissenlos.


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4.) Geschichte

Sie lag am Strand und schaute sinnend auf die lärmende Brandung, die sich in immer kleiner werdenden Wellen bis fast an ihre Decke vorarbeitete. Ein Stück von ihr entfernt stand ein Schild mit einer eindeutigen Warnung. Sie fand es beklagenswert, dass noch nach so langer Zeit - der zweite Weltkrieg lag ja immerhin schon Generationen zurück - immer noch das Trauma bestand, durch Blindgänger oder vergessene Minen getötet werden zu können.

Sie sah in der Nähe Kinder spielen, die sich der Gefahr, in der sie schwebten, nicht einmal bewusst waren. Gleichzeitig sah sie ihnen gern zu, wenn sie verwegen beim Anschleichen die Kurve bekamen und ihre kindlichen Gegner sich ohne nennenswerte Gegenwehr im Spiel ergaben.

Kinder, Garanten der Zukunft, liebenswert und doch auch chaotisch - eine neue Generation vielleicht besserer Menschen...


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5.) Geschichte

Es war eine eigentlich recht überflüssige Trotzreaktion und sie war sich dessen sehr wohl bewusst.

Kein guter Stil, Aufmerksamkeit zu erlangen. Alles war so trivial und machte sie sprachlos, weil Hass eben nicht gut als Ratgeber ist.

Was war eigentlich geschehen?

Die Lieblosigkeit der Begegnung hatte sie verletzt. Es war katastrophal, wie sie selbst nun damit umging. Ihr war sehr wohl bewusst, sie würde mehr zerstören an dem, was war, als aufbauen.

Und da sie schon seit jeh her nah am Wasser gebaut hatte, liefen ihre Tränen und vermählten sich untereinander und wurden zu einem kleinen salzigen See auf der ansonsten spiegelblanken Oberfläche ihres Schreibtisches.


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6.) Geschichte

Es herrschte sprichwörtlich die Ruhe vor dem Sturm. Ich hatte meinen Spielplan im Spätherbst verloren und suchte deshalb vorsichtshalber meinen Ruhepol auf...


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7.) Geschichte

Das Telefon klingelt. Verschlafen stehe ich langsam auf. Ich schaue blinzelnd auf die Uhr und könnte mir die Haare raufen.Wer zum Henker ruft um diese gottlose Zeit an. Ich will zum Telefon laufen und stolpere dabei über einen auf dem Fussboden stehenden Aschenbecher, in dem sich ein angebissenes Schinkenbrot mit einigen, mit Lippenstift verschmierten Zigarettenkippen den Platz teilt. Endlich halte ich den Hörer in meiner leicht zitternden Hand und führe ihn an mein Ohr, um ihn sofort wieder entsetzt weit von mir zu halten. Eine ätzende Schreistimme schimpft unter asthmatischem Schnaufen auf mich ein. Ich verstehe nur; man muss mich auf einen andren Namen taufen. Ich sei ein weiblicher Rambo und solle ja schnellstens ein neues Rücklicht kaufen, welches ich wohl in einem Anfall geistiger Umnachtung mit einem Gummistiefel zerdeppert hätte. Ich sehe den Hörer an, als wäre es ein giftiger Skorpion und lege angewidert auf, ohne ein Wort zu sagen. Dann schlurfe ich herzhaft gähnend zu meinem Bett zurück und lasse mich, bereits halb schlafend, darauf fallen.


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8.) Geschichte

Mein Kaufrausch war schnell verflogen. Traurig verfolgte ich den Viehtransport mit meinen Augen. Was ich sah, nahm mir die Lust, Lebensmittel einzukaufen.

Klaglos warteten die zusammengepferchten Tiere auf ihren Tod, der für sie Erlösung bedeutete.Wer würde auch ihrem Schreien zuhören, sie vertrösten auf ein Leben nach dem Tode. Hatten Tiere eigentlich einen Gott?

Ich mache dem Spiel meiner Gedanken ein Ende. Zu voluminös blähen sich unbeantwortete Fragen auf und ich muss schliesslich noch mein Flugzeug erreichen.


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9.) Geschichte

Ärgerlich scheuche ich eine sehr aufdringliche Fliege vom Flaschenhals der angefangenen Chiantiflasche. Ich fühle mich machtlos diesem Quälgeist ausgeliefert. Es ist heute eh alles verdreht.

Ist es der Person eigentlich nicht klar?

Durch ihren Vertrauensbruch wird sie mich zwar nicht zerstören, aber fein ist das auch nicht gerade.

Als Folge dieser Gedanken stört mich nun auch noch mein eigenes Deodorant und vor Nervosität beginne ich mich zu kratzen.


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10.) Geschichte

Der Boden vom Spielraum war verräterisch blank. Auf der gesamten Fläche verteilt, lag eine Vielfalt von Instrumenten, mit denen man trommeln und trompeten konnte.

Einer Klagemauer gleich starrte die Rückseite eines Klaviers voller Starrsinn auf den Boden, der sich flach vor ihm ausbreitete und aus dieser Perspektive klein erschien.

Dabei konnte das Klavier nicht begreifen, was es hier unter all den Kinderinstrumenten zu suchen hatte.


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11.) Geschichte

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe! Grad war es noch so friedlich und nun das.

Es war eine Glaubensfrage, das Drahtseil in schwindelnder Höhe unter dem Klang von nebulöser Musik zu überqueren.

Bei aller Liebe, aber ich würde sowas niemals tun. Deshalb beschliesse ich auch, mich unverzüglich von diesem Gedanken zu befreien und auch nicht darüber zu reden, damit ich mich ja nicht versprechen kann.


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12.) Geschichte

Welch ein Schwachsinn!

Die Frage war einfach, waren sich die Werbeleute der Tragweite dieser Aktion, die schlagkräftig angekündigt wurde, wirklich bewusst?

Ein Model zu kreieren, welches verrucht aussah und flachbrüstig Strümpfe an den ohren hängen hatte.

Auf dem Plakat waren bären am hüpfen, während man sie in einem überdimensional vergrösserten Schneckenhaus mit einem Whiskyglas in der Hand sitzen sah, wo sie am tanken war.


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13.) Geschichte

Die Klavierstunde ist bei uns schon Tradition.

Ich stehe am Fenster und schaue flüchtig auf die Mauer des Hauses auf der gegenüber liegenden Seite der Strasse. Belustigt sehe ich zu, wie dort Hunde schnüffeln und ihr Revier markieren.

Es ist schon über die Zeit und ich bin einem Schlaganfall nahe, weil sie noch nicht da ist. Stoisch sehe ich auf die Uhr und überlege mir, ob ich sie dafür strafen werde, denn Tradition ist schliesslich Tradition.


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14.) Geschichte

Ich sehe durch ein Kaleidoskop zum nächtlichen Himmel und ergötze mich am bunten, flimmernden sternenfunkeln. Plötzlich steht ein Polizist vor mir, der mich bitterböse anschnauzt, was ich allein zu dieser nächtlichen Zeit auf einer Parkbank zu suchen habe.

Aus Achtung vor dem Gesetz bleibe ich zwar liebenswert, denke jedoch bei mir: *wie du mir so ich dir*, lächle ihn frisch frühlingshaft an und zeige ihm mit hinter meinem Rücken gehaltener Hand den *Stinkefinger*.


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15.) Geschichte

An diesem Wochenende möchte ich nur meine Ruhehaben, vor der Hektik des Alltags fliehen. Das Wetter steht auf schön und ich hole schon mal das Fliegengitter hervor, damit bei geöffnetem Fenster keins von diesen Plagegeistern in meine Wohnung eindringt.

Es ist auf Dauer lästig, immer das Stundenglas vor Augen, Trost in dem Gedanken ans Wochenende zu finden.

Ich habe mir vorgenommen, mit meinen Inliners mehr zu üben, um einerseits ausdauernd zu werden, zum andern aber auch wendig genug, nicht nur dort, wo es flach ist, zu fahren, sondern auch in der Halfpipe eine einigermassen gute Figur zu machen, ohne Angst, dass die Kiddys über mich spotten.


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16.) Geschichte

Meine morgendlichen Startschwierigkeiten tragen mir den Spott meiner Freundin ein. Zweifel nagen an mir, ob ich denn jemals in der Lage sein werde, den Frohsinn ihres allmorgendlichen Rituals zu verstehen. Es dürfte sich dabei erübrigen, diese Sache so aufzubauschen, dass wir letztendlich als Streithähne(nicht hühnchen?) aufeinander losgehen.Wobei es fraglich bleibt, ob nicht eine gewisseSucht dienstbar gemacht wird, um stattlich zu erscheinen.


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17.) Geschichte

Da laufe ich also durch den Wald, waghalsig, wie ich bin. Plötzlich trete ich aus dem Wald hervor uns sehe vor mir eine flache Landschaft, die ich dank meines eidetischen Gedächtnisses sofort als Lüneburger Heide identifiziere.

Von weitem sehe ich einen Schäfer mit Bierbauch auf mich zukommen und merke erst jetzt, wie trocken mein Mund ist.

Waghalsig gehe ich auf den bärtigen Kerl zu. Als ich bei ihm bin, wechseln wir einen kurzen Gruss und reden über dies und das.

Für mich ist klar wie Klossbrühe, dass ein Schäfer immer was zu trinken mit sich führt. Also frage ich ihn einfach...

Doch der fängt plötzlich an, laut zu lachen, was mich konsterniert blicken lässt. Er faselt etwas von Görnen, die die Lüneburger Heide unsicher machen und normale Getränke in Heideschnäpse verwandeln.

Ja, so fing also mein Abenteuer in der Lüneburger Heide an...


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18.) Geschichte

Es ist eine reine Trotzreaktion, dass ich gleich wieder zu traben beginne und eine neue geschichte schreibe.

Welche Klingelfee mag mich geritten haben, das Thema Woerterboerse für mich zu verinnerlichen.

Da sitze ich also in meinen Klamotten und versuche, in den Stauraum meines Kopfes zu spähen. Nicht alles, was ich dort finde, ist auch niedlich.

Flüchtig durchforste ich alle Ecken und mache mich schliesslich fast nass vor Freude, doch noch etwas einigermassen Vernünftiges zu finden.


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19.) Geschichte

Ausgerechnet ein regnerischer Frühlingstag beschert mir einen ausgewachsenen Heuschnupfen.

Statt meine Geburtstagstorte, die so zuckersüss ist, zu geniessen, trinke ich nun für meine (statt auf meine) Gesundheit heimlich einen Wacholder.

Dies ist ein von den Görnen der Lüneburger Heide extra hergestellter Likör, der Menschen, die unverheiratet sind, nicht nur unanständige Sachen machen lässt, sondern dem auch Heilkräfte zugeschrieben werden.

Erwartungsvoll lausche ich also nun nach der Einnahme dieses Zaubertrankes in mich hinein, kann jedoch nichts vernehmen, ausser dem Glucksen in meinem Bauch. Ob das bereits die beschriebene Heilkraft ist?

Wir werden es sicher in einer der nächsten Folgen erfahren.


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20.) Geschichte

All das Warten darauf, dass der Zaubertrank der Görne hilft, führte lediglich dazu, dass ich mehrfach einer Gallenkolik nahe war. In Wellen fühlte ich sie gleich einem Sturm in meinem Innern ankommen.

Durch die lange Zeit des untätigen Herumstehens und Wartens bekam ich einen schmerzhaften Sonnenbrand, der mich, da ich nicht nur sensibel, sondern auch blaublütig bin, arg deprimierte.

Die Sonne stand hoch am Firmament und es war - da kein windzug ging - sehr drückend. Es war für mich verlockend, mir von den nicht sichtbaren Görnen zu wünschen, sie mögen mich nach Berlin auf meinen Balkon zaubern, auf dem ich mich jetzt sicher wohler fühlen würde...


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21.) Geschichte

Plötzlich war ich tatsächlich auf meinem alten Balkon in Berlin! Aber was war das für eine Umgebung? Um mich herum sah ich es rollen und eine Vereinigung von Nudisten quasselte unaufhörlich genau unter meinem Balkon, was mich fast dazu brachte, als Kamikaze zu mutieren und literweise Hühnersuppe auf die Menge zu schütten.

Doch nur scheinbar verlor ich meinen Kopf. Sicher war das bald vorüber und ein wegen eines Ausrasters ausgelöster Prozess wäre sicher ruinös für mich.

Statt dessen erfreue ich mich nun an der ersten Blüte, die sich nach dem Frost vorwitzig zeigt, obwohl es ziemlich windig ist.

Da kommt frau schnell ins Frösteln und kann nur hoffen, dass es über Ostern nicht zu Frust kommt, der mich deperessiv macht, sondern dass das Summen von fleissigen Bienen mein Gemüt erfreut.

Missgunst und Neid gehört dabei nicht zu meinem Repertoire. Zwar leide ich unter permanentem Geldmangel, doch bin ich nicht traurig darüber. Ich kann schon mal im Urlaub zurückbleiben, ohne in Eifersucht zu verfallen.

Allerdings werde ich stinkig, wenn ihr gönnerhaft seid und was euch sonst noch so einfällt, eure scheinbare Omnipotenz zu beweisen.


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22.) Geschichte

Als ich in mein Wohnzimmer zurückkehre, weil Regen mir ins Gesicht peitscht und gleichzeitig die Balkontür hinter mir schliesse, fühle ich mich irgendwie müde und fremd.

Ich bin unwirsch, weil ich einen Heisshunger nach Steaks in mir verspüre, dem ich aber nicht nachgeben möchte, um meiner Figur nicht zu schaden.

Im Fernsehen zeigen sie grade einen Haufen deutscher Arbeiter, die zwar arbeitslos sind, aber keine Lust haben, sich für einen Hungerlohn auspressen zu lassen. Es ist Spargelzeit und aus Polen kommen immer noch viele Arbeitswillige, die unter Preis Spargel stechen.

Ja, auf Spargel, der frisch vom Feld kommt, hätte ich jetzt auch Appetit.


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23.) Geschichte

Grade noch träumte ich von frischem Spargel, da werde ich unsanft vom Nachrichtensprecher aus meinen Träumen gerissen.

Politik ist das Thema und wie immer geht es dabei darum, dass die Beseitigung von Giftmüll unkontrollierbar ist.

Kinder, die im illegal entsorgten Giftmüll spielen, werden todkrank. Doch das interessiert den Politiker nicht. Er trägt nach aussen eine saubere Weste und die verabschiedeten Gesetze sind für solche Fälle unbrauchbar, da die Herren, die ja angeblich eine saubere Weste haben, sich gegenseitig auf Verlässlichkeit prüfen, was ja wohl der Treppenwitz des Jahrhunderts ist.

Bestechung und Korruption sind nun mal nicht nur in Drittländern die Renner, sondern werden bei uns regelrecht kultiviert.


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24.) Geschichte

Da sitzen sie nun alle, die Umweltverschmutzer aus unserem Regime und nicht etwa aus Ländern, von denen wir es am ehesten erwarten würden.

Sie sitzen im Fernsehen auf dem Podest und spielen den Zuschauern eine Scharade vor.

Einige von den Zuschauern rufen verständlicherweise:

"Du Schwein spielst mit dem Leben unserer Kinder, nur des Geldes wegen."

Security ist anwesend, hält sich aber vorsichtig im Hintergrund.

Borniert sitzen die Geschmähten und versuchen, dominant zu wirken, während die Rufer trotzig den Politikern Paroli bieten.

Behende verteilen Freunde der Politiker Rosen unter die anwesenden Damen, um ein friedlicheres Klima zu erzielen. Doch kommt das lediglich einem Placebo gleich.

Eine Gruppe von aufgewühlten, sportlich getunten Damen, die gerade vom Nordic Walking gekommen sind, bedrohen mit ihren gefährlich aussehenden Stöcken immer öfter den Meister, der diese Runde leitet.

Dieser ist aufbrausend, macht auf allwissend und versucht andauernd, in einem nebulösen Astloch unterzutauchen.

Während einer der Missetäter nervös an seinem Fanschal nestelt, machen ihm die Zuschauer begreiflich, wie löchrig die Argumente der Verschmutzer sind. Einer Fieberkurve gleich geht die Stimmung mal auf und mal ab.

Nach dem Ende der Diskussion weiss niemand mehr, worum es eigentlich ging. Der Meister verschwindet in seinem Astloch und die getunte Damengruppe macht weiter mit Nordic Walking.


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25.) Geschichte

Das Vorstellungsgespräch war beendet und Sophie trat - vom langen Sitzen unsicher auf den Beinen - in die, nur vom Licht des Halbmond erhellte Nacht.

Es machte ihr nichts aus, dass dieses Gespräch so lange angedauert hatte, da sie eh seit langem an einer Schlafstörung litt.

Auf ihr plötzliches Stottern beim Erscheinen der Personalleiterin hatte diese recht einfühlsam reagiert. Sophie fühlte sich verwirrt - verwirrt durch ihre Gefühle, die verrückt spielten, als sie die Frau ansah. Sie war nicht neidisch auf die atemberaubende Schönheit, aber es war da etwas, was sie wie ein Magnet anzog.

Wortlos, sie, die normalerweise stimmgewaltig ihre Meinung vortrug, betrachtete sie die Frau und fühlte in sich ein Frühlingserwachen. Lust auf Eiscreme überkam sie und lustlos hörte sie sich die vollmundigen Sprüche über den neuen MP3-Player an, der gewaltig in seiner Funktionalität zu sein schien.

Sie fühlte sich in diesem Augenblick sehr einsam und müde. Nicht einmal die Aussicht, bald mit einer Freundin zum Opernball gehen zu können, vermochte sie aus ihrem Tief zu reissen. Auf einmal wusste sie: sie war verliebt - verliebt in diese Frau, die vor ihr sass...


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26.) Geschichte

Ich renne fluchend durch die Wohnung. Tausendmal habe ich gesagt, man möge wegräumen, was man bei mir benutzt hat. Ich räume schon ganz automatisch alles weg, wenn ich es nicht mehr benötige.

Ich sollte Diät halten, aber der Frust darüber, dass die offen gelassene Flasche mit Weichspüler nun locker flockig meinen Fussboden bedeckt, verführt mich dazu, Negerküsse in einem Umfang zu mir zu nehmen, der nicht normal ist.

Dazu kommt, dass ich seit heute morgen einen Ohrwurm in meinem Kopf habe, bei dem ich kreischend abheben könnte.

Was muss ich denn noch durchmachen und wie verschachtelt können Gedankengänge sein, die mich dazu bringen, solchen Blödsinn zu schreiben...


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27.) Geschichte

Ungläubig stehe ich vor der filigranen Skulptur. Ich, die ich so sparsam im Umgang mit Superlativen bin, glaube ich doch an den Perfektionismus, komme mir direkt kleinlich vor, dieses Kunstwerk nach Geld bewerten zu wollen.

Die Presse ergeht sich ebenfalls in lautstarken Lobpreisungen und würdigt den Künstler, der friedlich versuche, der Gewalt in der Welt mit den Mitteln der Kunst zu begegnen und sicher für den deutschen Export ein Verkaufsschlager sei.


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28.) Geschichte

Voller Übermut liefern sich Studenten mit der Polizei eine Strassenschlacht.

Andere Studenten, die wohnungslos sind und fremd in der Stadt machen im allgemeinen Gedränge eine Hausbesetzung.

Derweil sitzt ein Hacker, der mit dem allem unzufrieden ist, am Computer, um der Hausbesetzung Legalität zu verschaffen und so den Leuten, die sozial im Abseits stehen, Hilfestellung zu geben.


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29.) Geschichte

Welch ein Chaos!

Suzanne war nicht nur introvertiert, sondern bedeutete eine echte Unfallgefahr, weil sie besonders ängstlich die Blumenwiese umrundete.

Die Strasse dort war extrem rutschig und es war bezeichnend für sie, statt Butter bei die Fische zu tun, ihrer Verlustangst auf eine Art, die geradezu katastophal war, nachzugehen.


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30.) Geschichte

Professor Doktor Hackebeil mag ja ein wenig verschroben sein, doch ist seine Planung durchaus antizipativ ausgerichtet.

Natürlich gibt es eine Reihe von Menschen, die ihm bereits die Prügelstrafe angedroht haben, weil er das kapitalistische Gesundheitssystem gezielt desavouriert.

Selbst wenn er im Jet zu einem Kongress unterwegs ist, beschäftigt er sich theoretisch damit, wie in Deutschland das Gesundheitswesen kontrolliert wird. Dabei verdichten sich seine Gedanken, als würden sie durch einen Kompressor fliessen.


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31.) Geschichte

Boahhhh eyy - was für ein Paranoiker ist der Typ, der an der Ecke steht und scheinbar ziellos seine unruhigen Augen die Strasse auf und ab laufen lässt.

Er ist gekleidet wie ein Musketier, scheint dem Roman von Alexander Dumas direkt entstiegen. Erzählt mir was von Diätkost und schiebt sich dabei löffelweise mir eher suspekt aussehenden Labskaus in den weit geöffneten Mund.

Er scheint pragmatisch zu sein, kommt mir aber, wie ein Tuberkulosekranker hustend, eher gerissen vor, wie jemand, der gerne Menschen hintergeht.

Während er also noch an seinem Labskaus herum kaut, mustert er mich mit seinen Augen und bietet mir aus einer offen vor ihm stehenden Dose Nudelsalat an, den ich jedoch dankend ablehne.


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32.) Geschichte

"Hallo?"

Ich bleibe abrupt stehen und drehe mich um, zu sehen, wer mir da verbal ein "Hallo" zuruft.

Eine hübsche Mittdreissigerin lächelt mich an, was meine Phantasie sofort anregt. Ichlächle zurück und schaue sie fragend an.

"Kennen wir uns?"

Immer noch lächelnd, nickt sie und sagt dann, während sie ihren Kopf sinnlich etwas zur Seite neigt:

Natürlich kennen wir uns! Weisst du nicht mehr, der Urlaub im vergangenen Jahr?"

Ich schaue genauer hin... natürlich ist Zeit vergangen, aber doch nicht so viel. Plötzlich weiss ich es wieder, oder genauer gesagt, meine Intuition sagt es mir:

"Du bist Kathrin:"

Diesmal lacht sie laut auf und schaut mir direkt in die Augen - sie hat diesen Blick, der eine Frau schwach werden lässt. Mein Gefühl fängt an zu rotieren. Ich, die sonst so analytisch vorgehe, merke, wie ich anfange zu flattern.

Immer noch breit lächelnd und meine augen dabei fixierend sagt sie dann:

"Na, du Königin der Metaphern, erinnerst dich also an mich. Redest du immer noch so häufig in Vergleichen?"

Ich will etwas sagen, jedoch irgendwie ist gerade in diesem Augenblick meine Stimme abhanden gekommen. Also nicke ich nur und lächle zurück, mir dabei vorkommend, wie ein an Land geworfener Fisch.


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33.) Geschichte

Donna Leones Weinberg liegt so weit ab vom Schuss, dass sie ins transpirieren kommt, bei der Bewältigung des Fussmarsches. In der Mehrzahl der Fälle ist sie ja mit ihrem altersschwachen Moped unterwegs. Doch diesmal muss sie laufen, was ihre Stimmung auf den Nullpunkt bringt und sie grantig erscheinen lässt. Sie hatte nämlich grad erst einen Unfall mit ihrem Lieblingsfortbewegungsmittel und das liegt nun deformiert im hinter dem Haus befindlichenRondell.

Während sich Donna Leone beim Laufen eine Praline zwischen ihre halb geöffneten Lippen schiebt, zertritt sie energisch eine ihr über den Weg laufende riesige Kakerlake, gegen die sie allergisch ist.

Dem ihr entgegen kommenden Dorfpfaffen, der meint, das sei auch ein Lebewesen Gottes, gibt sie patzig zur Antwort, dass die Kakerlake dann ja bei ihrem Herrn sei und es doch gut getroffen habe, dass ausgerechnet ihr Fuss die Kakerlake ins göttliche Paradies befördert habe, wo sie nun sicher als Obergeist aller Kakerlaken darüber wachen werde,dass andere ihrer Spezies nicht ihren Füssen zu nahe kämen.


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34.) Geschichte

Sarah liegt in ihrem Wohnzimmer auf dem Bärenfell vor dem mächtigen Kamin, in dem ein wärmendes Feuer lustig prasselt.

Ihre Gedanken gehen in die Vergangenheit - an einen geschichtsträchtigen Ort, der allgemein als Waterloo bekannt ist, an dem ein gewisser Napoleon sein ganz persönliches Waterloo erlebt hat.

Sie sinniert darüber nach, wie sich wohl Napoleon gefühlt haben muss, als sich für ihn in Waterloo die Büchse der Pandorra öffnete.

In ihrer Phantasie persifliert sie den Helden aus der Vergangenheit und wirft einen kurzen unwirschen Blick zum halb geöffneten Fenster, welches direkt zur Strasse führt, auf der irgendwelche Leute krakeelen.

Doch ist dies nur ein kurzer Ausflug in die Realität. Achselzuckend verdrängt sie den Lärm aus ihren Gedanken und beschliesst, ihn als weiteres Übel zu all den anderen negativen Erscheinungsformen dieser Gesellschaft zu subsumieren. Einen kurzen Moment laufen ihre Gedanken dabei wild wie in einer Zentrifuge durcheinander.

Dann fokussiert sich ihr Blick und richtet sich auf den Sextant, der auf dem Kamin liegt und der das Nonplusultra an Handwerkskunst darstellt - eine Meisterarbeit, die phänomenal in ihrer Einzigartigkeit ist.

Das Krakeelen auf der Strasse steigert sich nun zu einem fast schmerzhaften Crescendo, was Sarah veranlasst, sich von ihrem Bärenfell graziös zu erheben, zum Fenster zu schreiten und es zu schliessen.


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35a.) Geschichte

Palmsonntag

Was ist das eigentlich, ein Palmsonntag?

Ist das ein Sonntag unter Palmen, fernab unserer geschäftigen Welt, wo niemand ausländerfeindlich ist und die Menschen sehr wohl fromm sein können, ohne die Gewalt zu verherrlichen?

Oder ist der Palmsonntag lediglich auf den christlichen Brauch zurück zu führen und bezeichnet den Sonntag vor Ostern?

Einen Sonntag, an dem niemand neidisch sein sollte, an dem die Menschen bescheiden sind und zufrieden mit dem, was ihnen ihr Gott gegeben hat?

Macht sich ein Atheist in unserem Land unbeliebter, als ein Gäubiger, der statt in die Kirche zu gehen, eine Moschee aufsucht?

All diese Fragen werde ich ernsthaft bedenken, wenn ich an einem Sonntag unter Palmen dem Meeresrauschen bei Vollmond lausche und dem Spiel der Wellen zusehe...


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35b.) Gedicht

am Palmsonntag ruhen die Menschen aus
die Moschee ist voll und das Gotteshaus
ein Atheist hat damit nichts im Sinn
er ist nicht fromm - drum geht er nirgends hin
auch neidisch ist er keinesfalls
hat keine Gewalt oder andres am Hals
wer ausländerfeindlich wird ausgesiebt
der macht sich bei Menschen recht unbeliebt
wer bescheiden an seinem Leben baut
wer fromm ist, sich seinem Gott anvertraut
wen nächtens bei Vollmond die Liebe berührt
der wird am Palmsonntag so richtig verführt

sorry - mir war grad langweilig...


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36.) Geschichte

Etwas aus unserem Kulturkreis

Ohne eingebildet erscheinen zu wollen, möchte ich doch behaupten, dass auf das grosse Ganze bezogen, unser Kulturkreis einen eigenen kleinen Kosmos innerhalb der von Menschen gesetzten Grenzen darstellt, dessen Regeln und Gesetze so manches mal unlogisch erscheinen, aber in letzter Konsequenz aufzeigen, dass es durchaus möglich ist, ein System, welches baufällig ist, durch intelligente Information doch recht präzise an unsere moralisch-ethischen Wertvorstellungen anzupassen.

Die Erinnerung an Fehler aus vergangener Zeit mag uns dabei helfen, diesen Prozess zu beschleunigen, was sich dann natürlich auch auf andere Bereiche auswirkt, die wir rein visuell wahrnehmen.


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37.) Geschichte

Frühlingserwachen - unsere Sonne, die uns bisher so stiefmütterlich behandelt hat, verwöhnt uns nun mit ihrem wärmenden Glanz.

Da bekommen wir kleinen Menschen wieder Stehvermögen und haben Spielraum, Neues zu beginnen und alles nicht mehr so krass zu sehen.

Denn sich gegen die Natur zu stemmen lässt uns letztendlich kläglich scheitern.

Auch Singles nutzen das schöne Wetter, um bei einer Partnervermittlung neue Kontakte zu knüpfen. Dem geht natürlich eine Fragestunde voraus, in der die Vorlieben und sonstige Details der Aspiranten einfliessen.

Wie man sieht, ist also alles auf Frühlingserwachen ausgerichtet ...


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38.) Geschichte

Da sehe ich nun die "Hausfrau des Jahres", wie sie virtuos mit ihrem Staubsauger durchs Haus fegt, hinterrücks alles platt walzt, was ihr in den Weg kommt. Unter ihrer zu engen Kittelschürze sieht man den wogenden Bauchspeck, der versucht, das ihn einengende Kleidungsstück zu sprengen.

Ihr haftet der Geruch von Bratwurst und allerlei anderen Dingen an, von denen wir, die wir barmherzig sind, lieber schweigen.

Fast hätte sie durch das Getöse des Staubsaugers die Klingel überhört, die direkt neben der Tür hängend, horrormässige Geräusche von sich gibt.

Umständlich schaltet sie das tosende Ungetüm ab und geht vorsichtig zur tür, um diese zu öffnen. Dabei achtet sie darauf, nicht die frisch gebohnerten Stellen zu betreten, denn sie könnte ja darauf ausrutschen.

Vor der Tür steht ihre beste Freundin Adelheid, die es mit ihrem Haushalt nicht so genau nimmt. Dafür arbeitet sie lieber an sich selbst herum und trägt ständig eine Nagelfeile bei sich, die sie flexibel einzusetzen weiss. Ihr Gesichtsausdruck ist dabei immer ein wenig starr, was wohl auf die Unterspritzung ihrer Stirnfalten mit Botox, einem Gift des Bakteriums Clostridium botulinum zurückzuführen ist. Ausser dieser kleinen Marotte ist ihre Freundin aber ansonsten ganz normal...


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39a.) Geschichte

Mein Gott, diese lächerliche Trophäe ist zwar trittfest,aber sie nervt auch. Wer stellt sich schon einen Melkschemel als Kunstwerk ins Wohnzimmer.

Übellaunig betrachte ich dieses Teil, welches sich so plastisch meinem Auge darbietet und mit welchem ich so gerne Karambolage spielen würde.

Statt souverän darüber hinweg zu sehen, fühle ich mich bei seinem Anblick wie gelähmt. Da steht es nun prahlerisch an seinem Platz, gibt sich wie ein Chauvinist und sieht auf eine snobistische Art auf mich herunter, die mich zu einer alternden Rapunzel degradiert.

Ich schalte das Fernsehgerät ein und sehe als erstes diesen Prediger, der Worte von sich gibt, die beliebig austauschbar sind. Ich schalte um und da gibt es einen Beitrag zum Erntedankfest, in dem der Magistrat einer nicht näher bezeichneten Stadt Bauern mit Schubkarre durch die Strassen jagt, die sich bewegen, als beherrschten sie die hohen Künste der Kampfsporttechnik.

Wenn ich dann sehe, wie verfressen einige der Politiker sind, würde ich schon gern Blausäure oder andere Verbindungen, die ebenfalls anorganisch sind, dem Essen beimengen.


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39b.) Gedicht

Die Magd

die Magd mit ihrem Melkschemel
ist trittfest und cool
schimpft die Kuh als verfressen
findet snobistisch nen Swimmingpool
selbst Rapunzel aus dem Märchen
die den Chauvinist nicht mag
poppt heimlich mit dem Prediger
am Erntedankfest-Tag

Die Schubkarre voll Mist
den Magistrat nicht gewählt
als Trophäe den Redner
der so prahlerisch erzählt

Chemie anorganisch
sie übellaunig verdreckt
ihre Kampfsporttechnik pflegend weil sie gelähmt, wenns ihr suspekt

Beim Billard Karambolage
spielt souverän sie am Tisch
und flucht auch mal plastisch
denn beliebiges Fluchen hält sie frisch


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40.) Geschichte

Es sind Parlamentswahlen und wie immer geben sich die Wähler sehr gefühlsbetont.

Zuvor müssen viele politische Fragen geklärt werden. Da ist dieser sinnlose Krieg - ein Schlachtfeld, auf dem die Soldaten in Wellen gegen den Feind anrennen und sterben.

Da können Menschen schon pessimistisch werden, selbst jene, die sehr belesen sind, weil es als ein Sakrileg aufgefasst wird, das auch noch redaktionell vor aller augen auszubreiten.

In einer Zeit, in der der Planet Venus uns mit seinen geheimnisvollen voller Gefühl steckenden Strahlen verwirrt, sollten Kriege abgeschafft und ausschliesslich die Liebe propagiert werden.


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41.) Geschichte

Der Spanner

Hihihihi - Sabine und ich amüsieren uns königlich. Nicht weit von uns entfernt sitzt in einem schreigelben Fass, welches synästhetisch die Augen reizt, ein notgeiler Spanner und beobachtet uns durch ein darin befindliches Spundloch.

Daneben die verrottetende Karosserie eines einstmals stolzen Sportwagens, dessen Teile nur noch rudimentär vorhanden sind.

Wir befinden uns auf einem unbefestigten Weg, der holperig an einer verlassenen Tankstelle endet.

Vor der neuen Umgehungsstrasse kapitulierend sind die ehemaligen Besitzer schon seit Jahren von hier weg und haben beherzt in einer anderen Kleinstadt neu angefangen. Möglich wurde das dadurch, weil der jüngste Spross der Familie - ein Mathegenie - die Mersennsche Primzahl, die bislang die grösste bestätigte der Welt war, noch übertroffen hat.

Ehrungen und ein satter Geldregen waren die Folge. So konnten die ehemaligen Tankstellenbesitzer ihren altersschwachen Bootsanhänger, den sie normalerweise für Umzüge benutzten, endlich gegen einen richtigen Truck mit Auflieger eintauschen. Um das ganze Gefährt zu versteifen, liessen sie extra eine Traverse in den Auflieger einziehen.

So gerüstet ging ihr Umzug ohne Zwischenfälle über die Bühne...


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42.) Geschichte

Im Jazzkeller vom alten Baptiste, der von New Orleans nach Berlin gezogen war, als die guten alten Tage des Free Jazz ihren Triumph feierten, spielte Ramirez auf seinem alten Vibrafon, welches er vorher notdürftig repariert hatte, gegen den Lärm des sich stetig drehenden Ventialators an.

Das alte Vibrafon war Ramirez ans Herz gewachsen, obwohl es eigentlich nur noch Schrott war.

Ramirez wusste sehr wohl, sich etwas vorgaukeln, würde den notwendigen Prozess des Abnabelns von seinem Lieblingsinstrument nur verzögern. Alternativ dazu könnte er natürlich das Vibrafon im Stauraum seines Campers unterbringen und damit in sentimentalen Augenblicken dazu greifen, er würde mit seinen Gefühlen nicht kleinlich sein und die Puppen ordentlich tanzen lassen.

Alle diese Gedanken waren jedoch keine Beruhigung für ihn und voller Trauer nahm er im Stillen Abschied von seinem geliebten Vibrafon...


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43.) Eine Leiche zum Frühstück 01

Eine Leiche zum Frühstück Teil I

Sergeant Pepper von der Mordkommision wirkt äusserlich eher wie ein Eisblock. Langsam schlendert er durch den Heimwerkermarkt. Seinem wachsamen Auge entgeht dabei nicht die geringste Spur. Im Vorbeigehen wirft er einen flüchtigen Blick auf ein ander Wand hängendes Poster, auf dem der deutsche Torwart Kahn zu sehen ist, wie er mit einer langen Stange einen Kahn durch einen Kanal manövriert.

Während auf dem Poster Sommer ist, ist es hier im Ort zur Zeit recht winterlich. Ein Angestellter des Marktes versucht ihm zu erklären, dass er heute nur der Ersatzmann für seinen kranken Kollegen ist und eigentlich tagsüber nie im Laden arbeitet.

Derweil haben seine Leute die Leiche fotografiert und aufmerksam begutachtet. Detectiv Hansen kommt zu ihm rüber, streift dabei im Gehen die Gummihandschuhe ab und steckt sie in die Tasche, aus der er sodann eine Packung Lucky Strike hervorholt. Mit einer geschickten Klopf- Wurfbewegung schnippt er eine Zigarette aus der Schachtel und sich zwischen die Lippen.

"Also Chef..." er nimmt einen tiefen Zug aus seiner Zigarette - "der Tote muss nix ordentliches gegessen haben in den letzten Wochen, denn ihm fehlen wichtige Spurenelemente.

Nachdenklich sieht Pepper seinen Freund an:

"Haben wir Spielraum, was die Todeszeit angeht?"

Hansen kratzt sich nachdenklich am Kinn:

"Vielleicht 1 stunde plusminus, aber genaues kann ich erst sagen, wenn er obduziert wurde. Mich würde interessieren, warum musste er so enden?"

Pepper zuckt die Achseln und sagt lakonisch:

"Weiss nicht, mache ich mir später Gedanken drüber. Komm, lass uns erst mal bei Billy einen genehmigen."

Hansen nickt schweigend und beide verlassen Schulter an Schulter die Stätte des Grauens.


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44.) Eine Leiche zum Frühstück 02

Eine Leiche zum Frühstück Teil II

Als Seargent Pepper und Detective Hansen die Schwingtür zu Billys Bar aufstossen, schlägt ihnen extrem lauter Lärm entgegen. Auf der kleinen Tanzfläche in der Mitte der Bar tanzt eine einzelne Frau mit atemberaubend langen Beinen sehr sinnlich zum Takt der Musik.

Rundum stehen Männer mit Whiskygläern in ihren Händen, die mit Stielaugen - hungrigen Kannibalen gleich - diese Frau ansehen.

In dem Gewuhle der kleinen Bar ist es unübersichtlich und das Gewoge und Gedränge ähnelt mehr einem Hexentanz.

Pepper sieht sich mit einem amüsierten Lächeln um, schaut zuerst zu der tanzenden Frau und dann in die Runde, Hansen freundschaftlich in die Seite boxend:

"So grundlegende Bedürfnisse wie Whisky und schöne Frauen kann mann in der Tat nur in einer Bar stillen,"

meint er dann, fröhlich feixend.

Hansen nickt zustimmend und überlegt dabei schon, ob er die Osternacht nun mit der kleinen Brünetten oder doch lieber mit der vollbusigen Rothaarigen aus der Dechiffrierabteilung des Departments verbringen soll. andererseits, so überlegt er, könnte er ja den neuen Fernseher ausprobieren, der jetzt total digital arbeitet. Er spricht es nicht laut aus, nimmt sich aber vor, dem Trubel, der durch Auferstehung Christi und diesem ganzen Rummel um Jerusalem dadurch zu entkommen, dass er seine eigene Auferstehung im Bett feiert.

Solcherart zu einem Entschluss gekommen, steuert er den dicht belagerten Bartresen an und bestellt für Pepper und sich einen Whisky Soda...


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45.) Eine Leiche zum Frühstück 03

Eine Leiche zum Frühstück Teil III

Gerade dreht sich Hansen mit den Getränken in beiden Händen jonglierend vom Tresen weg, um zu Pepper zu gehen, da rempelt ihn eine stark angetrunkene Frau an, die er sofort als die Fernsehansagerin von Kanal CW-2 identifiziert. Ihr ohnehin schon recht knapp sitzender Rock ist seitlich aufgerissen, was ihre Beine und die sie zierenden Strapse aber vorteilhaft zur Geltung bringt.

Es ist für Hansen eine Art Kulturschock, diese Frau, die er schon seit langem auf eine mehr esoterisch angehauchte Art verehrt, weder sittsam, noch ganzheitlich glücklich zu sehen.

Sie ist schon lange an ihm vorbei, da schaut er noch nach ihr, bemerkt fast überdeutlich die aufreizende mauve-farben kolorierte Bluse und hat eine Vielfalt von Gerüchen, die ihr anhaften, in seiner Nase. Es riecht nach Waldmeister, ein leichter Duft von Maiglöckchen und eine Mehrzahl nicht näher identifizierbarer anderer Gerüche, die seine feine Nase noch nicht gefiltert hat.

Pepper reisst ihn aus seinen Gedanken:

"Was guckst du so stur hinter der her - das ist nicht deine Gehaltsklasse, Freund."

Hansen nickt abwesend mit seinem Kopf, ohne das Gehörte wirklich aufgenommen zu haben. Einem Laternenpfahl gleich steht er nur da und hängt weiter seinen Gedanken nach. Ein Bild taucht vor seinem inneren Auge auf - die Leiche im Baumarkt. Ihr Blut war schon geronnen, als sie dort eintrafen. Seine Gedanken wandern im Kreis - wie in einem Zirkelbezug. Einer jungen Frau, die ihm im Vorübergehen einen Flyer in die Hand drückt, nickt er ebenfalls abwesend, zu.

In Gedanken versucht er bereits, programmatisch ein Szenario nachzubauen, welches ihm helfen soll, den Fall zu lösen. Dabei überlegt er auch, ob die Leiche nicht vielleicht auch gleich mal mit dem neuen Röntgengerät untersucht werden sollte, dessen Luminiszent deutlich verbessert ist, gegenüber dem alten Gerät.

Doch dann schüttelt er sich, schaut auf sein in der hand befindliches Whiskyglas, in dem die kleinen Eisstückchen bereits den Wärmetod gestorben sind und schüttet das Zeug mit einer einzigen kippenden Bewegung in seinen offenen Mund, wo der Whisky sofort seine wohltuende Wärme entfaltet.


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46.) Geschichte

Liebe Lillybett

Dein gramzerfurchtes Gesicht vor Augen konnte ich die Nacht nur sehr schlecht schlafen Ich sah Deine Tränen Sturzbächen gleich die Wangen herabfluten und hatte die Vision eines ertränkten Computers.

Also machte ich mich schweissgebadet und in Sorge, dass auch mein Domizil Deinen Tränen zum Opfer fallen könnte, daran, dir einige lobende Worte zukommen zu lassen

Die Lillybett
geht nicht ins Bett
statt dessen schreibt sie cool im Thread
Die Worte setzt sie wunderbar
Satz für Satz und Paar für Paar
dafür dank ich, Lillybett
ein Wort von mir - ich find Dich nett
nun weine nicht mehr voller Gram
ich lob Dich doch, Frau Tugendsam

In diesem Sinne noch viel Spass beim Schreiben Dir und allen anderen hier


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47.) Eine Leiche zum Frühstück 04

Eine Leiche zum Frühstück Teil IV

Am nächsten Morgen erscheint ein angeschlagener Pepper, in seinem Windschatten Hansen, der träge vor Schlafbedürfnis hinter ihm hertrottet.

Das Grauen einer durchzechten Nacht, die abschliessend auch noch in einer Schlägerei endete, ist Beiden deutlich ins Gesicht geschrieben.

Die etwas angejahrte Sekretärin, deren Silhouette nicht nur schmal ist - böse Zungen meinen ja, sie sei spindeldürr - wedelt mit einem Fragebogen in ihre Richtung, dabei ein verschmitztes Lächeln aufsetzend.

Pepper und Hansen nicken grüssend in ihre Richtung.

"Sagen sie Manuela, was ist das für ein Fragebogen und was gibt es Neues? - Ach ja, ist der Kaffee fertig?"

Pepper, der brummig-freundlich diese Worte ausgesprochen hat, sieht die Sekretärin fragend an.

Diese hält kurz inne, das Blatt zu schwenken und schenkt Pepper ein süssliches Lachen;

"Der Kaffee ist fertig, aber ich schätze mal, sie haben noch soviel Kraft, ihn sich selbst einzuschenken. Der Fragebogen hier bezieht sich auf ihren Dienstwagen. Die Rechnungsabteilung würde gern wissen, wie es dazu kam, dass sämtliche Sitzpolster im Wagen zerfetzt sind und meint nur, sollte es sich dabei um den Zerstörungstrieb ihres Hundes gehandelt haben, müssten sie den Schaden selbst ausbessern.

Hansen, der aufmerksam zugehört hat, grinst in Richtung Pepper und begibt sich sodann zur Kaffeemaschine, wo er für Pepper und sich einen Kaffee eingiesst...


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48.) Eine Leiche zum Frühstück 05a

Eine Leiche zum Frühstück Teil V a

Hansen, der sich ja bereits im Kopf zurecht gelegt hat, wie an den Fall *Baumarktleiche* heran zu gehen sei, reicht seinem Freund Pepper einen Pott mit schwarzem, dampfendem Kaffee. Beide gehen an ihren Schreibtisch. Hansen wirft sich in seinen Drehstuhl, während Pepper sich nur auf die Tischkante hockt und nachdenklich an dem glühend-heissen Kaffee nippt.

Den Fragebogen, den ihm die Sekretärin bezüglich der Polsterung seines Dienstwagens gereicht hatte, hat er winzig zusammengeknüllt und mit einem gekonnten Weitwurf in den neben dem Schreibtisch stehenden Papierkorb geworfen - Treffer!

Im Office ist es schwül und der Kommandante, wie das Team der Mordkommission liebevoll ihren Chef nennt, rennt mit weit geöffnetem Hemd im Raum herum, auf die schon wieder mal defekte Klimaanlage laut fluchend.

Catherine, die altgediente Putzfrau des Hauses, kommt kreischend in den Raum, eine silbrig glänzende Klobürste in ihrer gummibehandschuhten Hand schwenkend.

"Überschwemmung!",

schreit sie und sieht dabei alle im Raum mit einem strafenden Rundumblick an.

"Gleich wird es bei euch reinschwappen, der Wasserstand im Klo ist schon so hoch, dass er die Schwelle bald überschreitet."

Hansen prustet laut los, hält aber sofort inne, als er ihren strafenden Blick auf sich gerichtet sieht.

"Gesegnet sei eure Dussligkeit, dass ihr eure Toilette auch dem Fremdenverkehr zur Verfügung gestellt habt. Habe ich euch nicht gesagt, ihr sollt immer abschliessen? Nun haben wir die Superverstopfung!",

schimpft sie missmutig und schwingt weiter ihre Klobürste.

Pepper und Hansen schauen sich amüsiert an und sind sich auch ohne Worte einig, ihren Arbeitsplatz sofort in Billys Bar zu verlegen...


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49.) Eine Leiche zum Frühstück 05b

Eine Leiche zum Frühstück Teil V b

Beide erheben sich nahezu gleichzeitig und steuern die Tür an. Doch es ist unmöglich, an der immer noch zeternden Putzfrau, die mit der Feuerkraft eines Gatling- Maschinengewehrs ein ganzes Arsenal an Schimpfwörtern abschiesst, vorbei zu kommen.

Süffisant grinsend schaut der Kommandante zu, wie sie tänzelnd versuchen, der wirbelnden Klobürste auszuweichen und durch die Tür zu entweichen.

Endlich haben sie es mit einem kleinen Trick geschafft und stehen erleichtert aufatmend im düster-kühlen Flur. Am Fahrstuhl ist ein Riesentumult und als sie sich nähern, sehen sie Schilder und Transparente auf denen steht, dass Klofrauen und Klomänner auch Rechte besitzen. Es ist eine spontan von ihrer Putzfrau angeregte Protestkundgebung, die zwar in seiner Gesamtheit nicht unbedingt praktikabel ist, aber Eindruck hinterlässt.

Eine Xanthippe aus der Verwaltung taucht völlig derangiert aus dem Gewuhle der Protestierenden auf. Sie, die sonst so arriviert ist, macht nun einen völlig aufgelösten Eindruck.

Pepper erinnert sich noch voller Grausen daran, wie sie ihn einmal zu einem Meeting geschleppt hat, welches autistische Störungen als Thema hatte. Applied Behavior Analysis nannte sich diese Therapieform, die auch gleich eine passende Strukturanalyse anbot.

Pepper und Hansen verzichten darauf, sich auf Diskussionen bezüglich des Fahrstuhls einzulassen und benutzen die Treppen...


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50.) Eine Leiche zum Frühstück 06

Eine Leiche zum Frühstück Teil VI

Vom Treppenhaus aus gehen beide Detektive direkt in die Tiefgarage des Departements, welches lieblos mit einer graugrünen Farbe gestrichen wurde und dadurch sehr kalt wirkt.

Hansen sieht als erster Peppers Dienstwagen und zielgerichtet eilen beide darauf zu. Pepper schliesst auf und wirft einen Blick ins Innere. Er wirkt dabei mehr als unzufrieden, was beim Anblick der zerfetzten Polster auch verständlich ist. fast verächtlich klingen seine Worte, als er sich darüber auslässt, wozu so eine blöde Rechnungsabteilung denn gut sei, wenn sie nicht mal den Schaden an seinem Dienstwagen ersetzen lassen wolle.

Hansen ist unruhig, denn ihm geht die ganze Zeit über etwas im Kopf herum, den Fall "Baumarktleiche" betreffend.

Beide sitzen eine Weile ohne zu reden im Wagen, während Pepper das Radio anstellt und Musik zum Entspannen sucht. Auf CBS kommen grade News und beide hören zu.

In Deutschland will die Bundesbahn alle Fahrpläne abschaffen und die Züge individuell durchs Land rollen lassen - na toll! Ob das wohl ein Chaos gibt? Die Deutschen! tztztz...

Beide sehen sich grinsend an - na ja, Krautfresser.

Die Nachrichtensprecherin verliest die nächste Meldung, sie kommt aus Moskau und besagt lapidar, dass Putin sich zum neuen Zar hat ausrufen lassen.

Aber das ist für Pepper und Hansen eh nichts Neues, da Putin ohnehin bislang unumschränkt in Russlang geherrscht hat.

Die neueste Meldung kommt aus Italien. Der Obermafiosi Berlusconi scheint endlich abgewählt, will dies aber nicht wahrhaben und spricht deshalb von Wahlfälschung.

Ein altbekanntes Mittel, eine Wahlniederlage nicht als Niederlage einzugestehen, sondern Intrigen zu vermuten.

Pepper hat genug gehört, startet den Wagen und fährt langsam aus der Tiefgarage auf die Strasse, wo er sich routiniert in den fliessenden Verkehr einfädelt...


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51.) Eine Leiche zum Frühstück (ZF)

*Zusammenfassung und Inhalt des Baumarktkrimi*

Da sich dieser Krimi wohl noch etwas hinzieht, dachte ich, eine kurze Übersicht wäre nicht schlecht:

Hintergrundinformationen zu Eine Leiche zum Frühstück

Baumarkt: Der Ort, an dem alles begann

Billys Bar: Lieblingsbar von Pepper und Hansen - hier können sie in Ruhe ihre aktuellen Fälle besprechen und dazu einen guten Whisky schlürfen. Ausserdem ist die Bar nur drei Querstrassen vom Police-Departement entfernt.

Chef der Mordkommission: seine Leute nennen ihn liebevoll "Kommandante"

Seargent Pepper: leitender Detektiv der Mordkommission im Aussendienst

Detective Hansen: Peppers direkt untergeordneter Mitarbeiter und bester Freund

die angejahrte Sekretärin: spindeldürre Person, von der noch öfter die Rede sein wird

Catherine: eine wortgewaltige Putzfrau, die im aktuellen Mordfall eine "zündende" Idee hat


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52.) Eine Leiche zum Frühstück 07

Eine Leiche zum Frühstück Teil VII

Hansen ist immer noch tief in Gedanken versunken, seine Haare sind vom Wind, der durch das halbgeöffnete Seitenfenster bläst, total zerzaust. Er denkt an den Fall und an die Konferenz, die heute stattfindet. Ein Hungergefühl nagt in ihm und er schaut, ob sie nicht bald an dem Strassenstand sind, an dem er von der Verkäuferin so herzlich angelacht wird, wenn er bei ihr eine Instantsuppe bestellt.

Doch Pepper fährt heute, nicht am Stand haltend, direkt zu Billys Bar. Eine viel zu kleine Parklücke nutzt er, schräg in die Lücke hinein und halb auf den Bürgersteig zu fahren. Beide steigen aus und gehen in die Bar, wo sie sich sogleich an ihren Stammtisch begeben, der rechts seitlich immer für sie reserviert ist.

"Ist dir eigentlich mal aufgefallen, dass keine der vielen Mosaiksteine, die wir über den Baumarktfall besitzen, mit Teilen aus anderen Fällen konvergieren?",

fragt Hansen seinen Freund unvermittelt. Der sieht sich immer noch leise schmunzelnd in der Bar um und nickt abwesend. Hansen verzieht sein Gesicht schmerzvoll. Pepper schaut ihn nun aufmerksam an und meint:

"Du musst nun nicht gleich leiden, weil ich dir nicht meine volle Aufmerksamkeit schenke."

Dabei verzieht er sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. Hansen muss nun auch schmunzeln und beide lachen sich schliesslich offen an. Ihre Getränke kommen an den Tisch und sie nehmen erst mal einen Schluck. Dann wischt sich Hansen bedächtig mit seinem Handrücken den Mund ab und formuliert einen seiner Gedankengänge:

"Sieh mal, es gab so viele Ungereimtheiten direkt in diesem Baumarkt. Zum Beispiel waren die Innenflächen beider Hände der Leiche verbrannt, als wären diese beim Lichtbogenschweissen verbrannt worden. Na und dann dieses komische Zeichen auf der Stirn, dass wir auch draussen am Kassenhäuschen gesehen haben. Die Farbe war ja noch nicht mal trocken dort."

Pepper, der aufmerksam zugehört hat, wiegt seinen Kopf nachdenklich hin und her:

"Es könnte sich hier um einen Ritualmord handeln, zumal dieses Zeichen in der schwarzen Magie häufig verwendet wird. Allerdings verstehe ich noch nicht ganz, wo zum Teufel sich unsere Leiche diesen Tiefenrausch in einem Baumarkt zugezogen haben soll. Die Blutuntersuchung hat ergeben, dass die Person an einer schweren Stickstoffvergiftung litt und unter Umständen auch ohne diesen Mord gestorben wäre."

Nach dieser, für ihn eigentlich ungewöhnlich langen Rede nimmt er einen grossen Schluck aus seinem Glas. Hansen sieht ihn überrascht an:

"Das wusste ich noch garnicht - da werden wir wohl noch viele Laufereien haben und als erstes denke ich, sollten wir die Tauchschulen mal unter die Lupe nehmen."

Pepper nickt zustimmend und deutet lächelnd zur Tanzfläche, wo wieder mal eine mutige junge Frau freudig ihr Bestes und das auch noch sehr individuell, beim Tanzen gibt...


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53.) Eine Leiche zum Frühstück 08

Eine Leiche zum Frühstück Teil VIII

Neben der Tanzfläche steht die neunzigjährige Marischa, eine ehemalige Tänzerin, die zu ihrer Zeit in Europa grosse Erfolge feierte und schaut recht nachdenklich der jungen Frau, die sich so unverfroren lasziv bewegt, beim Tanzen zu. Sie, die sich dem Brauchtum gesellschaftlicher und transzendentaler Sitten und Bräuche verschrieben hat, steht in einem äusserst ambivalenten Widerstreit ihrer Gefühle der jungen Frau gegenüber.

Pepper erhebt sich als Erster, reckt und streckt sich ein wenig, sieht auf den sitzenden Hansen herab und sagt:

"Lass uns los gehen, etwas für unser Gehalt tun, nicht dass unser Verein beim Bürgermeister in Verruf kommt, wir würden zu viel feiern."

Hansen erhebt sich leichtfüssig, zeigt nickend mit dem Kopf zum Tresen und meint lakonisch:

"Okay, aber wir nehmen vorher noch ein "Osterfeuer"."

Pepper lacht:

"Dieses eklig scharfe Zeug sollen wir uns jetzt antun? Ist gut, aber auf deine Verantwortung, nicht, dass ich wegen Umweltverschmutzung zur Rechenschaft gezogen werde, weil ich das Zeug wieder ausspucke."

Hansen hat wortlos grinsend zugehört und steuert zielgerichtet den Bartresen an, wo er sogleich zwei "Osterfeuer" bestellt.

"Hey Partner, stehst du unter Tierschutz, oder warum kommst nicht her? Mich allein trinken lassen ist absolut unsozial, also setz deinen Arsch in Bewegung!"

Pepper lacht laut auf, ist mit ein paar grossen Schritten neben seinem Freund, ergreift das Glas und kippt es todesverachtend mit einem Ruck in seinen Mund. Ein Ekel schüttelt ihn, er verzieht sein Gesicht, aber das dauert nur einen kurzen Moment. Hansen hat sein Glas ebenfalls leergemacht und beide gehen dem Ausgang entgegen, zum Abschied einigen Bekannten zuwinkend...


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54.) Eine Leiche zum Frühstück 09

Eine Leiche zum Frühstück Teil IX

Als sie im Wagen sitzen, lachen sie noch einmal herzlich über die Oma und die junge Frau auf der Tanzfläche, ohne zu ahnen, dass diese junge Frau in Wahrheit ein junger Mann ist, der hier seinen Bauchtanz vorführt und von dem nur die alte Marischa weiss, dass unter dem Kopftuch ein Mann steckt, der durch seine Probleme, sich als Frau zu fühlen, zum Alkohol greift und bis zur Sperrstunde im Alkoholrausch davon träumt, eine schöne und begehrenswerte Frau zu sein.

Sein feminines Äusseres, die Art, unkontrolliert zu turteln, kann aber auch gefährlich sein, denn eine Bar ist kein Platz für einen Schüleraustausch. Letztendlich ist es inkonsequent, sich auf diese Art aus der Realität zu stehlen.

Von all dem wissen Pepper und Hansen nichts. Hansen bietet Pepper ein Stück von seiner Schokolade, der sie nimmt, sich verschluckt und gleich darauf von einem heftigen Husten geschüttelt wird. Aus seiner Nase tropft es herab und Hansen will sich am liebsten ausschütten vor Lachen. Er kramt aus dem Handschuhfach einen Tampon, der, weiss der Himmel wie, da hingekommen ist und meint nun, dieser sei biegsam genug, in Peppers Nase zu verschwinden und dort lustvoll dafür zu sorgen, dass Peppers Nase nicht mehr tropfen werde.

Es ist ziemlich windig draussen und Hansen schliesst das Seitenfenster. Als ein Drugstore in Sicht kommt, bittet Hansen Pepper, kurz zu stoppen, da er für seine Frau noch Möbelpolitur mitbringen will. Nebenan ist ein Strassenstand mit Blumen und Hansen kauft auch gleich noch ein paar Primeln, die er in seinem Vorgarten einzusetzen gedenkt.

Plötzlich richtet sich Pepper jäh auf in seinem Sitz und klopft sich mit der flachen Hand an die Stirn, was ein laut klatschendes Geräusch verursacht.

"Der oder die Täter müssen wirklich denken, wir ziehen uns unsere Hosen mit der Kneifzange an.",

meint er. Hansen staunt nicht schlecht und überlegt, was sein Freund ihm damit wohl sagen wolle...


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55.) Eine Leiche zum Frühstück 10

Eine Leiche zum Frühstück Teil X

"Was meinst du damit, die Hosen mit der Kneifzange anziehn?",

fragt Hansen. Pepper überlegt kurz, sieht auf die Strasse und ruft auf einmal:

"Das gibts doch nicht! Schau doch mal, existiert das nur in meiner Einbildung,da läuft ja noch einer mit nem Tampon in der Nase rum!"

Hansen schaut in Richtung Drugstore und sieht in der Tat einen Kerl, dem ein Stück vom Tampon aus der Nase schaut, mit einer kleinen Schnur daran, die beim Gehen hin und her schaukelt. Hinter ihm tritt ein breitschultriger sportlicher Typ auf die Strasse, bleibt kurz stehen, um sich in zwischen den hohl gehaltenen Händen eine Zigarette anzuzünden. Seine Haare sind kurz geschnitten und alles in allem erinnert sein ganzes Gebaren an einen Menschen, der militärisch ausgebildet wurde. Seiner Hautfarbe nach könnte es ein ehemaliger Marine sein, überlegt Hansen. Also einer, der besser mit einem Echolot umgehen kann, als ein Gesangbuch in Händen zu halten oder sich den ganzen Tag in einem Faraday´schen Käfig, genannt Automobil herumfahren zu lassen.

"Erinnerst du dich noch an das Zeichen auf der Stirn des Toten und draussen am Kassenhäuschen vor dem Baumarkt?",

wendet sich Pepper fragend an Hansen. Dieser nickt bestätigend und wartet darauf, was das Ganze soll. Pepper holt seinen Notizblock hervor und blättert darin herum. dann hält er inne und fragt mehr prophylaktisch, ob Hansen eigentlich abergläubisch sei. Dieser schüttelt amüsiert seinen Kopf:

"Ich glaube nicht an sowas, eher habe ich ein Herz für Hunde."

"Manchmal kannst du ganz schön ätzend sein, mit deinem Pragmatismus;"

meint darauf, gutmütig lächelnd, Hansens Freund.

"Der Tote hatte ausserdem Spuren von Morphium im Körper, was den Schluss nahelegt, dass die Schmerzen bezüglich des Tiefenrausches so gross waren, dass er Morphium dagegen nahm. Hier hätten wir auch noch einen Ansatzpunkt. Es wäre ja wohl doof, der Spur nicht zu folgen und ich bin mal gespannt, wo sie uns hinführt."

Hansen hat ruhig zugehört und fängt plötzlich an, laut zu lachen. Pepper schaut irritiert auf:

"Habe ich dich grad überfordert mit meinen Ausführungen?"

Hansen wischt sich - immer noch lachend - eine Träne aus dem Gesicht:

"Nein, du hast mich nicht überfordert, ich habe heute früh ne Sendung gehört, da ging es um Jugendsprachen und in Deutschland haben die sogar ein Wort dafür: kanakisch!

Welch eine krasse Fremdwort, hihihi..."

Hansen kann sich immer noch nicht beruhigen. Pepper schaut ihn verständnislos an und meint nur:

"Pass auf, dass es nicht schlimmer wird, nicht, dass wir dich noch windeln müssen. Aber du kannst ja schon mal langsam trainieren, deine sicher bald einsetzende, aber schnell wirkende, Inkontinenz zu beherrschen."

steigert sich Pepper in seinen Worten, seinen Freund dabei fröhlich anlächelnd.

"Übrigens nennt man so etwas antizyklische Kommunikation."

Hansen lächelt leicht und winkt dann ab. Mit einem mal springt er aus dem Wagen und läuft zu diesem Strassenstand, an dem er die Primeln gekauft hatte. Minuten später lässt er sich wieder in die immer noch zerfetzten Autopolster fallen und hält dabei in beiden Händen einen kleinen Apfelsinenbaum.

"Der ist für meine Frau, die liebt sowas."

meint er nur lakonisch.

Pepper hält immer noch seinen göffneten Notizblock in Händen und schaut auf die Zeichnung, die er am Tatort gemacht hatte. Sie hat Ähnlichkeit mit einem gespreizten Dübel oder einer gespreizten Hand. Er erinnert sich, was Catherine, die Putzfrau ihm sagte, als sie das Zeichen sah: Es sei eine magische Rune mit dem Namen Algiz, die dazu diene, Menschen nicht abstürzen zu lassen, die selbstsüchtige Ziele verfolgten. Ob das wirklich so relevant für diesen fall war? Nachdenklich kratzte er sich mit seinem Kugelschreiber hinterm Ohr...


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56.) Geschichte

Danke für die vielen schönen Geschichten

Hallo Ihr Lieben,

ich möchte Euch mal allen Dankeschön sagen, für die vielen schönen Geschichten, die Euch immer zu den vorgegebenen Wörtern einfallen.

Ich wurde jetzt von einigen von Euch direkt angesprochen, warum ich meinen Baumarktkrimi Eine Leiche zum Frühstück nicht weiter schreibe.

Es tut mir leid, aber ich habe seit einigen Tagen wahnsinnige Kopfschmerzen und ausserdem habe ich eine Schreibblockade, die es mir unmöglich macht, vernünftige Sätze zu formulieren.

Sobald ich mich besser fühle, werde ich auch wieder schreiben (speziell für Dich natürlich, Camille *ggg*, denn ich weiss ja, dass Dir mein Krimi fehlt).

In diesem Sinne ganz liebe Grüsse

von Eurer

Psychedelica


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57.) Eine Leiche zum Frühstück 11

Eine Leiche zum Frühstück Teil XI

Hansen wirft einen flüchtigen Blick auf die Zeichnung, wendet sich ab, um gleich danach ruckartig seinen Kopf zurück zu drehen.

"Das ist doch eine Rune..."

sagt er. Pepper nickt;

"Ja, ich weiss, Catherine, unsere Putzfrau, hat mir das auch schon erklärt. Was weisst du denn von Runen?"

Dabei sieht er seinen Freund fragend an. Der überlegt eine Weile, scheint unschlüssig, ob er reden soll und überwindet sich dann:

"Also der Vater meiner Frau ist irgendwie auf so nem Altertumstrip. Ich versteh ja nix davon. Er beschäftigt sich wohl auch mit Runenmagie. Hat doch tatsächlich bei unserer Hochzeit an das Hochzeitskleid meiner Frau - also seiner Tochter - eine Glücksrune aus Elfenbein angebracht. Ihr war das ziemlich unangenehm. Schliesslich wurde sie in ihrer Kindheit von Nonnen erzogen. Na ja und ich stand daneben und fühlte mich wie ein Hund, der kotzen muss. Aber ansonsten kann ich nicht klagen, im Gegenteil - zwischenzeitlich habe ich in ihm einen guten Freund gewonnen."

Pepper pfeift durch die Zähne:

"Na Mensch, das ist doch genial, ein echter Blattschuss! Da kann er uns doch sicher bei der Rune behilflich sein."

Hansen nickt nachdenklich:

"Du hast recht, ich werde mich mal mit ihm unterhalten..."


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58.) Eine Leiche zum Frühstück 12

Eine Leiche zum Frühstück Teil XII

Hansen steht vor der schweren Eingangstür, die einen festungsartigen Charakter hat und klingelt. Es ist das Haus seines Schwiegervaters, vor dem er um diese etwas ungewöhnliche Uhrzeit im Regen steht und fröstelnd auf Einlass wartet.

Hansen hat eine Allergie gegen fast alles und gegen den selbstgebackenen Kuchen seiner Schwiegermutter im besonderen.

Die Tür öffnet sich und sein hünenhafter Schwiegervater steht, eine Nagelschere in seiner Hand haltend, vor ihm.

Einladend gestikuliert er mit der Nagelschere und tritt zur Seite, damit Hansen eintreten kann. Dieser folgt kopfnickend der einladenden Geste und betritt das Haus.

In der riesigen Eingangshalle der Villa steht eine Skulptur, die Hansen in seiner künstlerischen Unbedarftheit eher für Schrott gehalten hätte, wenn ihm nicht seine Frau erklärt hätte, was das für ein kostbares Kunstwerk sei.

Im Wohnzimmer geben sich die beiden Männer freundschaftlich die Hand und genehmigen sich einen Chivas Regal auf Eis. Hansen räuspert sich, sucht umständlich in seinen Taschen und zieht schliesslich einen gefalteten Zettel hervor, den er langsam und sorgfältig entfaltet, auf den Wohnzimmertisch legt und mit den Fingern glättet. Neugierig tritt Hansens Schwiegervater an den Tisch und stösst überrascht einen kehligen Laut aus, der an das Knurren eines Hundes erinnert, als er die darauf abgebildete Rune sieht...


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59.) Eine Leiche zum Frühstück 13

Eine Leiche zum Frühstück Teil XIII

Hansen sieht ihn amüsiert an und sagt:

"Weisst du, ich habe Hunger. Bevor du an Langeweile stirbst, könntest du mir vielleicht ein Bratwurstbrötchen von deiner Köchin machen lassen. Hunger macht mich immer ruhelos und ich bin dann total gierig auf ein Bratwurstbrötchen."

Sein Schwiegervater lacht unbekümmert dröhnend, wobei sich sein mächtiger Brustkorb anspannt und man sehr gut die sportlich betonte Figur sieht, was Hansen neidisch zur Kenntnis nimmt.

"Wir gehen morgen Abend zur Galavorstellung ins "Winston". Wollt ihr nicht mitkommen?",

fragt er dann Hansen. Dieser schweigt einen Moment und sagt dann:

"Ich würde schon gern, aber dieser Abschaum hält uns im Moment so in Atem, dass es mir schwerfällt, mich auf andere Dinge zu konzentrieren, da ich zur Zeit sehr distanzlos meiner Arbeit gegenüber bin. Die Ungewissheit, was der neue Tag bringen wird, ob ich auch immer richtig kombiniere, oder die Orientierung verliere und dann vielleicht noch eine Blamage erleide, lässt mir einfach keine Ruhe."

Hansens Schwiegervater nickt verständnisvoll.

"Hat dir meine Tochter - also ja jetzt deine Frau - eigentlich mal erzählt, was ich immer mit ihr gespielt habe, um sie 'alltagstauglich' zu machen?"

Hansen schüttelt verneinend den Kopf.

"Also - wenn meine Tochter sich ganz schlecht fühlte, habe ich den Garten hinter dem Haus unter Wasser gesetzt. Da waren dann viele Pfützen. Wir machten eine Art Verlosung und wer gewann, durfte ein Torwandschiessen veranstalten. Der Gag war natürlich, das der Verlierer der Verlosung sich vor dieser Torwand aufbauen musste und zur Zielscheibe wurde."

Hansen grinst...


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60.) Eine Leiche zum Frühstück 14

Eine Leiche zum Frühstück Teil XIV

... doch schnell wird Hansen wieder ernst.

"Weisst du Schwiegervater, es ist überhaupt nicht lustig, ja eher ziemlich morbide."

Sein Schwiegervater sieht ihn eine Weile schweigend an und nickt schliesslich:

"Tja, euer Job ist nicht gerade berauschend und wenn ich daran denke, dass wieder ein Haufen Irrer von der Kette gelassen wird..."

seufzt er kopfschüttelnd.

Hansen erzählt ihm nun in kurzen Sätzen, was bislang geschah und warum er es wichtig findet, dass sein Schwiegervater sich diese Rune ansieht. Er sieht dabei geradeaus in dessen Augen und erkennt darin zunehmendes Interesse.

Sein Schwiegervater fängt an zu dozieren, erzählt vom Ursprung der Runen, ihrer späteren Bedeutung in der Parapsychologie und über die Frivolität einiger, die damit zum Schaden der Menschen spielen.

Hansen findet einiges von dem, was er hört, ziemlich beklemmend und wäre jetzt viel lieber mit seinem Freund Pepper in Billys Bar.

Doch dann lässt ihn ein Satz aufhorchen. Da war die Rede von einer kürzlichen Randale einer sektenähnlichen Vereinigung, die auf einer dieser obskuren Messen eine skandalträchtige Message verbreiteten, die letztendlich in einem, von vielen Medien lautstark begrüssten Platzverbot endete.

Er zieht geräuschvoll die Luft durch seine halb geöffneten Lippen, um sogleich schmerzhaft das Gesicht zu verziehen. So ein Mist, denkt er sich. Diese blöde Karies und ich habe einfach keine Zeit für den Arztbesuch. Missmutig tastet er an seiner Wange herum.

"Wie war der Name dieses Vereins?",

fragt er dann seinen Schwiegervater. Der überlegt kurz und meint dann, es müsse sich um die Mitglieder Ritterorden der Hermionen handeln, deren Name auf eine der drei germanischen Stammesgruppen zurückzuführen ist, über die bereits der römische Schriftsteller Tacitus berichtete und denen man geschichtlich nachsagt, sie wären identisch mit den in anderen Schriften erwähnten Elbgermanen. Eins ihrer Hauptsymbole sei die Labrys, eine kretische Doppelaxt, die nicht nur im germanischen von grosser ritueller Bedeutung sei...


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61.) Eine Leiche zum Frühstück 15

Eine Leiche zum Frühstück Teil XV

Ein sehr nachdenklicher Hansen verlässt das Haus seines Schwiegervaters. Lange noch haben beide gesessen und sein Schwiegervater hat Geschichten über Geschichten parat gehabt über Runen, Sekten, Magie - also der Vater seiner Frau war in dieser Beziehung echt genial, wusste auf jede von Hansens Fragen eine Antwort, die er zudem noch rasant beantwortete.

Hansen hält gedankenverloren sein Notizbuch in Händen, dreht und wendet es und scheint unschlüssig, was er tun soll. Er überlegt, ob er Pepper anruft, damit sie gemeinsam die ihm vom Schwiegervater genannte Adresse aufsuchen. Schliesslich gibt er sich einen Ruck, schüttelt wie abwehrend seinen Kopf, setzt sich in seinen Wagen und fährt los - in Richtung der aktuellen Adresse, die der Hauptsitz der Ritter der Hermionen ist.

Vor der angegebenen Adresse stehen einige Leute rum, die ihn misstrauisch beäugen, als er aus seinem Auto aussteigt und auf das Haus zugeht. Ein hagerer, falkenäugiger Typ mit schlohweissem Haar nähert sich ihm und stellt sich schliesslich so vor Hansen, dass der , um ins Haus zu gelangen, um den Mann herumlaufen müsste. Hansen bleibt stehen und sieht den Mann fragend an:

"Wünschen sie etwas?"

nuschelt er mit halb geschlossenem Mund, sein Gegenüber dabei scharf fixierend. Dieser sieht ihn spöttisch lächelnd an und meint dann nur lakonisch:

"Hey Fremder, ich glaube, sie haben sich verlaufen."

Hansen hat keine Lust, dieses Spiel endlos in die Länge zu ziehen, setzt sein strengstes Dienstgesicht auf, zückt seinen Dienstausweis und raunzt den Mann an:

"Mordkommission! Machen sie mir bitte sofort den Weg frei."

Etwas verblüfft starrt der Hagere ihn an, macht dann Platz, so dass Hansen ungehindert das Haus betreten kann. Seltsame Töne erreichen sein Ohr. Töne, die von einer anderen Welt zu sein scheinen. Er folgt den Geräuschen und steht alsbald in einem grossen Raum, der angefüllt ist mit Bücherregalen, die sich unter Last förmlich zu biegen scheinen. Der Raum ist in einem Halbdunkel gehalten und Hansen kann nur schemenhaft etwas erkennen. Dann jedoch nimmt er im hinteren Bereich des Raumes eine Bewegung wahr und steuert zielgerichtet darauf los.

Vor ihm ist ein Tisch, an dem zwei Personen stehen, die er als männlich identifiziert. Auf dem Tisch steht ein uralter Phonograph, der ein Vermögen wert sein muss. Hansen hat so ein Gerät schon einmal in einem Technikmuseum gesehen. Es handelt sich um eines der ersten Aufzeichnungs- Wiedergabegeräte, die mittels einer Kurbel, einer Walze und einer speziellen Nadel in Rotation versetzt werden und je nachdem, wie der Zylinder aufgesetzt ist, nimmt man auf, oder spielt man ab. Tja, dieser Thomas Edison hatte schon was auf dem Kasten, denkt Hansen so bei sich.

Die beiden Personen haben nun seine Anwesenheit bemerkt und wenden sich ihm zu, wobei der eine der beiden eine ziemlich gefährlich aussehende Nagelschere in seiner Hand hält, die er nun wie anklagend auf Hansen richtet.

"Was haben sie denn hier verloren? Wer sind sie und wie kommen sie hier rein?"

Ein wahres Feuerwerk an Fragen, die Hansen jedoch nicht zu beantworten gedenkt. Sollen sie sein Schweigen ruhig falsch auslegen. Er steht da, lächelt und sieht die beiden an, dann langsam seinen Dienstausweis zückend und in die Höhe haltend -

"Mordkommission!"

Nur dieses eine Wort verlässt seine Lippen...


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62.) Eine Leiche zum Frühstück 16

Eine Leiche zum Frühstück Teil XVI

"Sie Kulturbanause",

zischt eine der beiden Personen mit hoher Fistelstimme aufsässig.

Hansen zuckt unberührt davon seine Achseln und wundert sich lediglich über die aufgewühlten Emotionen dieses Heinis.

"Ich ermittle in einer Mordsache und habe einige Fragen, wobei ich auf ihre Mitarbeit zähle und keinen Widerstand dulden werde."

Hansen hat sich warm geredet und in diesem Zustand wäre nicht mal eine Kompanie Lokalpatrioten mit Parteibuch in der Lage, ihn aufzuhalten.

Er beugt sich ein wenig vor und erkennt an der Signatur, die sich am Phonograph befindet, dass es sich um ein Original von Edison handelt. Für dieses Alter hat das Gerät einen herausragenden Klang und arbeitet bewundernswert präzise.

Die Fistelstimme meldet sich wieder zu Wort und Hansen empfindet das absolut störend.

"Hör zu, du kleine Schulschwänzerin",

zischt er:

"bleib die Maitresse von deinem Lover, der neben dir steht und geh mir nicht auf den Keks!"

Zufriedenheit strahlt die Person nun garnicht aus, sie wirkt eher unglücklich wegen Hansens beleidigenden Worten.

Nun meldet sich die zweite Person das erste mal zu Wort. Sie wirkt dominant und strahlt eine gewisse Kälte aus:

"Hören sie Detective, sie scheinen mir ziemlich voreingenommen und geben hier sehr polemisch Beleidigungen von sich, die alles andere, als liberalisierend sind. Ich bin Anwalt, werde das natürlich aufnehmen und somit aktenkundig machen."

Hansen starrt den Anwalt an, als sähe er eine eine Schwarze Mamba. Was will dieser Kerl von ihm? Er merkt, wie sein Blutdruck hochgeht...


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63.) Eine Leiche zum Frühstück 17

Eine Leiche zum Frühstück Teil XVII

Hansen zählt lautlos langsam bis zehn und spürt, wie sein Blutdruck sich dem normalen Wert annähert.

Diese Warmduscher

- denkt er so bei sich -

den ganzen Tag um sich zu haben, dann würde er sicher zentnerweise Frustschokolade inhalieren, die Hotline seines Psychologen okkupieren und irgendwann wegen Telefonterror vor Gericht gestellt werden, was sicherlich viel dazu beitragen würde, seine Existenzangst um den Faktor zehn zu erhöhen.

„Können sie mir etwas zu dieser Rune sagen?“

Er hält einen Zettel in die Höhe, auf der mit Kugelschreiber die bewusste Rune aufgezeichnet ist.

Beide werfen aus der Entfernung heraus einen kurzen Blick auf das Symbol, sehen sich einen kurzen Moment schweigend an, wenden ihre Köpfe Hansen wieder zu und schütteln wie auf Kommando gleichzeitig ihre Köpfe.

„Sie wissen also nicht, was das hier ist? Leute, ich habe Hunger und in meiner Lieblingsbar wartet mein Mittagessen auf mich. Also erzählt mir keine Geschichten. Es handelt sich wohl nicht um einen dieser Smileys, die ja jetzt in Emails so populär sind. Ich weiss, dass diese Rune für euren Verein eine wichtige Rolle spielt. Ehe ich also anfange, euch mit dieser antiken Blumenvase, die hinter euch steht, zu bearbeiten, wäre es also besser, ihr erzählt mir freiwillig was.“

Hansen macht ein drohendes Gesicht und die Andeutung einer Bewegung in Richtung der Beiden. Die Fistelstimme zuckt zusammen und sagt:

„Ist ja schon gut, Officer! Also ja, diese Rune ist ein Symbol unserer Vereinigung. Sie stellt das Gute dar.“

„Das weiss ich alles schon, ich will wissen, was ihr mit diesen Symbolen macht. Benutzt ihr die für rituelle Handlungen?“

Er schaut den Mann streng an, der sich unter diesem Blick wie eine Schlange windet und förmlich einschrumpft. Er schaut zu Boden, druckst herum, will gerade zum Sprechen ansetzen, da stösst ihn der Anwalt in die Seite:

„Miller, sie müssen hier garnix sagen. Sie stehen hier nicht vor Gericht. Wenn der Detective meint, mit harten Bandagen kämpfen zu müssen, das können wir auch. Ich bin mit dem Polizeipräsidenten eng befreundet und werde dafür sorgen, dass dieser Mensch hier in Zukunft nur noch Strafzettel an Autofahrer verteilen darf. Also halten sie einfach ihre Klappe.“

Hansen sieht ein, dass er hier nicht viel weiter kommt, unzufrieden ballt er in der Jackentasche seine Hand zur Faust, dabei einen Radiergummi anstatt der beiden Typen zwischen seinen Fingern zerkrümelnd.

Schroff nickt er ihnen zum Abschied zu, macht auf den Hacken eine Kehrtwendung und marschiert geradewegs zum Ausgang. Kurz vor der Tür lässt ihn ein schrilles Geräusch blitzschnell herumwirbeln. Seine Hand liegt auf dem Griff seiner treuen Colt Python, einem Sechsschüsser vom Kaliber 357 Magnum.

Doch sogleich entspannt er sich wieder und ein befreites Lächeln überzieht seine vorher wie versteinert wirkenden Gesichtszüge.

Hinter ihm in einem der Regale steht ein Funkwecker, dessen Alarm wohl jemand auf diese Uhrzeit eingestellt haben muss.

Hansen wendet sich wieder der Tür zu und tritt auf die Strasse, die im gleissenden Sonnenlicht zu flimmern scheint.


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64.) Eine Leiche zum Frühstück 18

Eine Leiche zum Frühstück Teil XVIII

Hansen überschattet mit einer Hand die Augen und sieht sich suchend nach seinem Wagen um. Der steht etwa zwanzig Meter von ihm entfernt, sorgfältig eingeparkt. Auf dem Bürgersteig vor dem Auto stehen einige merkwürdige Gestalten und am Wagen selbst lümmeln sich zwei Kerle, die den Eindruck von Bullenbeissern machen und selbst aus der Entfernung bösartig wirken.

Hansen bleibt einen Augenblick unbeweglich stehen. Dann setzt er sich entschlossenen Schrittes in Bewegung. In ihm kocht es und er fühlt ein geradezu körperliches Verlangen, seine Frustration durch Action abzubauen.

„Weg von meinem Wagen!“,

bellt er die Typen an. Seine ganze Haltung drückt Aggression aus. Nichts erinnert an den Weltbürger, der kosmopolitisch über den Dingen steht.

Die beiden Männer entfernen sich langsam vom Wagen, ihn dabei aber immer im Auge behaltend. Hansen bemerkt, dass sie versuchen, ihn in die Zange zu nehmen. Grimmig lächelnd schaut er ihnen entgegen und bereitet sich mental auf einen Kampf vor.

Instinktiv müssen die beiden Schlägertypen erkannt haben, dass ihnen hier einer gegenüber steht, der keine Angst vor ihnen hat und auch nicht vor einer Konfrontation zurück scheut.

Sie bleiben stehen, unfähig, eine intelligente Strategie zu entwickeln. Hansens Grinsen verstärkt sich. Vorsichtig und wachsam geht er an den Leuten vorbei an seinen Wagen, schliesst ihn auf und wirft einen letzten amüsierten Blick auf diesen Abschaum, ehe er sich relativ entspannt in das Polster seines Wagensitzes fallen lässt.

Er startet den Wagen, setzt den Blinker, sieht nach hinten, ob die Strasse frei ist und fährt los in Richtung Bibliothek, die sein nächster Anlaufpunkt ist.

Die Bibliothekarin, eine dralle jüngere Frau mit grossem Busen und einer schweren dunklen Hornbrille lächelt ihn grüssend an.

„Na, wieder mal im Land?“,

fragt sie ihn und strahlt dabei wie ein Honigkuchenpferd. Ganz offensichtlich ist sie in Hansen verknallt. Der mag die Frau zwar, aber er liebt seine Frau und das Gehabe dieser Person schmeichelt ihm persönlich als Mann. Ansonsten hat er keine weitergehenden Interessen.

„Ich suche einen Hinweis auf einen rituellen Mord, der vor etwa vierzig Jahren begangen wurde. Ich weiss nicht mehr genau, wo das war. Können sie mir da vielleicht weiter helfen?

Sie überlegt einen Moment und meint dann, sie könne vielleicht mal in der nationalen Datenbank nachsehen. Als Hansen dankend nickt, stürzt sie sich eilfertig auf den PC und füttert ihn mit irgendwelchen Fragen. Schon nach wenigen Sekunden scheint sie etwas gefunden zu haben. Sie liest kurz, wendet sich zu Hansen und sagt:

„Also hier gab es tatsächlich mal einen solchen Fall, da wurde die Aufsichtsbehörde eingeschaltet, weil wohl auch ranghohe Polizeioffiziere involviert waren.“

Hansen tritt interessiert und aufgeregt näher. Sein Jagdinstinkt ist geweckt.

„Gibt es nähere Einzelheiten?“,

fragt er.

Sie schaut wieder auf den Bildschirm, während ihre Finger blitzschnell über die Tastatur zu fliegen scheinen.

„Ja, hier ist noch was! Ein Laientheater sollte wohl irgendwelche Lizenzgebühren an einen obskuren Ritterorden bezahlen. Als die sich weigerten, kamen einige der Schauspieler unter sehr merkwürdigen Umständen ums Leben. Es wurde zwar ermittelt, aber dann wurden die Ermittlungen eingestellt und es ging das böse Gerücht, es hätten sich einige Leute in hohen Positionen dafür stark gemacht. Hier steht auch, es soll wohl auch einer der Gründer dieses Ordens ein sehr hoher Polizeibeamter gewesen sein.“

Hansen fragt erregt:

„Wie heisst dieser Orden?“…


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65.) Geschichte

Revolution auf einer Südseeinsel

Der Pragmatismus einiger Diktatoren hin zur Technokratie treibt seltsame Blüten. Er negiert das fabulieren und träumen. Alles muss sich hier systemorientiert dem Pragmatismus unterordnen und ein in Frage stellen dieser Praxis ist nicht erlaubt. Da können Menschen nur hoffen, dass es in diesem Sonnensystem keine Wiederholung dieser Art von Pragmatismus gibt. Diese Idee der Machbarkeit zu verniedlichen kann nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich um ein menschenfeindliches System handelt, welches sich nur durch eine Revolution beseitigen lässt!


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66.) Geschichte

Besoffen in die Walpurgisnacht

Sinnkrise nennt frau das, wenn sie in der Walpurgisnacht zwanghaft ängstlich den Maibaum umklammert und den Tag fürchtet, der doch so verheissungsvoll begann.Dabei sollte es für sie eigentlich eine Ehre sein, denn immerhin ist sie Mitglied der mächtigsten Hexenvereinigung Deutschlands und sie sollte darüber glücklich sein. Doch die magische neunundsechzig jagt ihr einen Schauer über den Rücken. Und so klammert sie sich fester an den Maibaum und wenn sie nicht gestorben ist, dann klammert sie noch heute...


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67.) Geschichte

Lustlos

Scheinbar befinde ich mich grad in einer schweren Identitätskrise, in der ich sprachlos meinem Frust fröne, der meinen Kragen platzen lässt und Fluchtgedanken in mir weckt, die weder wirklich gangbar sind, die ich aber auch nicht ertragen kann, ohne zu zicken oder besonders prüde sein zu wollen. Was also tun, wenn der Freudentaumel ausbleibt? ...


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68.) Geschichte

Liebe Melony,

ich will mal den Versuch unternehmen und gehe in mich. Jetzt bin ich also in statt neben mir. Ins Gebet lasse ich mich aber nicht nehmen, denn so läuft die Sache halt nicht. Du willst also einkaufen, aber nur für dich. Dabei habe ich dir doch zum x-sten male gesagt, nicht immer zu Aldi und ich dachte, du hast es endlich kapiert. Ich meine, deswegen ausschliesslich da zu kaufen, weils da so billig ist, ist doch blöd, oder...

Hmmmm, aber danken möchte ich dir schon dafür, dass du an mich gedacht hast.


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69.) Geschichte

Spionage - Spionage

Wer hätte das gedacht, dass Hausmeister Krause, dieser Phlegmatiker, einem Berserker gleich auf die entlaufene Tarantel zuspringt und ihr den Garaus macht.

Das fanden viele von seinen Bekannten schon mehr als unnatürlich, denn sonst ist er doch immer weggelaufen, sobald es Schwierigkeiten gab. Dann stellt sich auch noch heraus, dass er, der Pariser Mode nicht von Humana unterscheiden kann, ein hochkarätiger Industriespion ist, der auf dem Gebiet der Verschlüsselung kryptographisch tätig ist und Verfahren, die substitutionell arbeiten, durch komplizierte Codes ersetzt, was zeigt, dass er immens was auf dem Kasten hat...


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70.) Geschichte

Es ist ein warmer Sommerabend.

Seidenweiche Luft umschmeichelt meine nackte Haut, die sich in einem goldbronzenen Farbton ungebetenen Gästen in ihrer Wahrnehmung als aufreizend darstellt, was ich jedoch persönlich als bösartig einstufe.

Es ist manchmal verheerend, wie unbestimmt derartige Wahrnehmungen an andere Personen weiter gegeben werden, inclusiv all der Ängste, Phobien und Engstirnigkeiten, die in diesen Personen vereinigt sind. Da wirkt natürlich mein nackter Körper wie das berühmte Benzin, welches ich in ein bereits brennendes Haus schütte.

Ruhestörung auf einem anderen Niveau - Ver-Störung, Störung des guten (was ist gut?) Geschmacks? Ich kann da nur eins sagen:

f u c k__y o u r s e l f ...


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71.) Geschichte

Sie konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als sie ihren Ex-Freund August mit dem Schleier sah. Er hatte sich nun tatsächlich um hundertfünfzigprozent gedreht und war ans *andere Ufer* geschwommen.

Sie beschloss sogleich, ihn von ihrer Liste der noch möglichen Liebhaber zu streichen und registrierte dabei befriedigt, dass sie diesmal keinem Zusammenbruch nahe war, sondern dies eher als frische Brise in ihrem eher öden Leben ansah. Leider war ein neuer Liebhaber, der ihrer Kragenweite entsprach, nicht in Sicht, und der Verehrer, der ihr so eifrig nachstellte, roch penetrant nach Salbei und war ein eher tumber Verkäufer von Schnürsenkeln...


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72.) Geschichte

"Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Genialität",

sagte ich zu dem altklug wirkenden User, der mich provozieren wollte und dabei doch nur zeigte, wie tiefverwurzelt bereits seine Neurose war. Er fühlte sich permanent unterlegen und versuchte dies dadurch zu sublimieren, dass er seine skelletierte Mutter als Alibi vorschob, die er liebevoll seit Jahren in einem Duschvorhang eingewickelt im Schaukelstuhl seines seligen Grossvaters deponiert hatte. War es Alkohol- oder Tablettenabhängigkeit, die ihn bei Frust dazu brachte, mit dem Aschenbecher nach seiner Mutter zu werfen, oder im Strassenverkehr bei Strassenglätte mit brachialer Gewalt den nächststehenden Nadelbaum mit seinem Fahrzeug platt zu machen - wir wissen es nicht und werden es vielleicht auch nie erfahren...


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73.) Geschichte

Die Tragödie meines Lebens begann damit, dass ich den Starrsinn eines lieben Menschen sträflich unterschätzte.

Bravourös umrundete ich die auf dem Boden liegenden Splitter, ohne sie ein zweites Mal zu mustern.

Dieser Mensch hatte nur Flausen im Kopf und verstand es, die Trägheit der Anderen zu nutzen. Er konnte sich permanent durchs Leben schlängeln und mit spitzer Feder die Schwächen der Menschen aufdecken…


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74.) Geschichte

Auf dem Klappentext stand:

“Bitte jetzt kreischen!”

Styroporkugeln wehten durch die Studioluft, einen Schneesturm simulierend. Der Rennwagen des Protagonisten dieses Films drehte sich im Kreise, beginnend an einer imaginären Linie und schleuderte schliesslich gegen einen Walnussbaum, an dem er dem Klappentext Rechnung tragend, stehen blieb, seine gefrosteten Scheiben dabei enteisend.

Die Szenerie hätte einem Gemälde entstiegen sein können. Doch dann bemerkte der Regisseur, dass die Szene, wo das Filmpaar auf verliebt machen sollte, so nicht abgedreht werden konnte, weil von dem Baum ein dicker Ast ins Fahrzeug spiesste, den man würde absägen müssen, um mit dem Fim weiter zu kommen…


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75.) Geschichte

Irgendwas mit der Induktion meiner Lichtmaschine stimmt nicht!

Grad noch war ich mit Warp-Geschwindigkeit unterwegs, um Alpha-Centauri noch vor dem Mittagessen zu erreichen, da ändert sich überraschend die induktive Spannung und ich falle auf mittelalterliche Düsenjägergeschwindigkeit zurück. Beunruhigend ist dabei vor allem, dass meine Anzeigen plötzlich invers laufen. Ich greife deshalb blitzschnell zu meiner Wasserkanne und versuche, das Tief des biomechanischen Generators durch giessen wieder auf ein Hoch zu bringen.

Es soll ein spektakulärer Umzug von Terra nach Alpha-Centauri werden, wo ich mit einer Alien-Dame namens „URAKI“, was auf terranisch Kirschblüte heisst, ein absolut heisses Date habe.

Wir wollen dort nämlich auf dem Plastiksee rudern gehen und damit unseren gemeinsamen Blutdruck senken.

Für die baritische Wollmaus, ein wolpertinger-ähnliches Wesen, habe ich eine terranische Heckenschere eingepackt, weil dieses antike Gerät noch immer gute Arbeit bei dieser Art von Wesen leistet.

Eines ihrer gefährlichsten Strategien ist, wenn sie winken - das ist vergleichbar dem Gesang der Sirenen, einem lustigen Gottesvölkchen vom alten Terra, die eine Mischung aus Frau und Vogel darstellen und mit ihren Stimmen so manchen Raumfahrer (pardon - damals natürlich noch Seefahrer und Pogleiter) ins Verderben lockten.

Mein Antrieb funktioniert wieder, so dass ich wohl rechtzeitig zu meinem Date mit Uraki da sein werde…


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76.) Geschichte

Es war ein Sommer, wie schon lange nicht mehr. Die Hitze auf dem Balkon der in der Innenstadt gelegenen Altbauwohnung war geradezu impertinent. Viele Arbeitnehmer reagierten wütend auf die von den Unternehmern verhängte Urlaubssperre. Frust machte sie nicht nur sauer, sie fanden es auch verachtenswert. Mitleidig konnte der Bürgermeister der Stadt nur leise lächeln, während er sich an einem grossen Bier gütlich tat.


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77.) Geschichte

Frieda war all ihr Frohsinn schlagartig vergangen. Ausgerechnet zur Sperrstunde, als sie schließen wollte, erschien so ein geschniegelter Fatzke von dem Energiekonzern, mit dem sie vertraglich verbunden war und legte ihr eine Stromrechnung vor, die ihre Flügel lahm nach unten fallen liess.

Welch eine Frechheit!

Sie sollte hier etwas auslöffeln, was der Energiegigant eingebrockt hatte. Frieda wollte aber nicht etwas auslöffeln, was nicht von ihr war. Also ging sie mit ihrem Lieblings-Baseballschläger bewaffnet auf die Strasse und zerbeulte ein wenig das Auto dieses Typen. Anschliessend ging es ihr etwas besser und sie gab ihm die Daten ihrer Versicherung, damit der eine Schadensmeldung abgeben und eventuellen Ersatz beanspruchen konnte...


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78.) Geschichte

Gerade war der Parcours gesäubert worden. Man sah zwar noch einige Heidschnucken grasen, die pelzig durch die Landschaft schnieften, aber ansonsten wirkte alles sehr clean. Hausmeister Krause hatte der Natur seinen Stempel aufgedrückt, sich nicht vom Singen der Blaukehlchen verführen lassen, welche putzig auf einem vermoderten Baumstamm ganz offen ihre teilweise schlüpfrigen Couplets vortrugen.

Das war grosses Entertainment gewesen, doch ungerührt, ob der auch insgesamt liquide erscheinenden Blaukehlchentruppe, die so professionell daher kamen, zog Hausmeister Krause seinen Stil durch, indem er den vermoderten Baumstamm entsorgte und den Blaukehlchen empfahl, zusammen mit den Heidschnucken ganz offen über eine Umsiedlung in ein anderes Gebiet zu reden...


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79.) Geschichte

Maria war nicht zum Vergnügen in den Katakomben, sondern sie ging dort hin, um eine bereits eingeleitete Psychoanalyse dort weiter zu führen. Dabei störte es sie durchaus nicht, dass ein Teil ihrer Kolleginnen ihrem Vorhaben äusserst intolerant gegenüber stand.

Einem besonders aufmüpfigen Zeitgenossen rief sie sogar ein herausforderndes

"verpiss dich"

zu.

Dann schimpfte sie weiter auf die Menschen, die nichts tun als meckern, aber auf den von anderen neu begangenen Pfaden kraxeln, wenn sie das Gespür haben, dort absahnen zu können. Natürlich glaubte sie nicht wirklich daran, diese sagenhaften Chimären zum Nutzen einer Psychoanalyse in den Katakomben zu finden.

Aber das wollte sie nicht in der Öffentlichkeit bereden und ging deshalb mit der netten Reporterin, deren Ausstrahlung es ihr angetan hatte, in ein Restaurant, in dem, als sie es betraten, noch eine Putzkolonne am Bohnern war...


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80.) Geschichte

Der alternde Bildhauer Boris Boguljew stand am Eingang des Museums of Modern Art, in dem seine Werke ausgestellt waren und leerte dort den extra für ihn und seine Werke angebrachten Meckerkasten, in dem sich Fanpost der verschiedensten Art fand.

Da wollte der eine ihn mit der Bazooka erschiessen und seine sonstige Ausdrucksweise war ziemlich blutig, während eine andere total verschossen in ihn als Künstler war. Eine seiner Fangemeinde drohte ihm sogar an, ihn mit frisch gebackenen Apfeltaschen zu füttern, hatte aber zum Glück vorläufig keine Zeit, wie sie schrieb, weil ihr Ehemann noch immer an der Traverse in der Garage ihres Hauses hing, was ihr, wie sie schrieb, gut gefiel, da sie heidnisch erzogen war und eben daraus viel gelernt hatte...


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81.) Geschichte

Im Petitionsausschuss sass Uwe, genannt der Superabsorber, weil er alles absorbierte, was dem Ausschuss vorgelegt wurde. Viele derjenigen, die ihre Petitionen einreichen wollten, hatten schon allein aus diesem kühlen Grunde und bei Nennung des Namens eine Schreibblockade, äusserten sich zittrig und waren in ihrer gesamten Argumentation widersprüchlich.

Der hiesige Tierschutzverein beispielsweise hatte dazu aufgerufen, alternativ kostenlos übers Festnetz Eingaben an den Petitionsausschuss abgeben zu können. Es sollte Eingaben über Eingaben regnen, prallte jedoch an Uwe, dem Superabsorber ab und erreichte in leicht verwässerter Form den Ausschuss, der dann natürlich zu Gunsten der Konzerne entschied, die dem Superabsorber deshalb auch ein superlanges Leben wünschten...


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82.) Geschichte

Zuhälterkalle mit seinem schwulen Goldkettchen um den Hals lag noch vom letzten Besäufnis in Agonie auf einem Haufen zusammen geknüllter Rauhfasertapete, was ihn, als er langsam zu sich kam, missmutig brubbeln liess.

Irgendwie war er gar nicht gut drauf, roch penetrant nach Fusel und Abfällen, während an seiner Wange ein altes Schmuckblatttelegramm klebte, welches ein Zwiebelmuster auf der sichtbaren Seite hatte.

Zuhälterkalle versuchte sich aufzurichten, was jedoch nicht ging. Er fand es unfassbar - musste er ausgerechnet in dieser Kloake steckenbleiben? Ein würgendes Gefühl im Hals liess ihn die Hand an den Mund führen, wo er auf seinen Lippen etwas schleimiges fühlte, was im entferntesten Sinne an Lippenbalsam der schlimmsten Sorte erinnerte...


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83.) Geschichte

Dieser Abschaum war schon immer nihilistisch mit seiner Abneigung Realitäten anzuerkennen. Dafür lebte er lieber in einem Abwasserkanal, in dem er sich krumm stand, was einen gewissen Lotuseffekt zur Folge hatte. Denn durch das Bücken glitt der Dreck von seinem Körper. Warum war er wie er war? Er hatte eine Rabenmutter und, um dies zu sublimieren, lief er in einem Spitzenkleid herum, pfiff auf Anstand, war in höchstem Masse schlampig und urinierte bei der Niederkunft seiner Frau auf die Generalvollmacht derselben.

Unter dem ganzen Unrat, der ihn umgab, konnte man eine vergammelte Geburtstagstorte sehen, an die er sich nun katzenhaft geschmeidig heran machte. Seine Frau, die ja nun im Kreisssaal lag, hatte ihm seine Liebelei mit einem Kindskopf von Prairiehund nicht besonders übel genommen. Sie war mehr an seinem Gehaltskonto interessiert, was er wiederum nicht so berauschend fand. Wer wollte noch alles an ihm nagen. Und die stehenden Ovationen der ihn umgebenden anderen Prairiehunde fand er, der sonst dominierend wirkte, nun eher abtörnend.


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84.) Geschichte

Dieser Gigantismus in der Computerbranche ist enorm. Es ist wie mit dem „Turm zu Babel“, den die Menschen aus Schinar bis in den Himmel bauen wollten.

Wir rechnen nicht mehr in Mega-, nein, wir kennen nur noch Gigabites, die wir, gleich den Pyramiden, grösser und grösser machen.

Schon längst sind wir Menschen zu einigen Ebenen des cyberisierten Schaffens inkompatibel und, statt anmutig aus dem Mittelalter heraus zu treten, kochen wir unser eigenes kleines Süppchen, fühlen uns dabei sogar noch erhaben und halten in unserer Unwissenheit den Asteroidensturm negativ besetzter Äusserungen für Streicheleinheiten.

Kindschaftsrecht auf Software - so ist unsere Welt, alles glitzernd und das Menschliche vereinnahmend. Wer um sieben Uhr früh seine Zigarettenkippe in den Messwein wirft, wird sicher nicht zu den ersten gehören, die die Schallmauer durchbrechen, um durch die Himmelspforte zu gehen…


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85.) Geschichte

Wilhelm stand splitterfasernackt auf dem Oberdeck seines Schiffes und liess den angenehm kühlen Fahrtwind in der flirrend wabernden Luft südlich von Hawai seinen Körper umspielen.

Er war sauer, weil man ihm mit einem Amtsenthebungsverfahren wegen Verstosses gegen die an Bord herrschende Kleiderordnung gedroht hatte. Damit stand natürlich auch sein Kapitänspatent zur Diskussion. Und alles nur, weil er mal Bock drauf hatte, grün-gelb-kariert angezogen sein Schiff zu kommandieren. Hier sei kein Indianerreservat, wurde ihm unmissverständlich gesagt.

Weg von seiner Schalttafel war er daraufhin schnurstracks einem Blizzard gleich in die Kombüse gestürmt und hatte das Möhrengemüse mit Händen und Füssen bearbeitet, was einem zentrifugieren desselben in einem Labor gleichkam. Derweil stand der Smutje sprachlos mit einem dicken Fragezeichen im Gesicht daneben und fragte sich, was das wohl zu bedeuten habe...


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86.) Geschichte

Serienmörder Kubiski hatte vorübergehend Zuflucht im Zisterzienserkloster, einem aus dem Benediktinerorden hervorgegangenen Kloster in Bochum gefunden. Eigentlich hätte er wegen einer akuten Netzhautablösung sofort gelasert werden müssen, damit er nicht erblindet, war aber wegen seiner spektakulären Morde im Moment nicht möglich.

Vor allem machte ihm zu schaffen, dass er starke Probleme mit dem Brechungsindex hatte - ohne Polarisationsgläser war er nicht mehr in der Lage, selbst im flachsten Wasser etwas zu erkennen, was ihn kreischen und seinen Pfeifentabak händeweise essen liess.

In diesem Jahr sollte es ja Weihnachten so sein - jedenfalls hatte Kubiski sich dies felsenfest vorgenommen - dass sein ICH sich ins Nirwana begeben würde, damit er Ruhe fände vor den Bildern der Scheusslichkeiten, die er begangen hatte. Noch jetzt musste er des öfteren würgen, wenn ihm einige besonders markante Bilder vor Augen traten...


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87.) Geschichte

Benjamin, der ein leidenschaftlicher Veganer war, erbebte innerlich vor Ekel, als seine Gastgeberin ihm eine Riesenportion Fleischsalat servierte. Mit der fadenscheinigen Begründung, er müsse unbedingt sein Auto waschen und deshalb erst einmal eine Auszeit beim Essen nehmen, er hob er sich und ging eilenden Schrittes von dannen.

Klara, die natürlich im Vorfeld gewusst hatte, wie Benjamin reagieren würde, denn durch Mundpropaganda ehemaliger Liebhaberinnen war sie bestens informiert, wartete nur noch ab, bis sich die Tür hinter dem Enteilenden schloss und war darauf heftigst am jubilieren, was sie dazu brachte, sich einen noch heissen Eierkuchen mit viel Marmelade einzuverleiben und dabei darüber nachzudenken, wer Benjamin wohl liebhaben könne.

Insgeheim fragte sie sich, was der Gaschromatograph wohl an Daten hergeben würde, wenn sie Benjamin sezieren und in seine Bestandsteile zerlegte und ihn dann unter Laborbedingungen testen würde…


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88.) Geschichte

Heribert dachte schon immer, dass er wiedergeboren sei. Eine Lichtgestalt Stalin´scher Prägung - eigentlich ein kleines Arschloch, aber in dieser Welt gibt es so viele davon, dass Heribert darin völlig untergeht, auch wenn der Dösbattel selbst anders darüber denkt.

Eines Tages sah man ihn mit einer Kalaschnikow in der rechten und den Stars and Stripes lässig in der linken Hand schwenkend in einem Supermarkt, dessen Namen ich nicht nennen möchte, an der "Milchstrasse" stehen und etwas von einem Gorbatschow brabbelnd, der auf einem ominösen Kassenzettel verzeichnet, aber nicht in seiner Einkaufstasche befindlich sei.

Mehr belustigt und amüsiert als ängstlich besahen sich die gerade einkaufenden Hausfrauen dieses Prachtexemplar von einem Mann - oh Mann!

Nicht nur, dass er penetrant nach Kloake und Alk roch, sein ganzes Aussehen weckte Assoziationen, die bildhaft an Schweine anschlossen und überhaupt nichts mit Maiglöckchen zu tun hatten.

Wäre er ein Brotteig, müsste man ihn nicht erst ansäuern, dass hatte er schon selbst besorgt. Da stand er nun, eine Witzfigur, stellvertretend für einen grossen Teil seiner Spezies...


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89.) Geschichte

Alfredo, mit dem Touch eines Latino-Lovers fühlte sich als Frauenversteher, obwohl er im realen Leben nicht mehr als ein Suppenkasper war. Doch das störte ihn nicht.

Es zog ihn in die Wartezimmer der Ärzte, wo viele neurotisch angefressene Frauen sassen, die alle den gleichen Spleen hatten:

"ein Latino-Lover - oh wie süss"

Alfredo war auf der einen Seite mies, andrerseits hatte er es als Frauenversteher aber auch drauf, trostreich mit Worten zu jonglieren. Seine Worte waren nichtig und gehörten zu der Rubrik "dummes Geschwätz", deshalb musste er auch nicht spurten, um überhaupt mit einer ins Gespräch zu kommen. Die Frauen freuten sich, ihn ansehen zu können, so nach dem Motto:

"dumm f... gut" und der Touch stimmt auch!


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90.) Geschichte

Neuerdings sieht man den dämlichen Alfredo um ein Nudistencamp schleichen. Um immer in der Nähe zu sein, hat er sich extra ein Wohnmobil geklaut, welches gut getarnt als Gartenlaube im Vorgarten eines debilen Grossmauls namens Heribert steht.

Heribert, der aus Siebenbürgen stammt, hat immer eine Zigarettenkippe zwischen den blassen, unsympathisch verzogenen Lippen stecken und wenn er aufgeregt ist, sieht man ihn mit den Ohren schlackern, was irgendwie wider die Natur ist, aber gut zu der Symphonie seiner Geräuschkulisse passt, diesen Geräuschen, die so widerwärtig sind, dass sie sich nicht beschreiben lassen. Vor anderen Menschen begründet Heribert das mit Umständen, die widrig waren während seiner Kindheit, als man ihn zu heiss gebadet hatte.


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91.) Geschichte

Interessanterweise drängte sich bald ein Sammelsurium der abgefucktesten Typen um das Nudistencamp. Einer, den sie "August der Starke" nannten, hatte die grösste Spinne auf dem Kragen, wenn es darum ging, Geschichten zu erzählen. Das ging soweit, dass sich sogar Frau Professorin Dr. Stummli für ihn interessierte und ihn für die Hirnforschung benutzen wollte. Dabei war August der Starke nicht mal der Dümmste, auch wenn er seine Kaffeemaschine lediglich dazu nutzte, Wasser zu destillieren um anschliessend mit diesem Wasser seine Ohren zu spülen.

Im Prinzip war der Kerl scheintot und es hätte einiger Anstrengungen bedurft, ihn wiederbeleben zu können. Doch Pfingsten stand vor der Tür und die Zeit wurde knapp. Fest stand jedenfalls, dass er in irgendeiner Beziehung zu einer Blumenbank stand, da es ihn ständig in die Nähe derartiger Konstruktionen trieb.

Frau Professorin Dr. Stummli fragte sich sogar schon, ob er vielleicht statt Blut Chlorophyll in seinen Adern haben könnte, was wiederum dazu führen könnte, dass im Laufe einer Photosynthese sein Gehirn zu einer wabernden grünen Masse mutieren würde. All das beschäftigte die gute Frau und zum Glück ahnte der dümmliche Typ nicht, wie nahe er an einer Gehirn-OP war (die Frage stellt sich, ob er das überhaupt merken würde)...


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92.) Geschichte

Bei einer routinemässigen Spektralanalyse des Himmelskörpers HD-9012 kamen Wissenschaftler einigen Geheimnissen der Natur auf die Spur. So konnten sie nachweisen, dass Jugendakne bei Männern hauptsächlich durch einen Botenstoff verursacht wird, der in bestimmten Zeitabständen - siehe auch "Hundertjähriger Kalender" - von eben diesem Gestirn abgestrahlt wird.

Eine Vorankündigung dieser zwar lästigen, aber sonst eher ungefährlichen Akne sind Masern, die hauptsächlich männliche Menschenwesen befallen und ihre Gehirne dabei derart verändern, dass sie nur noch linear denken und handeln können, erkenntlich daran, dass sie in dieser Zeit frieren, sich die tollsten Sachen ausmalen und dabei stark erröten.

Manche dieser Spezies verändern sich dabei derart, dass man sie in den Strassen von besonders kleinen Städten mit Kettensägen bewaffnet, auf dem Weg zu einer After-Work-Party sieht. Einige von ihnen sind dabei sogar darauf spezialisiert, mit ihrer Debit-Karte in fremde Wohnungen einzudringen, was sie besonders lustig finden.


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93.) Geschichte

Heribert liegt wie ein gestrandeter Walfisch im Bett von seinem Kumpel mit dem geklauten Wohnwagen und hechelt wie bekloppt.

Er hat Schnappatmung und ist kurz vor einem Infarkt.

Da wollte er es seiner Gurkentruppe mal zeigen und hatte sich so ne kleine Tusse vom Nudistenstrand gekapert. Aber Heribert vergass dabei, dass er in Sachen Liebe nur Kreisliga ist.

Wenn er sich wie eine Zwiebel Schale um Schale entpellt, dann muffelt er nicht nur, sondern bringt die Frauen zum Weinen, die dann überlegen, ob sie nicht der Völlerei abschwören sollten, oder lieber weiter in einem Traumland leben und von einem Traumprinzen träumen, den es real nicht gibt.

Da rennen sie sich nun die Hacken ab flüstern mit Freundinnen über Männer, die schmalzige Anmache betreiben und wiederholen sich dabei endlos, weil es natürlich nicht wirklich neues gibt.


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94.) Geschichte

Hermine ereiferte sich so, dass ihre langen Haare nach allen Seiten stoben und ihre Stimme einen Pegel erreichte, der die Umherstehenden auf Markus und Hermine aufmerksam machte.

"Gib doch wenigstens zu, dass es ein Kunstfehler von dir war",

fauchte sie ihn an.

"In letzter Zeit ist deine Fehlerquote ziemlich hoch. Du weisst, dass das Menschenleben kostet, wenn du nicht korrekt arbeitest."

Markus sah sich verlegen nach allen Seiten um, man merkte ihm an, wie unangenehm ihm Hermines Worte waren.

"Sei doch nicht so laut, die Leute schauen schon",

zischte er ihr zwischen seinen schmalen, zusammengekniffenen Lippen zu.

Hermine wollte sich grad noch mehr ereifern, überlegte es sich aber und zeigte stattdessen mit ihrem Finger auf eine Skulptur, die grosse Ähnlichkeit mit einer Schneiderpuppe hatte und wo an der Stelle, an der sonst ein Kopf sein sollte ein Frauenschuh, lateinisch Cypripedium calceolus L. aus dem Torso heraus zu wachsen schien.

"Ist das nicht ein frühes Werk von Tilman Riemenschneider?",

fragte sie, Markus dabei voll ins Gesicht sehend. Dieser schaute nur flüchtig hin und schüttelte seinen Kopf:

"Ich glaube nicht!"

Mehr schien ihm dazu nicht einzufallen. Hermine schaute weiter auf das Kunstwerk und meinte schliesslich:

"Dieses Ensemble erinnert mich ein wenig an die Höhlenkunst der Bronzezeit."

Dabei sah sie ihn lächelnd herausfordernd an. Markus schüttelte seinen Kopf, verzog sein Gesicht zu einer zynisch lächelnden Grimasse und sagte dann:

"Was machst du hier eigentlich für ein Puppenspiel? Von der Quotenfrau zur Powerfrau? Geh in deine Spielhöhle und spiel da schön mit deinem Schuhriemen, das ist es doch, was ihr Frauen am besten könnt."

Hermine aber liess sich nicht aus der Ruhe bringen, lächelte ihn nur sanft an und meinte dann in recht leisem Ton:

"Mein Gott, was bist du doch für ein dämliches Arschloch"...


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95.) Geschichte

Flug LK 11555 war ereignislos verlaufen. Durch die Langeweile war Karin träge geworden und gelobte in Gedanken, ihre Kreativität dadurch zu steigern, dass sie einen Kochkurs besuchen würde.

Immer wieder musste sie sich wundern, wie der Copilot in einer anscheinend zunehmenden Paranoia überall Feinde witterte. Das schien bei ihm nun schon chronisch zu werden. Angefangen hatte es an dem bewussten 11. September. Zuerst ging sie ja davon aus, er würde zuviel trinken, doch dann verwarf sie den Gedanken wieder, denn bei den routinemässigen Kontrolluntersuchungen der Piloten wäre das aufgeflogen.

Natürlich hatte auch sie als Flugbegleiterin manchmal ein flaues Gefühl im Magen - speziell wenn sie Risikoflughäfen ansteuerten. Doch bei ihm war das anders. Er trug einen Splitter an einer silbernen Kette um den Hals, der angeblich aus den Überresten einer der beiden Boeings stammte und redete sogar im alltäglichen Bereich nur noch englisch mit den Leuten, was sie schon mehr als merkwürdig empfand. Oder benahm er sich nur deshalb so, um seinem angeborenen Stottern den Touch etwas Fremdem zu geben? Sie wusste es nicht und war nun auch viel zu müde, dies in Gedanken weiter zu verfolgen.


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96.) Geschichte

Das Frühlingsfest war der reinste Horror - ein Regenschauer jagte den anderen. Dazu kam, dass sie müde und frustriert war. Er hatte sie einen Putzteufel genannt und höhnisch lächelnd gesagt, sie sei frigide. Das hatte sie ziemlich getroffen. Dabei wusste sie ja, dass es nicht an dem war.

Aber seit seinem letzten Fremdgehen konnte sie einfach nicht mehr mit ihm schlafen. Sie dachte an Trennung, was sie in ihrer jetzigen Phase aber eher depressiv machte. Dabei fragte sie sich selbst schon die ganze Zeit über beklommen, wie denn wohl ihre Planung nach der Trennung aussehen müsste.

Im Newsletter hatte sie gelesen, dass es eine Karambolage grösseren Ausmasses in irgendeiner Kleinstadt gegeben habe, was sie allerdings nicht wirklich interessant fand. Viel eher interessierte sie der Artikel über diesen Menschen, der eine Weltuntergangsrede auf einem Klettergerüst hielt, in der es unter anderem um die Verschmelzung von Orient und Okzident ging. Nach jedem Satz stiess er dabei in eine Posaune, was den dramatischen Effekt noch erhöhen sollte.

Vorübergehend lächelte sie schelmisch und hing eine Weile völlig anderen Gedanken nach. Ihr fiel ein, wie er damals so echauffiert war und transpirierte wie ein Schwein - ein lautloses Lachen schüttelte sie. Wie war das doch noch gewesen? Er musste ja unbedingt dieses Paar belauschen und dann - ja, dass der belauschte Mann angreifen würde, konnte ja niemand vorhersehen. Ihr Mann hatte da ganz schön die Hosen voll.

Sie seufzte noch einmal auf, zog die Kapuze tiefer ins Gesicht und richtete ihre Schritte gen Heimat...


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97.) Geschichte

Was für ein Weichei!

Heribert versuchte das Mitleid der Umstehenden dadurch zu erwecken, dass er von Mäusen redete, die über das Indikatorpapier, welches den Östrogenspiegel seiner Frau Auskunft gab, liefen und versuchten, es aufessen zu wollen.

Heribert selbst erwies sich als beratungsresistent und nicht einmal ein Update seines Hirns könnte an seiner Debilität etwas ändern.

Seine Frau, die das wusste, versuchte schon seit langem, sich von ihm zu lösen, Mitleid ihm gegenüber hielt sie jedoch davon ab und eine in der Vergangenheit ausgesprochene Lösung ihrer Beziehung wurde durch einen Widerruf von ihr rückgängig gemacht.

So lebt sie noch heute mit einem Schwachsinnigen und wird es wohl auch in Zukunft...


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98.) Geschichte

Brezelhersteller Kunze bereitet sich auf ein Paradigma innerhalb der Firmenpolitik vor. Es ist ein klarer Generationskonflikt, der momentan im Familienbetrieb ausgetragen wird. Revierförster Oberhammer, der in die Firma eingeheiratet hat, erweist sich dabei als ein rechter Nussknacker der an tradierten Vorstellungen hängt und nicht loslassen kann und im übrigen - jedenfalls nach Kunzes Meinung - verantwortungslos den Ozongehalt der Luft herunter redet.

Dabei verhält er sich wie ein gewiefter Politiker im Argumentieren, kann vortrefflich auf der Klaviatur der Gefühle spielen. Wenn er spricht, spielt er fortwährend mit seinem Brillenetui, redet über die Quacksalber, die die Welt schlecht reden, womit er die Umweltorganisationen meint, findet es dabei jammerschade, wenn andere die Suppe nicht auslöffeln wollen, die Menschen wie er eingebrockt haben.

Kunze ist da von ganz anderem Schrot und Korn - er hasst diesen Oberhammer, weil der über Leichen geht, nur um zu profitieren, seine Geldbörse zu füllen und ganze Wälder einäschern würde, wenn er so könnte, wie er wollte. Er nennt das einen Gesellschaftstanz auf hohem Niveau (Vitamin B zu Vitamin B).

Schon steht er zur Diskussion als neuer eiserner Besen der Opposition - ein Putzmittel der besonderen Güte, was ihm natürlich schmeichelt. Demzufolge legt er sich noch mehr ins Zeug und kriecht dabei auch so manchem Konzernchef in den Allerwertesten. Man muss ihn nur genau studieren, diesen Oberhammer, seine verschlüsselten Nachrichten dechiffrieren, um zu wissen, woher der Wind weht...


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99.) Geschichte

Ich finde es schon lustig, dass meine Nachbarin Eros Ramazotti immer mit diesem italienischen Kräuterlikör verwechselt. Im Wirkungskreis des Hochadel, in dem sie sich bewegt, ist der Meridian eines Ramazotti schnell überstiegen und meist beginnt dann der freie Fall, wo solche Menschen in einem Atemzug verglühen.

Allerdings scheint Ramazotti wie Fleckfieber zu sein - irgendwie resistent selbst gegen ärgste anfeindungen, was schon so manchen Neider dazu brachte, mit vehementem Stuhlgang darauf zu reagieren.

Ramazotti stört all dies nicht, er schwingt sich vom Plastikstuhl seines Studios in seinen Wagen, fährt mit Bleifuss durch die Strassen und lässt in Gedanken alte Geschichten aufleben.


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100.) Geschichte

Die Bürger von Siebenbürgen schimpfen wie verrückt auf den Vatikan.

Hat doch dieser Schweinepriester von Pfaffe dafür gesorgt, dass das einzige am Ort befindliche Bordell schliessen musste.

Dabei ging der Schweinepriester wie Münchhausen vor, erzählte den Leuten im Rathaus, dass Fischbratküchen effektiver seien, als Puffs, in denen Ehemänner ihre überschüssigen Spermien abstossen würden, ohne zu erröten.

Auf eine kleine Anfrage der Opposition, wie es denn nun mit dem diffundieren (vermischen) der guten und schlechten Anteile der Ortschaftsansässigen bestellt sei und ob man nicht eventuell diese Angelegenheit etwas süssen sollte, da es sonst dem Volkszorn leicht gemacht werde, durch die göttlichen Filter durchsuppen zu können, antwortete man vorsichtshalber erst einmal nicht.

Per Zufallsgenerator entschieden die Altvorderen dann aber, der Opposition keinerlei Beachtung zu schenken und in selbst gewählter "Demokratie" einstimmig derartige Anliegen auszuklammern.


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101.) Geschichte

Catwheazle mit seinem Eulengesicht lag aufgequollen in seinem Liegestuhl auf dem Balkon der Pension Mariella, hatte einen Magerquark in Händen, dessen Substanz aussah, als könne man damit Häuser mauern, wünschte sich, jetzt auf der Siegessäule in Tiergarten zu stehen und die würzige Berliner Luft zu atmen, um dabei dann die Menschen zu vergessen, die ewig gestrig ihre Vorurteile wie Fahnen vor sich her trugen, statt sich mal maritim zu betätigen und dabei in den Weiten der Ozeane zu entdecken, wie nichtig und ärmlich dies alles sei...


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102.) Geschichte

Kant´s "Kategorischer Imperativ" war von George Bush junior völlig falsch interpretiert worden.

Einem vieräugigen Frettchen gleich sass dieser Pfingstochse darüber, entwarf Gesetze, die einem negativen "Kategorischen Imperativ" entsprachen konnte nicht aufhören, immer und immer wieder zu multiplizieren, Menschen auseinander zu dividieren und statt dass ihm eine ganze Lichterkette aufging, bestätigte er nur die Evolutionstheorie, dass nämlich er, der unter einer übermässigen Flatulenz litt, ein genmanipulierter Zombie sei, der nicht mehr zu konditionieren ist...


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103.) Geschichte

Kurz vor Ladenschluss betritt eine Frau - Typ Strohwitwe - mehr dicklich als schlank, mit einer Figur, die eben keine Traumfigur ist, mein Geschäft und überfällt mich sofort mit der Frage nach einer unbedeutenden Kleinigkeit, was in mir wiederum eine Starre auslöst, die vom Kältegrad unabhängig, sozusagen fliessend eintritt, meine Sprache karg werden lässt und statt freundlich zu flöten, beginne ich zu hassen...


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104.) Geschichte

Nur schemenhaft nehme ich in meiner verrauchten Küche den Ofen mit dem in der Pfanne brutzelnden Roastbeef wahr.

Spleenig, wie ich bin, wollte ich mit Funken, die ich durch Aneinanderschlagen zweier Feuersteine erzeugte und so an einen Splitter Holz hielt, dass sich der möglicherweise entzündete, ein Testfeuer entfachen.

Der Nachrichtendienst in meinem Haus funktionierte ausgezeichnet und ich bekam mehr Zuschauer, als mir lieb waren. Ich solle aufhören mit dem Spielen und der grauen Wirklichkeit ins Gesicht sehen, wurde mir vermittelt.

Darob vergass ich, auf meine Zündelei zu achten und das Resultat war nun eine verqualmte Küche mit einem Roastbeef, dessen Konsistenz von brikettartiger Beschaffenheit schien und vermutlich schwer zu verdauen sein würde.


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105.) Geschichte

Langsam kommt mir die Erkenntnis – die hohe Kunst des Lebens liege darin, bereits in der Schule den Ekel vor dem Lernen zu überwinden, sich nicht angegriffen zu fühlen und diese glitschigen Begriffe wie Moral und Ethik der Verdammnis zu überstellen, da sie lediglich abhängig sind von der jeweiligen Gesellschaftsstruktur, die nach spätestens 50 Jahren überholt und verschwunden sein werden, was natürlich die Phantasie nicht ersetzen kann, in der man gern davon träumt, in einem Garten Eden zu leben, der verwunschen ist und unsere Träume positiv gestaltet…


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106.) Geschichte

Es ist Mittsommernacht und ein Haufen halbverrückter Eskimos sitzen im Kreis und spielen Trivial Pursuit, was bei mir Assoziationen an Inuit – Menschen - wachruft.

Statt mit Spatzen auf Kanonen zu schiessen, gebären Tennisschläger stattdessen genmanipulierten Wacholder, der hibbelig genug ist, sich selbst zu Wacholderschnaps zu verarbeiten und selbst in einem mit Katalysator ausgestatteten Automobil einen Motor zum Arbeiten zu bringen.

Dies alles ist den Inuit bekannt, die immer noch im Kreis rumsitzen und mehrheitsfähig wären, würden ihre Gedanken nicht in der Vergangenheit wurzeln und dort Wurzeln schlagen, die bis in die heutige Zeit reichen.


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107.) Geschichte

Fussballweltmeister mit einer Nasennebenhöhlenentzündung rülpsen meist, brauchen dann einen Schleimlöser, der zwar nicht jasminduftend ist, aber genug Menthol enthält, um bei anderen Menschen im direkten Gespräch, nicht unbedingt Widerpart, die Atemwege zu strangulieren, was dann wiederum dazu führt, dass die Menschen ihr Essen stärker salzen und den Kaffee siedend trinken, um dem Mentholgeruch zu entkommen.


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108.) Geschichte

Mit den Worten "ich * hoffe * kein * wort * vergessen * zu * haben * und * hab * euch * alle * lieb *"

verabschiedete sich die hübsche melony aus der Wörterbörse um sich anschliessend dem Vergessen im Chat hinzugeben, wo sie nicht nur "kein Wort vergessen", sondern auch kein Wässerchen trüben kann und was das "hab euch alle lieb" betrifft, da hat sie uns wieder ganz schön umgarnt mit ihrem umwerfenden Charme, wobei "ich hoffe", dass sie das nicht nur so gesagt hat, die Gute, denn etwas "zu haben", ist besser, als etwas nicht zu besitzen


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109.) Geschichte

Optiker Goldbär, der seine Hammondorgel des öfteren als Salatschleuder benutzte, lag demütig auf dem Flokati, wo er sich einen Eiterpickel, der die Grösse einer Flugschanze besass und allerlei Kleingetier zum Skispringen ermutigte, ausdrücken liess, was er persönlich als Niederlage empfand, da er zu feige war, dies selbst zu tun und deshalb statt "vortreten" nur "nachtreten" rief, damit aber nicht den Ball meinte, sondern per Definition in den Hintergrund treten wollte.


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110.) Geschichte

Der Transvestit, der sich als Bordsteinschwalbe, mit einem aus alten Socken gefüllten Büstenhalter, als Atombusen zu erkennenden Vorbau präsentierte, war vollgezogen mit Schnee, wirkte deshalb ein wenig abgeknabbert, konnte keine tiefschürfenden Gespräche mehr führen und klagte dabei lauthals über seine Sonnenallergie, die ihn ins Internet zwang, wo er dem Cybersex frönte und dabei versuchte, intimste Dinge zu versprachlichen, was wiederum andere hellhörig machte, sie dazu bewog, zu eruieren, was diesen Klapperkasten von Transvestit wohl dazu bewogen haben möge, gleich einem Nadelkissen alle möglichen Stiche einzustecken.


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111.) Geschichte

Dieser Querkopf, der nur quer am Quatschen war, sah aus wie eine mit dem Quirl bearbeitete Qualle, die man quälen und quetschen darf nach Belieben, natürlich am liebsten bei einem Quiz, wo alles voller Qualm (rauchende Köpfe) ist und statt Quecksilber in den Adern, lediglich Valium im Hirn regiert.


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112.) Geschichte

Die Band Morticia, die einen ehemaligen Quäker in ihren Reihen hat, trinkt schon morgens Tequila, was aberwitzig ist und jeden Autor zur Verzweiflung treibt, weil darüber zu schreiben in etwa so ist, als würde man ein Backrohr mit der Sonnenuhr bedienen, was wiederum dazu führen würde, dass die Gruppe sich ausziehen müsste und am vertrocknen wäre, ohne letztendlich etwas für die Allgemeinheit zu tun und vor allem ohne Aussicht, es drucken zu können.


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113.) Geschichte

Die Mönche waren äusserst frustriert, und fanden es gemein, dass sie ihr Schweigegelübde nicht mal nach dem Gebet im Klostergarten ablegen durften, was sie dazu bewog, ihren Abt kurzerhand in den Urlaub zu schicken und ihre Wut mit dem Hammer an der Statue des heiligen Bonifazius abzureagieren, was in heiligen Kreisen so ungefähr als das Schlimmste galt, sie jedoch nicht davon abhielt dem ollen Boni den Garaus zu machen.


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114.) Geschichte

Es platschte laut und spritzte nach allen Seiten, als der Ball nach Rudis misslungenem Elfmeter in der Ingwermarmelade landete und diese sich einem Regenschauer gleich über Karin ergoss, die grad am Chatten war und das nun garnicht christlich fand, hatte sie sich doch extra unter die schattenspendende Pergola zurückgezogen, um hier, einem Eisberg gleich zu sitzen und im Internet übers Wetter zu reden, welches sie grad zu sonnig fand, im gleichen Atemzug aber auch über das Fraktionieren von Weinen mit einem Typen zu reden, der ihr ne Menge über das Wesen von Lackmuspapier erzählte, was letztendlich dann dazu führte, dass sie herzhaft gähnend ihren Laptop schloss und sich genüsslich zurücklehnend, einem kleinen Schläfchen hingab.


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115.) Geschichte

Den "Blauen Engel", der in Wirklichkeit grün war, sah man in der Glasmenagerie lungern, mit einem Blautopf auf dem Kopf, aus dem noch Reste von Absinth über sein Gesicht liefen, die ihn aber nicht weiter in seiner Vitalfunktion beeinträchtigten, sodass er mit Siebenmeilenstiefeln zum Eisberg laufen konnte, dort den gekühlten Jahrgangswein an sich nahm und auf dem Rückweg einige Wresteler so ganz nebenbei aufs Kreuz legte.


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116.) Geschichte

Ja war denn das die Möglichkeit, dass Maradona der Totgeglaubte, auf dem Oktoberfest im LSD-Rausch einen Rekord aufstellte, indem er Brandwein noch einmal destillieren liess, was dessen Prozente erhöhte und dann, den Maibaum aus der Erde reissend und ihn auf seiner Schulter balancierend, einem Eichhörnchen gleich auf die Alpen kletterte, wo er bei einem mächtigen Regenschauer versuchte, mit seinem in der Hosentasche verstauten Minilabor einige Proben zu titrieren.


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117.) Geschichte

Sie ging wiegenden Schrittes zur Bar, wo sie mit exaltiertem Gehabe das Akkordeon vom Barhocker nahm, den nackten Flitzer, der einer Kumuluswolke gleich um sie herum war, physikalisch nicht nur nicht wahrnahm, sondern ihm sogar einen "Persilschein" für Harmlosigkeit ausstellte, dabei aber den Zimmerspringbrunnen beobachtete, auf dessen Fontäne sich schamlos eine Kotztüte schaukelte, die in Wellen auf und ab sprang und dabei aussah, als würde sie von innen , also intrinsisch kommend, den Zimmerspringbrunnen verschlingen wollen.


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118.) Geschichte

Der Stahlbaron, der schon längere Zeit an Somnambulismus litt, geriet ins Träumen, als er die Sphärenklänge der durch Sonnenflecke verursachten Winde hörte, die um seine Schlote jagten und schwor sich, sogleich seinen Notar zu kontaktieren, damit dieser dem Lamentieren seiner Arbeiter ein Ende bereite, indem Teile seines Werkes auf diese überschrieben würden.

Den Vertrag würde er dann laminieren, so dass er für die Ewigkeit geschützt sei und über seinem Bett aufhängen, was vielleicht gut gegen schlafwandeln wäre und ihn nicht mehr zwingen würde, diese grässliche Marmelade aus Quitten als Therapie in sich hinein zu stopfen. Wehmütig dachte er dabei an den grossen Brockhaus, der verschollen, irgendwo in den Tiefen des Internet von einer Userin bewacht wurde.


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119.) Geschichte

Tarzan und Liane vergnügten sich noch immer unschuldig im Regenwald, der langsam seinem Abholztod entgegen sah, was die Mythologie von der Unsterblichkeit des Regenwaldes jedoch nicht öffentlich tangierte. Aus Sparsamkeit hatte Mister Bush sogar eine Bardame aus alten Säuferzeiten engagiert, die bei diversen hochkarätigen Treffen vom Thema Umweltschutz ablenken sollte, während der kleinwüchsige Bush in altmodischen Halbschuhen mit Schnürsenkeln schmachtend vor ihr sass und als trockener Alkoholiker gern eine Flasche Whisky gekippt und dazu die Bardame vernascht hätte. Als Schlussbemerkung machte die Bardame dann meist eine ihren Horizont - weil von Bush-Beratern eingetrichterte - übersteigende "geistreiche" Bemerkung über die Suszeptibilität von Menschen im Magnetfeld der Erde, was bei den verschiedenen Gruppierungen mehr oder weniger erheiternd aufgenommen wurde.


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120.) Geschichte

Frau Doktor Tunichtgut bekam fast einen Herzkasper, als sie sah, wie der kleine Ben mit einem Glaskolben spielte, in dem sich ein orangegelbes Pulver befand, was sie als erfahrene Chemikerin sofort als Methylorange definierte, was eine hochgiftige Substanz ist, der Gruppe der Azo-Farbstoffe zuzuordnen. Schnell nahm sie dem Jungen den Glaskolben weg und beschloss auch sofort, ihm einzubläuen, keine der Gegenstände in ihrem kleinen Privatlabor zu berühren.

In einem Kessel, der etwas abseits in einer Ecke stand, brodelte eine undefinierbare Maische, die sie später, wenn der Gärvorgang abgeschlossen war, durch ein Bad aus Stickstoff schicken wollte. Auf ihrem Schreibtisch stand ein Bild ihres Sohnes, auf dem er sonnig lächelte. Da der Bilderrahmen etwas schräg stand, rückte sie ihn zurecht. Sich in ihren Schreibtischsessel mit dem Körnerkissen als Unterlage zur besseren Durchblutung setzend, betrachtete sie interessiert ihre kleinen genmanipulierten Lieblinge im Aquarium. Einige von ihnen waren schon ziemlich angedickt und würden wohl bald laichen.

Sie freute sich schon darauf, in nächster Zukunft vor einem auserlesenen Publikum im Auditorium Maximum der FU Berlin ihre neuesten Ergebnisse nicht nur vorzuführen, sondern regelrecht zu zelebrieren.

Immerhin würde ihre Arbeit einen Durchbruch bedeuten bei der Kommunikation zwischen Mensch und Tier, was durch die Ergebnisse ihrer Experimente auf zerebraler Ebene leicht nachzuweisen wäre. Sie schloss für einen Augenblick ihre Augen und genoss, schon die Zeit vorwegnehmend, den ihr entgegengebrachten Respekt und Beifall.


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121.) Geschichte

Sheriff Hickock fluchte laut und schmerzvoll auf, als er sich beim popeln einen Wadenbeinbruch zuzog.

Da fragt sich natürlich jeder einigermassen vernünftige Mensch, wie sowas passieren kann.

Nun ja, der Sheriff stürmte auf einem Plateau der Sierra Nevada hinter einer Horde betrunkener Pinguinvergewaltiger, die vorher am koksen waren, her, um ihnen den Hosenboden stramm zu ziehen. Leider hatte dabei eine seiner Talgdrüsen eine Überfunktion und das glibberige Talgzeugs liess ihn stürzen.

Allein das wäre schon einen Eintrag in die Enzyklopädie wert gewesen, aber es kam noch schlimmer - da der pH-Wert seiner Haut katastrophale Werte anzeigte, fühlten sich seine Beine plötzlich wie ein überdehnter Expander an und so sass er nun mit seinem Wadenbeinbruch auf diesem beschissenen Plateau, dachte über die Verkettung unglücklicher Umstände nach, während er wieder gedankenvoll seinen Zeigefinger in die Nase schob und dabei fleissig am popeln war und lauthals auf die Pinguinvergewaltiger schimpfte, die sich sicher nie hatten taufen lassen...


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122.) Geschichte

Eigentlich sollte Ethylenoxid dazu dienen, Nahrungsmittel zu desinfizieren, da es aber diesen eigenartigen süsslichen Geruch ähnlich eins dieser Edelgase hatte, beschloss der Klugscheisser, es probeweise einzuatmen, was ihm schliesslich dann zu einem epochalen Höhepunkt verhalf.

Statt nun im realen Leben seiner gewohnten Arbeit nachzugehen und Wände zu tapezieren, sah man ihn fortan schwankend auf seinen Inlinern durch die Innenstadt kurven, auf der ständigen Suche nach Ethylenoxid. Da dies jedoch nicht so einfach war, griff er behelfsweise zu Oregano, stopfte es in seine Bong und machte es sich virtuell im Kolloseum gemütlich, wo ihm der Golem erschien, ein Koloss aus Staub und Scheisse.

Der Klugscheisser betrachtete das Schauspiel fasziniert und dachte, er wolle auch gern danach streben, ein Koloss zu sein, als dieser kleine picklige Typ, der sich vor seinem eigenen Spiegelbild fürchtete. Dann plötzlich krachte, knallte und zischte es wie zu Silvester - kaskadenförmige Leuchtsterne überdeckten den virtuellen Himmel und der Klugscheisser sank selig lächeln in sich zusammen, seine Blase in die ohnehin übel riechende Hose ergiessend.


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123.) Geschichte

Gerade hatte ich mein Pfeifchen Crack zu Ende geraucht und meinem ohnehin schon vorhandenen Dachschaden einen weiteren zugefügt, was mein Psychogramm für so manchen Psychiater ungemein lesenswert machen würde, da fing ich an - Metallica volle Pulle in meinen Ohren - zu halluzinieren und mich in ungeahnte Höhen aufzuschwingen. Was für ein Unfug, Pestizide mit Ascorbinsäure in einen Topf zu schmeissen, obwohl natürlich eine Überdosis Vitamin C wahrscheinlich genau so tödlich sein könnte. Da blieb ich doch lieber bei meinem Rausch, trällerte ein jubilierendes Hallelujah in den Äther und liess mich treiben...


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124.) Geschichte

Der Weltenbummler sah versonnen aufs Meer.

Hätte es nicht diese Kabinettskrise gegeben, dann wäre ihn dieses Spektakulum einer Weltumsegelung verschlossen geblieben. Zwar bewegte sich die Yacht im Moment im Schneckentempo vorwärts, was ihn jedoch nicht tangierte, da er sich eh erst hineinfinden musste in den Segleralltag.

Er wusste, würde er sich nicht vorbehaltlos dem Segeln hingeben, würde sich nicht nur dieses Malheur mit der Platzwunde an seinem Kopf wiederholen, wo er so schusselig war, nein, er würde auch von weiteren Aktivitäten ausgeschlossen und hätte dann eben nur noch das Recht, Kotztüten an die anderen zu verteilen.


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125.) Geschichte

Hektische Vorbereitungen auf Schloss Castlewood. Die Freiheit der einzigen Tochter des Grafen sollte ein Ende haben. Es war verabredet, sie mit dem Sohn der Familie der Eggenstorffs zu vermählen, um die Macht der beiden Familien noch mehr auszuweiten. Für solche Kinkerlitzchen wie Liebe war da keine Zeit.

Doch dann geschah etwas, womit niemand im Schloss gerechnet hatte - die Braut war einfach verschwunden - sie war flüchtig. So klein und schmal sie auch war, sie hatte ein grosses tapferes Herz und war der Meinung, irgendwohin marschieren sei besser, als mit diesem Halbidioten der von Eggenstorffs verheiratet zu werden. Ferner glaubte sie, sie brauche nur weit genug zu gehen, dann werde sich schon eine Lösung finden.

Freude erfüllte ihr Herz, als sie sich ausmalte, wie es wäre, wenn ihr Traummann plötzlich vor ihr auftauchen würde, sie einfach in die Arme nähme und nie wieder los liesse.

Doch dieser Traum fand am nächsten Strassenschild ein jähes Ende. Die Häscher ihres Vaters waren auf Umwegen vor ihr an diesem Platz und brachten sie unter Protest zurück.

Es war tragisch, anzusehen, wie sie weinte und sich zu Boden warf, das Ende ihrer Freiheit laut wehklagend herausschreiend.


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126.) Geschichte

Als 1983 der Trump Tower fertig gestellt war, herrschte zwar kein Klassizismus mehr, aber das war auch nicht so relevant.

Revolutionär dagegen war, dass Tiffany die Luftrechte an Trump verkauft hatte und somit dieser den Bau für damalige Verhältnisse sehr hoch bauen lassen konnte.

Natürlich fragt sich nun der Normalbürger, ob Trump den Symbolismus seines Towers für sein Porträt nutzen wollte, um in die Geschichte einzugehen. Anders ausgedrückt, wie kommt Kuhdung aufs Dach und lässt es sich ziselieren, davon, ob es auch noch schmackhaft sei, mal ausgenommen, denn zumindest sollte es Kuhdung an bestimmten Spurenelementen nicht mangeln...


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127.) Geschichte

Der Mann, den sie den Stadtneurotiker nannten, hatte ein Abkommen mit der Apotheke, in der ihm jeden Tag ein Schnapsglas voll Sarkasmus eingeflösst wurde, weil er in seiner Hilflosigkeit Dinge tat, die belanglos waren, ihm aber Angst einjagten, obwohl er sich immer wieder sagte: "keine Bange, wird schon alles gutgehn", zumal man ihm auch sagte,dass er das Luftschloss in seiner Phantasie nicht auf die Goldwaage legen sollte, wo sie Unze für Unze eher der Geometrie eines Paralleluniversums entspach und somit eindeutig ausserirdisch war, was wiederum dazu führte, dass er vor lauter Nachdenken Kopfweh bekam, denn ein Luftschloss war ja bekanntermassen unzustellbar, zumal es keinen Strichcode besass, nach dem sich jemand hätte richten können, bis auf diese Phantasien in seinem Kopf, die ihm suggerierten, er trüge nun auch noch schweigend ein Hirschgeweih, benutze zu irgendwelchen ihm nicht ganz geheuer erscheinenden Schweinereien ein Gleitmittel, was nach den ausgedehnten Orgasmen, die ihn spastisch schüttelten, zu einer Insuffizienz seines Herzens führen könnte.


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128.) Geschichte

Als Shakespeare eines morgens aufwachte, war er bereits beim Augenöffnen streitlustig wie nie zuvor. Er hatte vom goldenen Stern geträumt und von einem schon fast irrwitzigen Abenteuer. Was war da schon dieses sentimentale Stück, was er in künstlerischer Umnachtung geschrieben hatte - gedankenvoll liess er die Namen der beiden Protagonisten auf seiner Zunge zergehen - Romeo und Julia – ein wehmütiges Lächeln umspielte seine Lippen, als er sehnsüchtig und ernst werdend in die Ferne blickte.

Und doch - er lächelte leise in sich hinein; bei Lichte betrachtet gefiel ihm das Stück natürlich selbst und es hatte, ohne dass jemand davon wusste, einen grossen Anteil autobiographischer Züge, doch dieses Geheimnis würde er, William Skaspeare, mit in sein Grab nehmen und den nachkommenden Kritikern und Historikern damit ein interessantes Rätsel aufgeben.

Doch zurück zu seinem Traum: zwar hatte er nicht von einem Rosenkrieg geträumt, aber eine Rosenblüte war da im Spiel gewesen. Es ging um Misstrauen, um das Vergessen einer frevelhaften Tat und um die Sehnsucht der Menschen nach Liebe und Geborgenheit.

Er überlegte, wie er all diese Komponenten zusammenfügen und zu einer Geschichte verarbeiten könne. Abenteuerlustig machte er sich also auf die Gedankenreise, liess sich treiben und wartete auf das berühmte Licht am Ende des Tunnels…


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129.) Erdbeermund 01

Als Kalle in die Schmalspurbahn einstieg, hatte er bereits schwere Schlagseite, was ihn aber nur mässig interessierte.

Er dachte nämlich immer noch über das Friedensangebot seiner Freundin nach, die am schmollen war, weil er so viel Alkohol trank, was für sie keine Kleinigkeit darstellte, wie Kalle, der nicht nur mickrig aussah, sondern auch noch ein Pickelface war, immer behauptete.

Sie hatte ihn von oben herab angesehen und spitz gesagt, er sei ein blöder Pennbruder und wenn er sich nicht ändere, werde sie ihn verlassen. Das war ja wohl der Grat... neee das war schon ein Härtegrat erster Güte - seine Tusse, was die sich erlaubte.

Kalle, dessen Geistesblitze bisher noch nie jemand hatte sprühen sehen, sah sich dagegen ganz anders. Er würde es allen schon zeigen, jawoll!!!

Und mit diesem genialen Gedanken in seinem umnebelten Hirn setzte er sich unsicher in ein Abteil der Schmalspurbahn, zog aus den unergründlichen Tiefen seiner Taschen eine Flasche Schnaps hervor, setzte sie an die Lippen und liess es laufen... "Jetzt erst recht!", dachte er noch, die Flasche in sich hinein schüttend, bevor ihn eine barmherzige Alkoholvergiftung ins Koma schickte...


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130.) Erdbeermund 02

Kalle war restlos bedient; die Infusion auf der Intensivstation und nun redeten die auch noch über ihn, was ihn echt eiern liess zwischen Wut und Panik. Er solle muffig riechen und lieber die Produkte einer Meierei zu sich nehmen, als sich den Hals vollschütten mit Fusel der billigsten Art, sagten sie.

Kalle nahm zwischenzeitlich das Aussehen einer Grünlilie an, wobei mehr grün als Lilie im Spiel war. Na ja, an einer Litfasssäule würde er in seinem jetzigen Zustand nicht unbedingt ein Konterfei von sich hängen sehen wollen. Irgendwie mochte Kalle diesen Geruch im Raum nicht - was war das?

Formaldehyd?...

In seinem umnebelten Kopf formte sich ein grosses Fragezeichen. Neee, das war doch unmöglich, denn diese Substanz war saugefährlich. Ehe er seine Gedanken ausformulieren und nivellieren konnte, öffnete sich die Tür und ein Pfleger steckte seinen Kopf herein - "Sind sie der Patient mit dem Kieferbruch?"

Kalle war einem Wutanfall nahe, der sollte mal an sein Bett kommen, dann hätte er den Kieferbruch, das schwor er sich. Aber ehe er noch weiter darüber nachdenken konnte, schloss sich die Tür bereits wieder und Kalle sank in einen todesähnlichen Schlaf...


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131.) Erdbeermund 03

Nachdem man Kalles Krätze behandelt hatte, brachte man ein adstringierendes Mittel auf die Haut auf, was den Heilungsprozess fördern sollte. Das Kaliumpermanganat, welches in einer bestimmten Dosierung verabreicht wurde, hatte hierbei sowohl eine zusammenziehende, als auch desinfizierende Wirkung.

Natürlich musste man dies des öfteren wiederholen, bevor man Kalle aufs Trottoir entliess, wo er wahrscheinlich wieder mit Erdbeermund, der kleinen Bordsteinschwalbe Verkehr haben und sich erneut Krätze holen würde.

Währenddessen sass Urmel, sein heissgeliebtes Kind, neben seinem Bett und spielte mit einer bunten Murmel, sie dabei des öfteren mit einer Schieblehre nachmessend, was irgendwie komisch aussah. Denn wozu musste dieses Kind die Murmel nachmessen und diese dann auf einem Stück Papier massstabsverändernd skalieren, statt in den Brigitte-Chat zu gehen und sich dort ein wenig beim chatten zu amüsieren.


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132.) Erdbeermund 04

Erdbeermund sah die Fingernagelstylistin, die gerade ihre Fingernägel verschönerte, verständnislos an; Wie kam diese auf so komische Gedanken, Huren besässen sowas wie einen sozialen Status und ausserdem auch noch ein Arbeitszeitkonto. Na also, die lebte ja wohl total hinterm Mond. Wenn sie das Kalle erzählen würde, der würde sich kringeln.

Um nicht laut loszuprusten, sah sie auf die gegenüber liegende Wand, an der ein Bild hing von einer Insel, auf der grad ein Vulkanausbruch stattfand. Im Vordergrund sah man hastig Perlentaucher aus dem Wasser eilen, die wahrscheinlich zu ihren Familien wollten. Das Bild erschien ihr so real, dass sie sogar die Luft zu schmecken meinte, die schweflig roch.

Plötzlich fühlte sie eine Berührung an ihrer Schulter. Ihren Kopf seitwärts drehend, erkannte sie Kalle, dem wie gewohnt der Zynismus ins Gesicht gemeisselt schien.

"Na, machste dia schön, Olle?", kam auch schon seine poltrige und schnoddrige Stimme herüber.

Erdbeermund wusste, dass sie jetzt sehr vorsichtig sein musste, denn Kalle war zwar ein Oberidiot und debiler Bettnässer, aber selbst wenn er noch so trottelig war, blieb er gefährlich und unberechenbar, denn er sah es als Todsünde an, wenn eine Frau ihn verarschte.

Manchmal wünschte sie sich, als jemand anderer wiedergeboren zu werden, aber dann seufzte sie meist nur und ergab sich ergeben in ihr Schicksal.

Sie wurde durch ein anderes Geräusch abgelenkt in ihren Gedanken und sah zu, wie die neue Auszubildende den Kaffeeprütt in eine extra dafür bereitstehende kleine Tonne tat - sicher wurde dass dann später als Humus in die Pflanzenkübel eingearbeitet...


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133.) Erdbeermund 05

An Sprachlosigkeit litt dieser arbeitslose Ein-Euro-Germanist-Penner jedenfalls nicht. Er sah sich prüfend in der Wohnung um, erkundete sofort mit fachmännischen Blicken das Schlafzimmer, warf ihr ab und zu dabei einen bedeutungsvollen Blick zu, riss sich aber ansonsten kein Fliegenbein aus, um mal endlich in die Pötte zu kommen.

Um sie zu necken, machte er im Halbdunkel des durch dichte Vorhänge abgedunkelten Raumes mit seinen Händen, denen ohne Zweifel eine gewisse Geschicklichkeit nicht abzusprechen war, groteske Schattenspiele, über die sie schmunzeln musste. Ein ironisch-sadistischer Gesichtsausdruck schien bei ihm chronisch angewachsen zu sein, was sie aber nicht unbedingt als krankhaft einstufen mochte.

Während er sich weiter umsah, ging sie ins Bad, duschte sich eilig und kam, mit einer hellen Tunika bekleidet, frisch riechend ins Schlafzimmer, wo ER zu ihrem Erstaunen äusserst kreativ auf dem dicken Teppich etwas vorbereitet hatte, was eindeutig zeigte, wohin die Fahrt gehen würde.

Dieser Menschenfreund kam ihr, leise lächelnd, mit einer bereits geöffneten Flasche Prosecco in der Hand, entgegen und hielt in der anderen Hand zwei noch leere Gläser, die er ihr nun fordernd entgegenstreckte. Sie nahm sie und er füllte sogleich die Gläser.

Als sie eines ans Gesicht hob, stieg von der Kohlensäure etwas in ihre Nase und reizte diese. Ein leichtes Prickeln und dann erschauerte sie, als seine warme Hand sich einen Weg durch die Tunika zu ihrer Brust suchte. In diesem Moment vergass sie, dass sie den ganzen Tag depressiv gewesen war und wollte sich nur noch dem Augenblick hingeben.

Ihre hart werdende Knospe zart massierend, beobachtete er sie und lächelte verhalten. dann warf er sein geleertes Glas achtlos beiseite, ihres hinterher und drückte sie mit einer animalischen Kraft an sich. Sie erschauerte - ging das nicht ein wenig schnell?

Aber ihre Gedanken wurden von seiner nachfolgenden Handlung beiseite gefegt.

Plötzlich lagen beide auf dem Boden und er öffnete mit seinem Knie ihre Beine, bis sie gespreizt vor ihm lag. Zuerst wollte sie einen leisen Protest anmelden, dachte sich dann aber, warum sie wohl heucheln solle, wo sie eh scharf auf diesen Typen war. Doch weiter konnte sie nicht denken, denn schon durchfuhr sie ein scharfer Schmerz - brutal fuhr er mit seinen Fingern in ihre Scheide und bearbeitete sie.

Es tat ihr weh und Tränen standen in ihren Augen, was diesen Perversling dazu anstachelte, noch gröber zu werden.

Plötzlich griff er seitlich, hielt eine Schale mit Gurkensalat in der Hand und drapierte den auf ihrem nun nackt daliegenden Körper. Sie war wehrlos und hatte Angst. An seinen Augen konnte sie erkennen, dass er sich daran weidete.

"Wollen doch mal sehen, ob deine Kuschelmuschel schon eingeritten ist",

sagte er dann, hämisch grinsend, leckte sich den Gurkensalat von den Fingern und drang ohne Vorwarnung in sie ein.

So eine Missetat hatte sie von ihm nicht erwartet, zumal sie noch trocken war und es ihr sehr weh tat. Sie schrie leise auf, was ihn aber nur noch mehr aufregte.

Dies war kein Necken mehr, dies war die brutale Realität einer Vergewaltigung, auch wenn sie ein wenig dazu beigetragen hatte. Langsam kam er zum Höhepunkt, hielt eine Spanne lang inne, ehe er seufzend auf sie fiel.

"Du bist garnicht so übel", meinte er dann, sich nach einer Zigarette umsehend.

"Ich glaube, ich werde dich nicht behalten, sondern meistbietend versteigern!"

Sie glaubte, nicht recht gehört zu haben. Was hatte der eben gesagt? Sie sah ihn an und erschrak über den eiskalten Blick, mit dem er sie taxierte.

"Ach ja, ich vergass, mich vorzustellen - gestatten, ich bin der Kalle!", grinste er sie offen an.

"Behalten kann ich dich nicht, denn sonst macht mir Erdbeermund ne Riesenszene und ich muss sie dann zusammenkloppen, was für mich mindestens eine Woche Verdienstausfall bedeutet. Aber mein Kumpel zahlt mir sicherlich ne anständige Summe für dich, wenn er dich auch erst mal durchgevögelt hat."

Er hatte ohne Punkt und Komma und ohne Semikolon gesprochen - einfach nur seine Litanei herunter gebetet. Sie war wie erschlagen. Verzweiflung ergriff sie und sie fing an zu schluchzen, immer lauter, immer lauter...

"Hey Liebling, was ist mit dir? Hast du einen Albtraum? Werd mal wach!"

Sie schlug ihre Augen auf und sah in das geliebte Gesicht ihres Ehegatten, der sie besorgt ansah. Oh Gott - sie hatte nur geträumt - ein stiller Seufzer der Erleichterung kam von ihren Lippen, als sie ihren Mann fest umarmte und ihm einen dicken Kuss gab...


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134.) Erdbeermund 06

Erdbeermund wanderte am Autobahnzubringer hin und her, darauf wartend, dass einer der schnell fahrenden Wagen bremsen und sie mitnehmen würde. Sie wollte fliehen - weg von Kalle, diesem Psychopathen.

Von ferne hörte sie das fröhliche Lachen von Kindern und konnte Wasser platschen hören. Sie sah es nicht, aber sie wusste, dass da eine riesige Wasserrutsche war, auf der sich die Kinder vergnügten. Es war warm und sie wäre jetzt auch gern dort. Aber sie wollte ihre Freiheit und deshalb stand sie nun hier in der prallen Sonne nur mit einem kleinen Köfferchen bewaffnet und ihrem Wellensittich, der in einem Messingkäfig steckte und der Hitze wegen schlapp die Flügel hängen liess.

Sicher würde es Kalle überraschen, wenn sie nicht an ihrem gewohnten Platz vorzufinden wäre. Aber das Drama mit ihrer Freundin Clara, die hochschwanger war und von Kalle in einem Wutanfall zusammen getreten worden war, hatte sie endgültig aufgerüttelt - sie wollte nur noch weg und den Platz an der Krypta sollten sich die anderen Mädels teilen, ihr war es egal.

Sie hatte sich in der Zeit, in der sie nun wartete, eine kleine Checkliste angefertigt. Sie wollte sich impfen lassen, denn vielleicht würde sie ins Ausland gehen und da war es ganz gut, rein prophylaktisch eine Spritze zu bekommen gegen alle möglichen Krankheiten.

Vielleicht würde sie ja zuerst nach Belgien fahren. In der Nähe von Brüssel wohnte eine liebe Freundin von ihr, die ihr eine Menge von diesem Hochseilgarten vorgeschwärmt hatte, in dem sie sich öfter aufhielt. Zwar konnte sich Erdbeermund darunter nicht so viel vorstellen, fand es aber angenehm, sich auf etwas freuen zu können. Sollte sie Kalle vielleicht schreiben? So schnell ihr dieser Gedanke gekommen war, so schnell strich sie ihn aus dem Gedächtnis. Da sollte sie doch der Affe lausen, ihm auch noch ne Fährte zu legen, wo er eh schon wie ein Bluthund war und von der Evolution her eher auf der Stufe eines Australopiticus stand.

Das Quietschen von Reifen brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Sie sah auf und direkt in das dreckig grinsende Gesicht ihres Peinigers...


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135.) Erdbeermund 07

Erdbeermund hasste Kalle, wie sie noch nie zuvor einen Menschen gehasst hatte. Er kam ihr vor wie ein Kannibale, saugte die Menschen aus, frass ihre Seelen und warf sie anschliessend weg.

Was war das damals ein Jubelchor gewesen, als er noch kein Couchpotato war und nicht seine wahre Art offenbart hatte.

Ihre Gedanken schweiften ab in die Vergangenheit...

München - sie erinnerte sich - was hatten sie da gelacht und sie war im siebenten Himmel und hatte ihn angehimmelt, ohne zu wissen, dass er ein Monster war, grausam und ohne jegliche Skrupel.

Dabei hatten sie Freundinnen noch gewarnt, aber sie hatte auf niemanden gehört und war freiwillig in seine Krakenarme gegangen.

Verstohlen wischte sie eine Träne aus den Augen und wurde sogleich in die Realität zurück geschleudert - ihre Kontaktlinsen hatten sich durch das Wischen verschoben.

Sie sah sich um - im Moment war grad nix los. Dann würde sie schnell mal zur Toilette beim Italiener um die Ecke schleichen, sich frisch machen und auch gleich ihre Kontaktlinsen wieder richten.

Ihre Gedanken machten wieder einen Sprung - wie phantasielos er gewesen war, hatte sie nicht zum Orgasmus bekommen und ihr einfach einen Vibrator in die Hand gedrückt und gesagt:

"Hier, mach es dir selbst, du Schlampe."

Dann war er lachend gegangen und hatte sie weinend zurück gelassen...


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136.) Erdbeermund 08

Das Barometer am Wohnzimmerfenster stand auf schönes Wetter und die ganze Wohnung roch nach frisch gebratenen Kartoffelpuffern. Aus der Küche zischte und klapperte es geschäftig, während im Wohnzimmer eine angenehme Ruhe herrschte.

Erdbeermund stand schweisstriefend in der stickigheissen Küche und wendete eifrig die in der Pfanne schmurgelnden Puffer. Ein Hungergefühl quälte sie und am liebsten hätte sie schon gleich einen dieser fettglänzenden Kartoffelpuffer aus der Hand gegessen, aber sie bezähmte sich und wendete stattdessen nur um so eifriger die Kartoffelpuffer.

In ihrer Küche sah es nostalgisch aus - Möbel aus Grossmutters Zeiten standen da und verliehen der Küche eine urige Gemütlichkeit, die zum Sitzen, Quatschen und dabei Kaffeetrinken einlud.

Durch das schmale Fenster sah man die Brandmauer des Nachbarhauses, einem Gebäude, welches ziemlich heruntergekommen war. Dort wohnten auch Leute, denen Erdbeermund äusserst misstrauisch begegnete, weil diese wohl in der Mehrzahl dem Alkohol zusprachen, dem sie wiederum ablehnend gegenüber stand.

Der letzte Puffer war in der Pfanne und schon so gut wie fertig. Sie drehte den Herd aus, liess den Puffer einmal gekonnt in die Höhe schnellen, wo er sich graziös um sich selbst drehte, um dann mit elegantem Schwung wieder in der Pfanne zu landen. Die Pfanne auf den Herd zurück stellend, drehte sie sich um und ging ins benachbarte Wohnzimmer.

Auch hier war alles sehr gemütlich und schon fast ein wenig zu plüschig eingerichtet. Niemand, der diese Wohnung sah und nichts von ihrer wahren Tätigkeit wusste, wäre beim Anblick der Einrichtung darauf gekommen, was sie für einem Beruf nachging.

Erdbeermund ging zu dem in der Ecke stehenden Computer und schaltete ihn ein. Mit einem leicht brummenden Geräusch fuhr der Computer hoch und der Bildschirm erhellte sich.

Umständlich nestelte Erdbeermund aus einem neben dem Monitor liegenden Etui ihre Lesebrille und setzte sich vor die Tastatur, den Monitor dabei im Auge behaltend.

Auf der Erde neben dem Computertisch lag ihre Handtasche, die sie nun, sich bückend, aufhob und darin herum wühlte. Endlich schien sie gefunden zu haben, was sie suchte - ein kleines schwarzes Büchlein tauchte zwischen ihren Händen auf. Sie blätterte darin und verharrte stirnrunzelnd an einer Stelle.

Nun rückte sie sich den Stuhl zurecht, setzte sich bequem hin und tippelte auf der Tastatur, was den Computer dazu brachte, seine Arbeit aufzunehmen und etwas auf dem Bildschirm zu produzieren.

Ein Tabellenkalkulationsprogramm erschien und sie rief aus einem Popup-Menü eine Datei auf, in der sie Zahlen aus ihrem Büchlein hineinschrieb. Es handelte sich um den Kilometerstand ihres neu angeschafften Wagens und natürlich schrieb sie auch auf, wann sie getankt, wieviel und was sie alles so am Wagen gemacht hatte. Schliesslich war es ihr erstes eigenes Auto und sie war mächtig stolz darauf, es sich trotz ihres gierigen Zuhälters hatte leisten können.

Sie drückte auf "speichern" und wollte dann die Datei ausdrucken, aber der Drucker reagierte nur mit einem Warnton und eine kleine rote Lampe blinkte sie höhnisch an. Eine neue Druckerpatrone musste her. Seufzend stand sie auf, ging zum altmodischen Wohnzimmerschrank und entnahm einer Schublade eine neue Druckerpatrone, die sie sogleich in den Drucker einsetzte, zuvor die alte dabei entfernend.

Wie war das noch mal mit Kalle gewesen? - Sie musste lächeln...

Kalles Freund hatte plötzlich auf ihrer Seite gestanden, als Kalle kurz vor dem Ausrasten war, weil sie partout nicht auf den Wagen verzichten wollte. Der Freund hatte sehr salomonisch gesprochen und gemeint, ihr Auto würde sie ja nicht nur zu ihrem Privatvergnügen haben und er, Kalle, solle doch mal überlegen, wieviel Kohle mehr sie machen könne, wenn sie motorisiert sei und viele Sachen könne sie ja dann auch im Wagen erledigen, was die Kosten der Pension, in der sie mit ihren Freiern ging, drastisch senken würde.

Das war natürlich ein Argument, dem sich der gierige Kalle nicht widersetzen konnte und so hatte er schliesslich zugestimmt und sie war nun stolze Besitzerin eines Autos...


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137.) Erdbeermund 09

Puhhh... - das war wieder ein Tag heute. Erdbeermund schniefte in ihr Taschentuch, zog einen kleinen Spiegel aus dem Handtäschchen und sah nach, ob ihre Kriegsbemalung noch in Ordnung war.

Na ja, bis auf den Lippenstift brauchte sie nichts, hatte alles noch gehalten.

Ihr steckte noch der Autokauf in den Knochen und dann hatte sie sich geärgert, weil einige ihrer Freundinnen von der Strasse sie verarschen wollten deswegen.

Besonders Peggy, diese Chaotenbraut, hatte überlaut Erdbeermunds Freude über ihr neues Auto persifliert und sich darüber lustig gemacht, wie harmonisch alles zwischen ihr und Kalle in diesem speziellen Fall verlaufen war.

Erdbeermund seufzte auf - was für ein Leben!

Die Hauseigentümerin war ihr heute begegnet und hatte sie zum ersten mal freundlich gegrüsst, was Erdbeermund darauf zurück führte, dass sie neuerdings ebenfalls Eigentümerin war, wenn zwar nicht von einem Haus, so doch von einem schicken kleinen Auto.

Sie sah auf ihre goldene Armbanduhr, von der nur Kalle wusste, dass sie eine Fälschung war und aus dem Sperrgebiet des Freihafens in Hamburg stammte.

Heute erwartete sie eine nette Stammkundin, eine Notargehilfin, die ganz nett war und mehr bezahlte, als sie verlangte. Eine wirklich angenehme Person, die auch äusserst sauber war, was man von vielen der manchmal zum Himmel stinkenden Männer nicht sagen konnte.

Auf die Anmache eines pickelgesichtigen pubertierenden Jünglings, der um sie herum strich, reagierte sie lediglich mit einem milden Lächeln - Männer! In diesem Fall wollte das Bürschchen ja erst noch einer werden.

In Gedanken ging sie durch, was noch alles für die Party heute Abend zu tun war - sie musste den Salat zubereiten und dann natürlich den Sekt in ausreichendem Masse bereit- und vor allem kühl stellen. Aber einige ihrer Freundinnen hatten schon zugesagt, ihr zu helfen.

Gerade schaute sie wieder nervös auf ihre Uhr, da berührte sie eine Hand am Rücken. Erschrocken fuhr sie herum und sah in das lächelnde Gesicht der Frau, mit der sie verabredet war. Hand in Hand gingen beide zu Erdbeermunds Wagen, ohne ein Wort zu sprechen.

Erst als sie sassen und die Wagentüren geschlossen waren, wandte sich die Notargehilfin Erdbeermund zu, sah sie strahlend lächelnd an und küsste sie zärtlich auf den Mund. Erdbeermund erwiderte den Kuss und fühlte eine wohlige, bis dahin noch nie gekannte Wärme in sich aufsteigen...


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138.) Erdbeermund 10

Die Lasagne beim Italiener schmeckte Erdbeermund sehr gut. Sie sass da, war rund herum zufrieden mit sich, der Welt und konnte im Moment sogar ohne Groll und Hass an Kalle denken.

Gestern Abend hatte sie eine Party gegeben, war wegen dem neuen Auto, aber auch, um aus der depressiven Phase, in der sie sich gerade befand, herauszukommen.

Alle waren bezaubernd zu ihr gewesen und selbst Peggy mit ihrer Kodderschnauze war sowas von lieb - hatte sie sich doch extra die Arbeit gemacht und einen Obstsalat a la Tuttifrutti fast aus dem Stegreif gezaubert und der hatte auch noch bombig geschmeckt.

"Darf ich mich zu ihnen setzen?"

Eine kultivierte sonore Stimme hatte diese Frage gestellt. Sie sah auf und in die graugrünen Augen eines Gentleman mittleren Alters, der vom Habitus her sehr distinguiert wirkte, aber in seinem Gesicht etwas hatte, was neugierig machte, mehr über diesen Menschen zu erfahren.

Sie zögerte kurz, dann nickte sie bejahend und machte mit ihrer Rechten eine einladende Handbewegung.

Der Mann setzte sich dankend, rückte seinen Stuhl zurecht und räusperte sich;

"Sie müssen entschuldigen, junge Frau, ich beobachte sie schon eine ganze Weile. Sie sind das entzückendste Wesen, dass ich seit langem sehe."

Erdbeermund fühlte sich geschmeichelt und war gleichzeitig belustigt über die etwas altmodische Ausdrucksform dieses Menschen, die ihr aber ausnehmend gut gefiel.

Endlich mal keiner der Zuhälter, die mit ihrer Fäkalsprache nur Mist von sich gaben und viele ihrer Berufskolleginnen hatten sich ebenfalls diesem Jargon angepasst, was dann natürlich auch wieder die Vorurteile der spiessbürgerlichen Gesellschaft zu bestätigen schien.

Und nett anzusehen war er auch noch, so ihr Schlussgedanke zu diesem Thema.

"Was möchten sie trinken?"

wieder diese warme, ihr scheinbar schon sehr lange vertraute Stimme, die etwas in ihr zum Schwingen brachte.

"Ein Glas Rotwein wäre nicht schlecht,"

sagte sie und sah ihn dabei direkt an. Er nickte, drehte nur ganz leicht seinen Kopf und rief nach der Bedienung, die auch sofort erschien. Er bestellte eine Flasche Rotwein, was bedeutete, dass er ebenfalls Rotwein trinken würde.

"Ich bin ein richtiger Inselaffe und hatte wieder mal Sehnsucht nach der alten Heimat,"

sprach er, sie dabei unverwandt ansehend. Irgendwie hatte seine Stimme schon etwas fast Hypnotisches. Er erzählte von den Kanaren, wie gut es ihm dort gefiel, wie schön es war, mit einer Segelyacht auf dem Atlantik dem Sonnenuntergang entgegen zu segeln...

Sie war so vertieft in das, was er erzählte, dass sie aufschrak, als die Bedienung den Wein brachte und die Gläser zur Hälfte füllte.

Sie nippte vom Wein, der ihr ausgenommen gut mundete und sah ihn leicht lächelnd an.

Nebenan sass irgend so ein bescheuerter Lustmolch mit ihrer Freundin Peggy am Tisch und schien sich über seine eigenen Witze totlachen zu können. Sie hörte nur am Rande, wie Peggy zu ihm sagte:

"Du sollst mich nicht angreifen, du Idi, das hier ist ein Lokal zum Essen, aber ich bin nicht die Vorspeise."

Der Typ wurde lauter und wollte wohl den Eindruck erwecken, er sei einer der Gebildeten, indem er ihr sagte, ihre Aussage sei nicht kohärent mit dem, was sie beruflich mache.:

Erdbeermund konnte für sich nicht feststellen, dass ein kausaler Zusammenhang überhaupt bestehen solle zwischen dem von Peggy Gesagtem und der Kohärenz, von der dieser Grottenolm so grossspurig redete. Peggy jedoch schien das Gespräch nivellieren zu wollen und lenkte es auf subtile, nämlich typisch weibliche Art, in ruhigere Bahnen, machte ihm jedoch auch gleichzeitig klar, dass er anderen Menschen predigen könne und nicht ihr.

"Wissen sie eigentlich, dass sie sehr schön sind?"

Diese Worte brachten ihre Gedanken wieder an ihren Tisch zurück und sie widmete sich mit einem kleinen schüchtern wirkenden Lächeln ihrem Bewunderer.

Alles in Allem wurde dies ein wirklich schöner Nachmittag für Erdbeermund und es gab nicht wenige, die gerührt beobachteten, wie Erdbeermund auftaute und zu ihrer strahlenden Schönheit erblühte in diesem Bad aus Komplimenten und gelungenem Ambiente...


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139.) Erdbeermund 11

Leise flüsternd und mit betretenen Gesichtern standen die Huren vor der Krypta und sahen zu, wie Ärzte sich um das Leben von Erdbeermund bemühten, die reglos, mit einer stark blutenden Kopfwunde am Boden lag.

Das war der reinste Kriminaltango - Kalle war durchgedreht, als er mitbekommen hatte, dass Erdbeermund einen Verehrer besass, der ihr nicht gleichgültig war.

Der Unfallbericht - Unfallbericht sollte wohl eher Mordbericht heissen - listete eine Reihe schwerer Verletzungen auf, hervorgerufen durch Schläge mit der Faust, Tritte mit einem schweren Stiefel und durch massiver Schläge mit einem Totschläger, den Kalle immer mit sich führte.

Zwischenzeitlich hatte man Erdbeermund, die in einer Art Koma zu liegen schien, auf eine Bahre gelegt und sie an einen Tropf gehängt. Vorsichtig wurde die Bahre, die ein fahrbares Untergestell besass, bis an die Bürgersteigkante gefahren.

Aus der Ferne war asthmatisches Motorengeräusch zu hören und Augenblicke später bog ein Krankenwagen um die Ecke, der aus dem vorigen Jahrhundert zu sein schien, ein richtiger Klapperkasten.

Mit quietschenden Reifen hielt er genau vor der Trage, auf der Erdbeermund lag. Eine Notärztin stieg aus dem Wagen, besah sich den Bericht, leuchtete sekundenlang mit einer kleinen Stablampe in die Augen der reglos Liegenden und machte ein ernstes Gesicht, als sie den Bericht vollends las, der niederschmetternd zu sein schien.

Was war geschehen?

Der Gentleman aus dem italienischen Restaurant und Erdbeermund hatten sich beide anziehend gefunden und es war offensichtlich, dass sie sich mehr als nur mochten.

Der Mann, ein Bohemien und weltgewandt, sie Erdbeermund, die kleine Hure mit dem grossen Herzen...

Sie hatten noch lange tiefgründige Gespräche geführt, zwischendurch den Langustenkocher des Lokals mit Arbeit versorgt und sich ansonsten prächtig amüsiert.

Dann geschah das Unfassbare;

Kalle kam in das Lokal gestürmt, fegte den am Tisch Sitzenden mit einem einzigen Schlag vom Stuhl und bearbeitete Erdbeermund ohne Vorwarnung mit dem Totschläger. Noch, als sie auf dem Boden lag, trat er sie und schlug sowohl mit dem Totschläger als auch mit seiner ringbewehrten Faust in ihr Gesicht, bis es nur noch eine blutige und breiige Masse war.

Alles ging so schnell, dass niemand eingreifen konnte. Und dann war es zu spät - Erdbeermund lag klein und hilflos in ihrem Blut und rührte sich nicht. Kalle schien wieder bei Sinnen zu sein, ging an den Tresen und liess sich einen Whisky einschenken, den er in einem Zug runterspülte.

Anschliessend setzte er sich an einen der nun leeren Tische, zündete sich eine Zigarette an und wartete auf das, was nun unvermeidlich kommen würde...


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140.) Erdbeermund 12

Welch eine Niedertracht!

Erdbeermund an der Grenze zwischen Tod und Leben und Kalle, dieser Verbrecher war von der Polizei nach der Vernehmung wieder auf freien Fuss gesetzt worden.

Niemand verstand das, am allerwenigsten Peggy, Erdbeermunds beste Freundin.

"Die Bullen müssen doch alle zugekifft sein, oder hat Kalle die in der Hand und es geht um Erpressung?",

hörte man sie lauthals im Cafe gegenüber der Krypta schimpfen. Aus Angst, Kalle könne das hören und ihnen Gleiches wie Erdbeermund zukommen lassen, rückten die anderen Mädels von Peggy ab, die darüber nur noch wütender wurde.

"Kriecht ihm doch in den Arsch, ihr blöden Votzen!",

schrie sie empört auf.

"Das Nächstemal macht er das mit euch, dann werde ich wegsehen."

Beschämt und stumm sahen die Mädels zu Boden. Peggy sah in die Runde, Wut in ihren Augen. Blindlings ergriff sie eine vor ihr stehende Untertasse, die mit berstendem Knall an der nächsten Wand zerschellte.

Die im Raum Anwesenden zuckten zusammen.

"Na, ist doch lustig, oder nicht..."

giftete Peggy, während ihr die Tränen übers Gesicht liefen.

Alle hatten in diesem Moment Kalle vor ihrem geistigen Auge, wie er blutverschmiert vor den Bullen stand, anrüchig grinste und es auch noch lustig fand.

Ein Psychopath, den niemand stoppte, vor dem alle in Angst und Furcht lebten. Wer würde ihn wohl zur Rechenschaft ziehen?

Wo war eigentlich dieser geschniegelte Gentlemantyp abgeblieben, wegen dem alles angefangen hatte - niemand wusste es, bis auf Peggy, die ihn gesehen hatte, als er sich wie ein Dromedar schaukelnd auf den Weg zu seinem Auto machte, sich dort hinters Lenkrad in den Sitz fallen liess und ohne sich noch einmal umzusehen, mit Vollgas davon fuhr.

Bestimmt konnte der Typ später in einer seiner Vorstandssitzungen - denn für Peggy war ganz klar, dass er einer dieser Brokertypen war - eine packende Geschichte über das Leben im Milieu erzählen, was diese alten Geier sicher wach machen würde.

Währenddessen lag Erdbeermund im städtischen Krankenhaus immer noch im Koma und die Ärzte befürchteten, dass sie es trotz ihres jungen Körpers nicht schaffen würde, die nächsten drei Tage zu überleben...


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141.) Erdbeermund 13

Erdbeermund öffnete ihre Augen. Sie lag in einem fremden Bett und den Raum kannte sie nicht, war das erste, was ihr auffiel, als sie ihre Blicke, die sich nur langsam an das Halbdunkel im Raum gewöhnten, schweifen liess.

Wo war sie und warum zum Teufel konnte sie sich nicht bewegen?

Wieder und wieder glitten ihre Blicke hin und her, ohne einen Fixpunkt zu finden. Endlich blieb ihr Blick an einem Holzschnitt hängen, der an der gegenüberliegenden Wand hing.

Sie konnte einen Dudelsackpfeifer erkennen, der im Hintergrund, ein Bein auf einen Feldstein gestellt, den Dudelsack blies, während im Vordergrund ein schneidiger Ulan mit gezogenem Säbel auf einem aufsteigenden Pferd zu sehen war. Dann konnte sie noch eine ziemlich grausame Szene erkennen, in der ein Mensch zwischen vier Pferden hing, die von Soldaten mit Peitschenhieben angetrieben wurden. Da wurde eindeutig ein Mensch gevierteilt und es standen überall Leute palavernd herum und starrten gebannt auf das grausige Schauspiel.

Erdbeermund war durch das intensive Anstarren des Bildes müde geworden und ihr leicht erhobener Kopf sank ins Kissen zurück. Immer noch quälte sie die Frage, wo sie war und wie sie hierher gekommen war. Es schien ihr, als wisse sie über sich selbst garnichts.

Dann wanderte ihr Blick zurück zu dem Bild und sie fragte sich, ob der Chronist dies wohl selbst erlebt habe. Aber in diesem Moment hatte die Frage für sie eher eine rein akademische Bedeutung, denn sie war müde und fühlte sich verängstigt und einsam.

Die Zimmertür, die sie in ihrer Lage nicht sehen konnte, flog mit einem lauten Knall auf und herein kam ein grosser, rotgesichtiger Mann, der sie prüfend ansah.

"Schwester!... Schwester!!! - los kommen sie her, unser Problemkind ist wach!"

War sie gemeint mit dem Problemkind? Unsicher sah sie den klotzigen Kerl an, der nähertrat und nun langsam und vorsichtig ihre Wange tätschelte.

Hinter ihm trat eine Frau in Schwesterntracht ans Bett heran und sah auf sie herunter.

"Sie haben uns ganz schöne Angst eingejagt, meine Liebe",

meinte sie dann und lächelte Erdbeermund, in deren Augen sie Angst wahrnahm, begütigend zu.

"Drei Monate haben sie geschlafen, Zeit, nun wach zu werden",

lachte sie.

Erdbeermund verstand garnichts mehr - drei Monate Schlaf, ein fremdes Zimmer, eine Frau, die wie eine Krankenschwester aussah, was war passiert?

"Mein Name ist Beinholz - Rainer Beinholz...",

stellte sich nun der Mann ihr vor und sprach gleich weiter;

"Ich bin ihr amtlich bestellter Vormund, bis wir wissen, wie es mit ihnen weiter geht. Aber ich will natürlich dem Arzt nicht vorgreifen, der sich sicher noch mit ihnen ausführlich unterhalten wird."

Automatisch nickte Erdbeermund, obwohl sie nichts verstand. Eine Riesenwelle Müdigkeit überschwemmte sie und sie hörte die weiteren Worte der beiden im Raum befindlichen Menschen zwar, aber sie verstand nichts mehr und fiel in eine abgrundtiefe Schwärze - der Schlaf hatte das Kommando über ihren Körper übernommen...


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142.) Erdbeermund 14

Erdbeermund sass relaxend mit geschlossenen Augen auf ihrem Stuhl im Park des ruhig gelegenen Sanatoriums, wo man sie nach dem Erwachen aus dem Koma hingebracht hatte, da sie schubweise immer wieder in eine ziemlich lang anhaltende Ohnmacht fiel und genoss es, die Sonnenstrahlen über ihr Gesicht huschen zu lassen.

Immer noch litt sie an partieller Amnesie, konnte sich aber nach und nach an einige Ereignisse aus ihrem früheren Leben zurück erinnern.

Man hatte ihr erzählt, was passiert war und sie war entsetzt - weniger über die Tatsache, dass ein Mann sie fast getötet hätte, sondern dass sie als Mensch in den Fängen eines brutalen Zuhälters gewesen sein solle und nicht nur ihm zu Diensten.

Irgendwie erschien es ihr weit weg wie aus einer anderen Galaxie, mit der sie absolut nichts zu tun hatte.

"Frau Scholz, es ist Besuch für sie da, eine junge Frau. Sie war schon ein paarmal hier, aber da waren sie noch nicht ansprechbar. Möchten sie sie empfangen? Sie sagt, sie sei eine gute Freundin von ihnen."

Bisher hatte sie ausser dem hiesigen Personal und ihrem neuen Vormund keine anderen Menschen gesehen, die irgend etwas mit ihrem Leben zu tun hatten - sie zögerte einen Augenblick. Ihre Augen verfolgten einen bunten grossen Schmetterling, der sich in elegantem Lufttanz schliesslich auf dem Stab der Sonnenuhr, die in einem kleinen mit Blumen bepflanzten Rondell stand, niederliess.

"Ja, ich möchte sie sehen."

Fast ohne darüber nachzudenken, hatte sie diese Worte ausgesprochen und erschrak im Nachhinein. Was, wenn es etwas Unangenehmes sein würde. Sie wusste so gut wie nichts über Freunde, ihr vorheriges Leben, bis auf das, was ihr Vormund ihr bruchstückhaft erzählt hatte. Danach stand sie ohne Familie da und hatte wohl auch sonst keinen grossen Fanclub.

"Guten Tag..."

Unbemerkt hatte sich ihr der angekündigte Besuch genähert und trat nun, vergnügt lächelnd in ihr Blickfeld.

Sie kannte diese Frau nicht - oder doch? Ein grosses Fragezeichen war in ihrem Kopf. Sie betrachtete unter halbgeschlossenenen Augenlidern verstohlen die vor ihr stehende junge Frau. Eigentlich wirkte sie in ihrer unbekümmerten Art sehr authentisch, war weder abgerissen, noch sah sie irgendwie unzufrieden aus.

Lautlos erschien ein in weiss gekleideter Mensch mit einem zweiten Stuhl, den er vor sie hinstellte. Ebenso lautlos verschwand er auch wieder.

Erdbeermund machte eine einladende Handbewegung und meinte, ihre Besucherin könne ja Platz nehmen.

Dabei vermied sie es, zu fragen, wer diese Frau sei und in welchem Zusammenhang sie zu ihr stehe. Das würde sich sicher im Verlauf der Unterhaltung ergeben.

Die junge Frau schüttelte den Kopf bezüglich der Einladung, sich zu ihr zu setzen und meinte, sie würde lieber ein wenig im Park herumgehen, wenn es Erdbeermund nicht zu viel sei.

Da war es wieder - "Erdbeermund" - dieser Name! Sie wusste inzwischen, dass ihr richtiger Name Barbara Scholz war und Erdbeermund ein Spitzname aus ihrer jüngsten Vergangenheit.

Wer war diese Frau?

Nun, wenn sie nicht mit ihr redete, würde sie es wohl nie erfahren. Kopfnickend erhob sie sich von ihrem Stuhl, streckte sich ein wenig, wobei ihr schlanker, fast zierlicher Körper mit seinen atemberaubenden Kurven gut zur Geltung kam und auch bei der vor ihr stehenden Frau Eindruck machte, wie sie unbewusst registrierte. Erdbeermund war eine schöne Frau und die Ärzte der Wiederherstellungschirurgie hatten ganze Arbeit geleistet.

Es war nichts mehr von diesem schrecklichen Anschlag auf ihr Leben zu sehen. Die Narben waren gut verheilt und aus dem Spiegel sah sie eine schöne junge, aber etwas melancholisch blickende Frau an.

Nebeneinander gingen sie den Weg zu einem nahe gelegenen Glockenturm, der aber schon seit langer Zeit keine Glocke mehr beherbergte und waren - jede für sich - mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt.

Ab und zu warf Erdbeermund verstohlen einen Blick auf die neben ihr Gehende - sie war ihr sympathisch und ohne, dass sie wusste weshalb, auch irgendwie vertraut. Ausserdem schien sie diesen ganzen Rummel von wegen Prestige und so nicht machen zu wollen, denn sie strahlte eine grosse Natürlichkeit aus.

"Weisst du - Entschuldigung, wissen sie eigentlich, wer ich bin?"

Fast überfallartig kam die Frage und Erdbeermund musste einen Moment überlegen - sollte sie die Wahrheit sagen, dass sie keine Ahnung hatte, oder so tun, als wisse sie, wer die Frau sei und einfach nur lächelnd abwarten.

"Ehrlich gesagt - nein, ich weiss nicht, wer sie sind."

Ohne ihr Zutun hatte sich wohl ihr Unterbewusstsein eingeschaltet und für sie geantwortet. Eine ehrliche Antwort.

Die Frau sah sie einen Moment lang schweigend und irgendwie zärtlich an und nickte dann mit dem Kopf.

"Die Ärzte haben mir bereits gesagt, dass sie an einer Amnesie leiden und sich wahrscheinlich nicht mehr an mich erinnern können. Na ja..."

Sie lachte etwas nervös auf - Ich wollte sie gerne wiedersehen. Hatte damals von dieser schrecklichen Sache gehört, aber niemand konnte mir sagen, wo ich sie finde. Das habe ich erst jetzt erfahren. Bei diesen Worten blieb sie stehen, wandte sich direkt Erdbeermund zu und stand nun vor ihr, die, da der Weg ihr versperrt war, nun ebenfalls stehenbleiben musste. Eine knisternde Atmosphäre, Erdbeermund verspürte etwas, konnte es aber nicht einordnen - noch nicht. Als nun die junge Frau mit beiden Händen nach ihren Händen griff und sie leicht festhielt, schaute sie deshalb auch mehr verwundert, als erschrocken und wartete einfach ab, was nun kommen werde.

"Ich bin Christine. Erinnerst du dich?"

Erdbeermunds Verwirrung verstärkte sich. Christine - der Name sagte ihr nichts. Aber sie hatte immer stärker das Gefühl, dass sie etwas mit dieser Frau verband - etwas Schönes.

"Ich bin Notargehilfin und war früher deine Kundin und ich liebe dich!"

Das schlug bei Erdbeermund wie eine Bombe ein. Sie war im Moment keines Gedankens fähig - ihre Vergangebheit war da und präsentierte sich in dieser Frau, zu der es sie unerklärlicherweise hinzog...


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143.) Erdbeermund 15

Ihr Besuch war weg und sie hatte sich verwirrt auf ihr Zimmer zurück gezogen. Das Radio, in dem gerade ein Nchrichtensprecher etwas von einem vereitelten Anschlag auf das Pentagon sprach, schaltete sie aus.

Gedanken wie - Liebesdienst, auf einem Menschen herumtrampeln, statt spazierengehen, überfluteten sie und schliesslich bemerkte sie, wie ihre Migräne sich wieder bemerkbar machte und nahm eine von den Tabletten, die man ihr für derartige Fälle auf ihr kleines Nachtschränkchen gestellt hatte.

Sie legte sich aufs Bett, schloss ihre Augen und versuchte abzuschalten. Doch das war nicht so einfach. Zwar hatte sie mit einer Therapeutin Autogenes Training geübt, aber es wollte ihr noch nicht so recht gelingen.

Während sie so darüber grübelte und fast schon wieder in Depression verfiel, hatten sich ihre Finger unmerklich in das Oberteil des Bettgestells verkrampft und ihr ganzer Körper war angespannt wie eine Bogensehne.

Sie würde so gerne wie andere Menschen rumalbern, das Leben geniessen und die anderen sollten sich einwecken lassen...

Ihre Gedanken wurden träge und dann war sie eingeschlafen, ihr Körper entspannte sich und ein leicht sinnlicher Ausdruck trat in ihr Gesicht, während ein leichtes, kaum wahrnehmbares Lächeln ihre Lippen umspielte.

Sie träumte von einer Monarchie, in der sie die Königin war. Neben ihr auf dem Thron sass der König ihr Gemahl - doch was war das? Aus dem König war plötzlich eine Frau geworden! Das Gesicht kannte sie doch - sie war es! Mit einem Stossseufzer auf den Lippen erwachte sie so plötzlich, wie sie eingeschlafen war.

Szenen aus einem Wagen standen vor ihrem Auge. Zarte Küsse und dieses zärtliche Verlangen. Sie schloss die Augen und vermeinte die geschmeidigen Finger der Anderen an ihrem Busen zu spüren. Ein tastendes vorsichtiges Streicheln - Erdbeermund stöhnte leise auf. Was geschah mit ihr?

Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihre Gedanken...

"Herein!"

Die Tür öffnete sich und eine Krankenschwester mit einem riesigen Rosenstrauss stand vor ihrem Bett.

"Das wurde gerade vom Kurierdienst für sie abgegeben Frau Scholz. Schöne Rosen, da hat sie jemand aber sehr lieb. Ich werde gleich mal nach einer passenden Vase sehen."

Die Schwester hatte ohne Punkt und Komma geredet, aber Erdbeermund hatte garnicht weiter zugehört - ein bisher nie gekanntes Glücksgefühl stieg in ihr auf und die Gewissheit, dass sie Christine gern wiedersehen würde und nicht nur, um mit ihr Kaffee zu trinken und über alte Zeiten zu reden...


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144.) Erdbeermund 16

Erdbeermund lag halb verschlafen in der brütenden Mittagssonne und hoffte auf Abkühlung durch Regen. Sie liebte es, Regentropfen auf ihrem Gesicht zu spüren, wie die Gischt de aufgewühlten Meeres. Gerne wäre sie jetzt an einem weissen Strand und würde surfen oder an einer Regatta teilnehmen, statt sich wie jetzt gerade winzig zu fühlen und doch recht trübsinnig zu sein.

Die Ärzte hatten ihr letztens erst bescheinigt, dass sie hochintelligent sei. Sie musste innerlich lächeln - was hatte sie davon, wo hatte es sie hingebracht? Der Strich war lange Zeit ihre Heimat gewesen - zu lange.

Ihr fiel der Streit heute mittag ein - sie hatte das erstemal nicht auf ihrem Zimmer, sondern im Gemeinschaftssaal mit den anderen Patienten gegessen. Eine der Patienten hatte plötzlich ihren Teller mit Bratkartoffeln uns Sülze auf die Erde geworfen und hysterisch geschrien, dass sie es nicht zulassen werde, dass die Ärzte hier im Sanatorium ihre Wunderblume meistbietend versteigern würden.

Durch den Aufruhr aufmerksam geworden, kam eine Menge Personal angestürmt und schafften es schliesslich, dass sich die Frau einigermassen beruhigte. Erdbeermund sah dann nur noch, wie sie die Frau wegführten und in einem Raum einsperrten, wo sie wenig später zu schreien anfing, was jedoch die meisten nicht mehr interessierte, da sich das ausserhalb ihres Blickfeldes abspielte.

Erdbeermund seufzte tief auf und verlagerte ihren Körper auf der Sonnenliege etwas. Kleine Schweisströpfchen sammelten sich an ihren Schläfen und bildeten einen sich zickzackförmig bewegenden kleinen Bach aus unzähligen Schweissperlen.

Gestern hatte sie ja diesen Blumenstrauss erhalten und der Anwaltsgehilfin - sie verbesserte sich - nein, das war nicht mehr die anonyme Frau, das war ein ganz lieber Mensch, das war Christine. Sie wiederholte in Gedanken diesen Namen wieder und wieder, liess ihn über ihre Zunge rollen, schmeckte ihn - Christine...

Bei dem Gedanken, dass sie gedacht hatte, diese Blumen könnten von Kalle sein, überfiel sie ein fast hysterisches Kichern. Kalle, dieser brutale Versager, der seine Frustration und Dummheit an ihm unterlegene Frauen abreagierte. Ein Schwein!

Ihr Herz pochte und sie glaubte es bis in den Hals hinein zu spüren. Hatte sie Christine doch - aufgewühlt wie sie war - einen Brief geschrieben, der mehr oder weniger, eigentlich schon sehr direkt, eine Liebeserklärung an sie war.

Sie wusste nicht, ob sie nun lesbisch sei, aber eines wusste sie: sie hatte eine Riesensehnsucht nach Christine und würde gern in den Armen dieser frau liegen, sich berühren und küssen lassen. Wenn das bereits lesbisch war, dann war sie lesbisch.

Mit diesen Gedanken als Schlussakkord stand sie auf, nahm ihr auf die Erde gefallenes Handtuch auf und ging langsamen Schrittes zum Haupthaus, wo sich auch ihr Zimmer befand.

"Ach Frau Scholz?"

Erdbeermund sah zur Rezeption hin, wo eine etwas magere Frau mittleren Alters ihren Namen gerufen hatte;

"Ja bitte?"

Während sie das fragte, setzten sich ihre Beine von allein in Richtung Rezeption in Bewegung.

"Ich habe hier eine Nachricht für sie. Eine Frau Christine Hetter hat angerufen, gesagt, sie wüssten Bescheid und sie würde morgen nach dem Mittagessen, also so gegen vierzehn Uhr zu Besuch kommen."

Erdbeermunds Herz machte einen Luftsprung und sie fühlte sich einer kleinen Ohnmacht nahe. Ihre Beine wollten nicht so richtig und sie fing leicht zu schwanken an. Die Frau von der Rezeption sah sie besorgt an:

"Ist ihnen nicht gut, Frau Scholz? Soll ich einen Arzt rufen?"

Während sie Erdbeermund fragend ansah, hatte sie bereits den Hörer in die Hand genommen und verharrte einen Moment.

Erdbeermund schüttelte den Kopf:

"Nein, nein! Ich brauche keinen Arzt, mir war nur eben etwas schwindlig, ist aber wieder vorbei."

Sie nickte der Frau noch einmal grüssend zu und ging zum Fahrstuhl, wo sie mit entschlossener Miene den Knopf drückte. Als der Fahrstuhl kam, sie einstieg und sich zur offenen Tür drehte, konnte sie das etwas besorgte Gesicht der Tante an der Rezeption wie in einer Grossaufnahme sehen, ehe sich die Tür vor ihr schloss.


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145.) Erdbeermund 17

Sie hatte die halbe Nacht wach gelegen und nur immer an Christine denken müssen. Es war ihr selbst schon fast unheimlich, wie sehr sie die Sehnsucht nach dieser Frau beschäftigte, wie sehr sie sich wünschte, Christine zu umarmen und sie zu halten - war das Liebe?

Sie wurde aus ihren Gedankengängen aufgeschreckt, als ein ziemlich lautes Streitgespräch genau vor ihrer Tür an ihre Ohren drang. Da stritten sich zwei Leute vom Personal. Es ging um den Heizungskeller.

Irgendjemand hatte wohl Mist gebaut und die Heizung laufen lassen und das mitten im Sommer.

Eine der Stimmen war unerträglich kreischend. Der Mann klang fast wie ein Eunuche.

Sie musste bei diesem Gedanken grinsen.

Die andere Stimme war eher sanft und dunkel melodisch.

Die kreischende Stimme beschimpfte die andere Person und schien garnicht aufhören zu wollen mit dieser endlosen Litanei von Verwünschungen und frustigem Gerede darüber, dass sie selbst nun etwas ausbaden müsse, was sie nicht getan habe. Von Anarchie war die Rede und davon, dass ein Sanatorium diktatorisch geführt werden müsse, wolle man nicht ins Minus kommen.

Erdbeermund sah auf ihre Uhr - gleich würde es Mittagessen geben und dann...

Sie atmete schwerer. Ein wenig Angst machte es ihr. Sie, die früher mit Freiern umgegangen war, als wäre das nix und nun fühlte sie sich plötzlich wieder in die Zeit ihrer Pubertät zurück versetzt. Als wäre es ihre erste Liebe, wobei sie sich nicht ganz sicher war, ob das nicht der Wahrheit entsprach. Hatte sie denn vorher schon mal einen Menschen wirklich geliebt?

War es nicht eher so gewesen, dass sie immer nur aus Angst reagiert hatte? Aus Angst vor Zurückweisung, vor Schlägen und vor sich selbst. Unsicher war sie ihr Leben lang gewesen und deshalb auch manipulierbar.

Erdbeermund seufzte laut und vernehmlich auf. Ein Spatz, der auf der Fensterbank des weit offenen Fensters sass und seinen Kopf neugierig nach allen Seiten drehte, erschrak und flog mit einem empörten Tschilpen davon.

Es war Zeit zu gehen - noch einmal seufzte sie aus tiefstem Herzen, ging dann entschlossen zur Tür, öffnete sie und stand zwei in blaue Kittel gekleideten Männern gegenüber, die ihre Unterhaltung unterbrachen und sie neugierig und auch anerkennend musterten.

Sie konnte ihre Blicke förmlich auf ihrem Rücken spüren, wo sie ein Loch zu brennen schienen. Ehe sie auf den Fahrstuhlknopf drücken konnte, öffnete sich die Tür und einige ihr fremde Personen traten aus dem Fahrstuhl.

Sie ging einen Schritt zur Seite, um den Leuten Platz zu machen. Dann betrat sie den Fahrstuhl und drückte den Knopf fürs Erdgeschoss.

Im Gemeinschaftssaal war es wie üblich laut und auch ein wenig stickig. Sie ging an den Tresen und holte sich ihr Essen, stellte es auf ein Tablett und suchte sich einen freien Platz an einem der Fenstertische.

Das Essen war nicht schlecht, aber sie war bereits so aufgeregt, dass sie nichts mehr schmeckte. Fast automatisch stopfte sie das Essen in sich hinein, dabei immer die Uhr beobachtend, deren Zeiger festgewachsen zu sein schien.

Endlich war sie mit dem Essen fertig, stopfte den Nachtisch, grünen Wackelpudding mit Vanillesauce, achtlos in sich hinein.

Fast schon fluchtartig stand sie dann auf und ging zur Tür, besann sich, kehrte an den Tisch zurück, nahm das Tablett mit dem nun leeren Essgeschirr auf und brachte es auf ein neben dem Tresen befindliches Laufband, wo es lautlos in den Tiefen irgendeines Raumes verschwand, um dort gereinigt zu werden.

Nervös stand sie dann vor der Eingangstür des Hauses, steckte sich eine Zigarette an und paffte sie überhastet, dabei immer wieder einen Blick auf ihre Uhr werfend.

Gerade wollte sie sich umdrehen und in die Eingangshalle gehen, da hörte sie ihren Namen rufen:

"Barbara - Barbara!"

Mein Gott, wie lange hatte man sie schon nicht mehr mit ihrem Vornamen gerufen. Sie drehte ihren Kopf und sah, wie die Person, der im Moment ihre ganze Sehnsucht galt, auf sie zueilte.

Nun konnte auch sie nichts mehr halten. Sie rannte und rannte und fiel fast in die Arme der Frau, nach der es sie verlangte.

Christine hatte ein liebevolles lächeln im Gesicht, sah Erdbeermund zärtlich an und presste diese in einer unkontrollierten Gefühlsaufwallung fest an sich. Sie nahm Erdbeermund dabei fast den Atem.

Doch diese war glücklich, lag mit ihrem Kopf an der Schulter der geliebten Frau und fühlte sich seit langen wieder geborgen. Sie wollte diesen köstlichen Augenblick geniessen, so lange es ging.

Christine streichelte zärtlich über Barbaras Haar und hauchte einen zarten Kuss auf ihre Stirn, auf ihre Nasenspitze und dann auf die vollen Lippen, die sich ihr bereitwillig entgegen streckten.

Beide verschmolzen in diesem Augenblick miteinander. Sie bildeten eine untrennbare Einheit aus Liebe, aus Vertrauen und Glück...


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146.) Erdbeermund 18

Christine sass nun schon seit einer Ewigkeit vor dem Monitor ihres Computers in der Kanzlei, ohne wirklich etwas von dem wahrzunehmen, was auf dem Monitor geschah.

Ihre Gedanken weilten bei Erdbeermund und den Gefühlen, die sie dieser jungen Frau entgegen brachte. Sie hätte nie gedacht, sich in eine Professionelle verlieben zu können, aber es war passiert.

Bei ihrem letzten Besuch hatte sie auch deutlich gespürt, dass Erdbeermund viel mehr für sie empfand, als nur Freundschaft. Wie sie sich geradezu verzweifelt an Christine angeklaamert hatte und sich küssen liess und selbst küsste, wie eine Ertrinkende, die verzweifelt nach der Planke im Ozean greift, um am Leben zu bleiben.

Obwohl Christine etwas jünger als Erdbeermund war, mischte sich in ihre Liebe so etwas wie Mütterlichkeit - sie wollte Erdbeermund beschützen, ihr Schutz sein und nicht mehr zulassen, dass ihr irgendwer wehtat.

Alle diese Gedanken durcheilten in ungeordneter Folge ihren Kopf und so schrak sie auf, als ihr Chef, ein schon etwas betagter Mann mit graumelierten Schläfen sie ziemlich laut ansprach;

"Sagen sie, träumen sie, Frau Hetter?"

Verlegen lächelte Christine ihn an:

"Ach wissen sie, ich hab grade wieder eine meiner Migräneattacken und versuche, das in den Griff zu bekommen."

"Oh je",

der Notar sah sie mitleidig an und schüttelte seinen Kopf.

"Glauben sie nicht, dass es dann besser ist, sie machen jetzt Feierabend und ruhen sich erst mal ordentlich zu Hause aus?"

Christine fand dieses Angebot nett, aber sie wollte nicht nach Hause gehen und ihre nicht vorhandene Migräne kurieren. Es reichte, dass sie ihren Chef angelogen hatte, sie musste nun nicht auch noch von der Lüge partizipieren.

"Ich mache noch meine Arbeit fertig. Es geht dann schon und ausserdem habe ich eine Tablette genommen, die mir sicher bald hilft."

Sie sah ihn an, ein wenig unsicher, ob er ihr wirklich diese Lüge abnahm. Doch ihr Chef lächelte sie nur leicht an und meinte dann in freundlich bestimmtem Ton:

"Also gut, sie machen diese Arbeit noch fertig, aber dann möchte ich, dass sie wirklich nach Hause gehen." Christine senkte ihren Kopf und nickte ergeben.

Anschliessend griff sie sich das Handbuch der allgemeinen Gesetzeskunde, um etwas nachzuschlagen. Sie hatten nämlich einen Fall, in dem es so richtig heavy zuging. Alle Zutaten für einen Spielfilm waren hier vereinigt.

Da gab es die Ehefrau, die ziemlich treudoof war und alles glaubte, was ihr bescheuerter Ehemann ihr erzählte. Er, der ziemlich belesen war, strich seiner Frau geniesserisch unter die Nase, sie müsse abspecken, denn nur deshalb würde die Ehe in der Misere stecken, erklärte er dann meist heimtückisch und hatte dieses Grinsen an sich, für das sie ihm sofort eine verpassen könnte. Er hatte mit seiner Frau in der Kanzlei gesessen und sie systematisch fertig gemacht.

Schnell hatte sie begriffen, um was es ging - er hatte eine junge Geliebte und wollte seine Frau loswerden. Natürlich auf eine billige Art und Weise.

Da sass dieser Gutmensch also mit seiner Doppelmoral, seiner verdammten Heuchelei und versuchte, der Frau zu schaden, die klaglos all die Jahre neben ihm gestanden und ihm geholfen hatte. Die Frau, die es ihm erst ermöglicht hatte, der zu sein, der er jetzt war.

Christine schüttelte ihren Kopf. Sie konnte sich nicht auf den Fall konzentrieren. Er war zu komplex und sie konnte und wollte sich keine Fehler erlauben. Schliesslich ging es um die Aufteilung eines nicht unbeträchtlichen Vermögens.

Ihre Gedanken schweiften ab - sie sah Erdbeermund vor sich, ihre geschlossenen Augen, diesen hingebungsvollen Blick und wie sie in Christines Armen lag...

Christine gab sich einen Ruck - Aus! Sie musste davon aufhören, während der Arbeit zu träumen...


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147.) Erdbeermund 19

In Erdbeermunds Kopf herrschte eine heillose Verwirrung. Unglaube darüber, dass sie sich in Christine so sehr verliebt haben solle. Natürlich fand sie es affengeil, aber es machte ihr auch ein wenig Angst.

Während sie ganz in Gedanken den Kopfsalat, aus dem sie eigentlich einen pikanten Salatteller hatte machen wollen, gnadenlos meuchelte und zwischen ihren nervös sich bewegenden Fingern zerbröselte, war sie immer noch unentschlossen, was sie nun eigentlich machen wollte. Wie sollte es weiter gehen?

Es erschien ihr absurd, weiterhin eingeschlossen zu sein im Sanatorium, wo das wahre Leben an ihr vorbei lief. Sie musste raus hier...

Plötzlich fühlte sie sich beengt, spürte, wie sie kaum noch Luft bekam. Das vormals ihr als Paradies vorkommende Sanatorium lastete nun auf ihrer verletzlichen Seele.

Sie, die es bisher zur Meisterschaft gebracht hatte im Verdrängen, liess nun Gedanken zu, die ihr früher nicht nur nicht gekommen wären, sondern die sie von Anfang an geblockt hätte.

Der kleine Fernseher auf der Anrichte in der Nische ihres Zimmers, die sie als kleine Teeküche missbrauchte, fesselte für einen Moment ihre Aufmerksamkeit. Berittene Polizei drängte eine Handvoll mit Plakaten bewaffneter Demonstranten, die gegen weitere Versuche im Weltraum protestierten, von der Fahrbahn. Schliesslich musste sowohl der Autoverkehr, als auch das Geschäftsleben weiter gehen.

Weltraum - Flucht - einige wilde Assoziationen gingen ihr durch den Kopf. Sie sah sich in einer Raumfähre mit ihrer Geliebten das Sternensystem verlassen und auf der Suche nach dem verlorenen Paradies.

Es klopfte. Ihre Gedanken kehrten in die Realität zurück.

"Ja bitte?"

Die Tür ging auf und als Erdbeermund sich dieser zudrehte, um zu sehen, was los sei, sah sie in das lächelnde Gesicht der geliebten Frau.

Mit einem lauten freudigen Aufschrei stürzte sie auf diese zu, warf ihre Arme um den Hals der Geliebten und bedeckte deren Gesicht mit tausend Küssen.

Christine stand nur da und liess leise lächelnd diese Liebesbekundungen über sich ergehen. Dann jedoch packte auch sie das Verlangen, sie zog Erdbeermund fest an sich und erwiderte deren leidenschaftliche Küsse.

Beide standen noch in enger Umschlingung, als sich die Tür öffnete und eine Stimme ziemlich forsch sagte:

"Was ist denn hier los? Aber meine Damen, so geht das nicht! Das ist ein Sanatorium und kein Freudenhaus."

Ehe Christine über ihre Handlung nachdenken konnte, war sie herumgeschnellt, auf den Mann zugegangen und hatte ihm links und rechts eine geklebt. Der Kopf des Mannes flog von einer zur anderen Seite, während es laut klatschte.

"Das wird ein Nachspiel haben."

brüllte dieser

Cheistine musterte ihn lediglich wortlos von oben bis unten, zuckte dann, ihn noch einmal verächtlich ansehend, mit ihren zarten Schultern, drehte sich ihrer Geliebten zu und sagte:

Komm, lass uns hier verschwinden!"


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148.) Erdbeermund 20

Erdbeermund war nun allein in ihrer Wohnung. Christine hatte resolut und ohne Widerrede zu dulden, Erdbeermunds Sachen in den Koffer, sie bei der Hand gepackt und fast im Laufschritt, Erdbeermund hinter sich herziehend, den Weg zu ihrem geparkten Wagen, einem Smart, zurück gelegt.

Den Koffer hinter den Sitz und Erdbeermund auf den Beifahrersitz geschoben, war ein Aufwasch. Ehe Erdbeermund Protest anmelden konnte, sass Christine schon im Wagen, steckte den Schlüssel in das Zündschloss, startete den Wagen und fuhr einer Sternschnuppe gleich mit hoher Geschwindigkeit vom Parkplatz des Sanatoriums.

Ein die Strasse querendes Moped wäre beinahe ein Opfer dieses Kavalierstarts geworden. Nur knapp verfehlte die Stossstange des Smart das kleine zweirädrige Fahrzeug.

"Christine, wir haben einige Sachen von mir an der Garderobe hängen gelassen. Sollten wir nicht zurück und diese holen?"

Erdbeermund sah ihre Freundin fragend an.

Doch Christine schüttelte nur verneinend den Kopf und meinte, das könne das Sanatorium ihr in die Wohnung schicken und sie, Erdbeermund, werde nicht noch mal einen Fuss auf das Gelände dort setzen - eher würde die Sonne zum Mond und die Galaxie verglühen.

Erdbeermund musste über die blumenreiche Sprache Christines wider Willen lächeln. Zärtlich betrachtete sie ihre Freundin von der Seite - dieses kühne und schöne Profil. Sie legte ihre Hand ganz sacht auf Christines Oberschenkel, liess sie dort liegen und schloss ihre Augen. Christines Nähe vermittelte ihr ein Gefühl von Geborgenheit, von Sicherheit und von Dingen, von denen sie bisher nicht wusste, dass sie davon träumen konnte.

Christine hatte die ganze Zeit über Erdbeermund klammheimlich beobachtet. Sie hatte gesehen, wie sich das Gesicht ihrer Freundin entspannte und sie gelöst schien. Und obwohl sie ja wusste, dass Erdbeermund eine schöne Frau war, raubte es ihr immer noch den Atem, diese anzusehen.

Gleichzeitig war ihr aber klar, dass sie sehr vorsichtig mit Erdbeermunds verletzlicher Seele würde umgehen müssen. Sie würde sich eine Strategie ausdenken müssen, in der sie weder als Weltverbesserer auftrat, noch ihrer Freundin das Gefühl vermittelte, dass sie sie betütern wolle. Schliesslich war Erdbeermund eine erwachsene Frau.

Eine Welle der Zärtlichkeit überkam Christine und spontan legte sie ihre Hand auf Erdbeermunds Hand, die immer noch auf dem Oberschenkel der geliebten Frau lag.

So war das alles und Erdbeermund stand mitten in der Wohnung, sah sich um und kam sich plötzlich mächtig einsam vor. Sie wünschte, Christine wäre über Nacht geblieben. Aber sie hatte sich nicht getraut, Christine zu fragen und Christine hatte wohl Rücksicht nehmen und Erdbeermund nicht mit so einer Frage überfallen wollen. Allein!

Automatisch packte Erdbeermund ihren Koffer aus, sortierte die Wäsche in den Kleiderschrank, verschloss denselben und das alles mit einer langsamen Sorgfältigkeit, die an einen hypnotischen Zustand erinnerte.

Eigentlich wollte sie duschen, aber dann legte sie sich einfach mit ihren Sachen aufs Bett und schloss ihre Augen.

Augenblicklich war Christine wieder gegenwärtig. Sie sah ihr Lacheln, spürte ihre erotische Ausstrahlung und atmete seufzend tief ein und aus.

Ihre Hände fanden den Weg zu ihrem schönen Busen. Sie massierte ihn leicht und ein wohliges Gefühl, dabei immer das Bild von Christine vor Augen, liess ihren Körper erschauern.

Lamgsam steigerte sie den Druck der Finger, strich mit der einen Hand über ihren Bauch, während die andere Hand weiter den Busen massierte und die Nippel, die fest und hart geworden waren, leicht kniff, was ihr ein lustvolles Stöhnen entlockte...


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149.) Erdbeermund 21

Ausgeruht öffnete Erdbeermund ihre Augen. Es war still in ihrem Schlafzimmer und nur das leise Ticken des auf dem Nachttisch stehenden kleinen Weckers war zu hören.

Sie war sehr schnell eingeschlafen gestern Abend, nachdem sie sich, auf dem Bett liegend, selbst befriedigt hatte und zu einem Höhepunkt gekommen war.Allerdings fühlte sie sich dabei irgendwie schuldig, ohne zu wissen, warum. War das Christine gegenüber bereits so etwas wie ein Fremdgehen? Sie zuckte die Achseln und gelobte sich selbst, dass sie nicht so viel über Normalitäten nachdenken wolle.

Langsam stand sie auf, reckte und streckte sich. Es war ein schönes Gefühl, zu Hause zu sein und etwas Schönes zu haben, woran man denken konnte - Christine.

Ihr Weg führte sie in die Küche, wo sie mit geschickten Handgriffen die Kaffeemaschine befüllte und in Gang setzte. Ruhig, ja fast behäbig ging es dann weiter ins Bad, wo sie ihren Morgenmantel einfach von den Schultern zu Boden gleiten liess und sich einer nackten Göttin gleich unter die Dusche stellte. Das Wasser nässte ihr Haar und floss in bächen über ihr Gesicht, welches sie den warmen pulsierenden Wasserstrahlen entgegen streckte. Sie fühlte sich einfach super.

Es klingelte an ihrer Wohnungstür. Einmal, zweimal, dann ein krachendes Geräusch und die vorher verschlossene Tür sprang auf. Im Türrahmen stand Kalle und sah sich suchend nach allen Seiten um. Dann hatte er das Geräusch des rauschenden Wassers aufgebommen und ein unangenehmes Grinsen überzog sein hässliches Affengesicht.

Er prüfte kurz die Tür, richtete am Rahmen etwas und nickte zufrieden mit dem Kopf, als sich die Tür wieder schliessen liess. Sorgfältig schloss er sie und sein erster Weg führte ihn in die Küche, aus der verführerischer Kaffeeduft in den Rest der Wohnung drang. Er fand, ein Brunch täte ihm gut und anschliessend würde er sie nehmen. Bei diesem Gedanken glitt wieder dieses satanische Grinsen über sein Gesicht.

Er hatte bereits seine Tasse geleert, sich neu eingegossen und sah verdrossen auf die Uhr. Wie lange duschte die Nutte denn? Er hatte heute ein volles Programm, wollte zum Katasteramt. Es gab nämlich Grenzstreitigkeiten mit seinen Nchbarn. Er hatte doch einem Typen beim Pokern sein Grundstück abgenommen und so einiges damit vor und nun stellten sich die Nachbarn quer.

Wo blieb denn diese Chimäre? Wieder schaute er auf seine Uhr. Gerade wollte er ins Bad nachschauen gehen, da kam sie, den Kopf gesenkt und rubbelte ihr Haar trocken.

"Hallo Schnalle!"

Erdbeermund zuckte zusammen, liess das Badehandtuch zu Boden fallen und erstarrte zur Salzsäule. Sie spürte, wie es bei ihr zu kribbeln anfing - ein unkontrollierbares Zittern wurde stärker und stärker und schüttelte sie schliesslich in einer Weise, dass Kalle aufsprang und sagte:

"Hey hey, nu mal langsam mit die jungen Pferde, wirst mir doch jetzt nicht hops gehen, du Schlampe."

Er näherte sich ihr und sie konnte sich immer noch nicht aus ihrer Starre lösen. Ihre Augen waren vor Angst geweitet.

"Hast Schiss, was? Sollst du auch. Du siehst ja wieder richtig gut aus und scheinst mir gesünder denn je. Wird also Zeit, dass du wieder deinen Platz an der Krypta einnimmst.",

polterte er und sah die Halbbekleidete mit gierigen Blicken an.

"Aber bevor du dich von nem Freier bespringen lässt, werde ich dich erst mal richtig durchvögeln - darauf hast du doch sicher schon gewartet, nicht wahr?"

Er stand nun vor ihr, sein stinkender Raubtieratem verschlug ihr fast den Atem und sie sah ihn an und wünschte sich weit weit weg.

Mit einer blitzschnellen Bewegung riss er ihr das grosse Badelaken, in dass sie sich nach der Dusche eingewickelt hatte, vom Körper, sah auf ihre Nacktheit und bekam diesen merkwürdigen Azsdruck, den geile Männer meist haben. Dann griff er sie und wollte sie zu Boden zwingend, küssen.

Jetzt erst löste sich erdbeermunds Starre, sie schrie und schrie und konnte nicht mehr aufhören zu schreien. Brutal schlug ihr Kalle mit der flachen Hand nehrmals ins Gesicht:

"Halt die Schnauze, du dämliche Votze, sonst mach ich dich kalt",

zischte er. Doch Erdbeermund nahm das alles nicht mehr wahr. In ihrer Panik und Not schrie sie nur noch weiter. Kalle versetzte ihr daraufhin einen gezielten Faustschlag an die Schläfe. Erdbeermund sackte zusammen und war sofort bewusstlos.

Kalle griff mit gierigen Fingern nach den Brüsten der Ohnmächtigen, riss ungeduldig an seinem Gürtel und knöpfte seine Hose auf. Gerade hatte er seinen Schwanz in der Hand, da gab es einen dumpfen Ton. Kalle fiel mit dem Gesicht auf Erdbeermunds Bauch und rührte sich nicht.

Christine stand vor den beiden reglos Liegenden und sah auf sie herab. Unendliches Mitgefühl war in ihrem Blick, als sie die ohnmächtige Erdbeermund ansah und Hass, als sie auf den jetzt still daliegenden Zuhälter blickte.

Eben jetzt schien er wieder zu sich zu kommen, denn er hob leise stöhnend seinen Kopf. Christine holte ohne zu zögern aus und schlug noch einmal zu. Der Wagenheber in ihrer Hand verfärbte sich rötlich. Sie hatte kein Mitleid mit ihm. Dieser Hurensohn sollte bezahlen für das, was er der Frau angetan hatte, die sie liebte. Mit ihrem schuhbewehrten Fuss trat sie mehrmals mit aller Kraft in das Gesicht des Liegenden. Blutiger Schaum bedeckte sein Gesicht.

Er würde wohl eine Weile aus der Schnabeltasse trinken müssen und sein festes Essen würde aus Labskaus bestehen. Christine schalt sich selbst, dass sie nicht schon früher gekommen war, vielleicht hätte sie das Erdbeermund ersparen können. Wut packte sie erneut und wieder trat sie Kalle voll ins Gesicht. Solche Leute gehörten ausgemerzt. Sie fand es katastrophal, wie lasch die Behörden mit solchem Abschaum umgingen.

Erdbeermund bewegte sich leicht und stöhnte. Christine überlegte blitzschnell - sie konnte nicht zulassen, dass ihre Freundin wach wurde und dieser Arsch auf ihr lag. Sie zog und zerrte an Kalles Beinen, rollte ihn von Erdbeermund weg und schleifte ihn mühsam ins Badezimmer, deren Tür sie schloss. Dann eilte sie in die Küche, nahm das erstbeste Geschirrtuch, was ihr in die Hände fiel und machte es richtig nass. Ins Wohnzimmer zurück kehrend, wischte sie, so gut es ging, das Blut von Erdbeermunds Bauch und der näheren Umgebung. Sie musste sich beeilen, denn Erdbeermund würde gleich ihre Augen öffnen...


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150.) Erdbeermund 22

Leicht stöhnend griff Erdbeermund mit geschlossenen Augen an ihren Kopf und verharrte an der Stelle, wo sie Kalles Schlag getroffen hatte. Ihre Augenlider flatterten leicht, ehe sie sich quälend langsam öffneten und direkt in Christines Augen blickten, die sich sorgenvoll über ihre Freundin gebeugt hatte.

Erdbeermund schien die Freundin nicht wahrzunehmen, denn immer wieder glitten ihre Augen über das Gesicht der Freundin, ohne dass sie Anzeichen von Erkennen von sich gab.

Christine hatte furchtbare Angst, dass Erdbeermund durch Kalles brutalen Schlag wieder ihr Gedächtnis verloren hatte. Sie ergriff zärtlich die schlaff auf dem nackten Bauch liegende Hand der Freundin und hiel sie fest umklammert.

Plötzlich zuckte ein Angstlicht in Erdbeermunds Augen auf:

"Wo ist er?",

flüsterte sie und sah Christine jetzt zum ersten mal direkt an. Diese war erleichtert, dass ihre Freundin nicht nur bei vollem Bewusstsein war, sondern auch ihr Erinnerungsvermögen behalten hatte.

"Er ist weg und in Zukunft werden wir uns besser verteidigen, mein Schatz."

sagte sie und strich eine Haarsträhne aus Erdbeermunds Gesicht.

"Sollten wir das nicht allein schaffen, werde ich diese Aufgabe delegieren. Wir kriegen ihn schon so klein, dass er später in eine Schatulle passt. Du musst also keine Angst haben, Süsse, denn ich kenne die richtigen Leute, die das anordnen können, wenn ich sie darum bitte"

Ihre Geliebte sah Christine voller Vertrauen an, drückte die Hand, die noch immer die ihre hielt und versuchte trotz der Schmerzen, ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern.

Christine weinte unhörbar. Tränen liefen über ihr Gesicht und sie nahm vorsichtig den Kopf der Freundin und bettete ihn in ihrem Schoss, dabei sanft die Wangen der Liegenden streichelnd.

Ein Geräusch vom Bad liess sie auffahren. Schnell griff sie eines der am Boden herumliegenden Kuscheltiere, hob Erdbeermunds Kopf etwas an, drehte sich seitlich, so dass ihr Kopf nun frei war und legte ihn auf das Stofftier. Dann erhob sie sich geschmeidig, ging raschen Schrittes auf die Badezimmertür zu, sich im Gehen nach dem von Blut gesäuberten Wagenheber bückend.

Während sie in der einen Hand den Wagenheber schlagbereit in Schulterhöhe hielt, öffnete sie mit der anderen Hand vorsichtig die Tür zum Bad. Er lag noch immer am Boden, hatte seine Position aber verändert.

Sie betrat langsam das Badezimmer, umrundete ihn, so dass sie schliesslich an seinem Kopf stand. Bereit, sofort zuzuschlagen, stupste sie ihn mit dem Fuss an.

Er reagierte lediglich mit einem leisen Stöhnen. Durch sein seitliches Liegen konnte sie erkennen, dass er ein Messer in der Gesässtasche hatte. Sie bückte sich und zog es mit einer raschen Bewegung heraus. Dabei erhöhte sich ihr Puls schlagartig und sie meinte, das Hämmern im Hals zu spüren.

Bei dem Messer handelte es sich um eines dieser leicht gebogenen Klingen, die rasiermesserscharf waren. Christine nahm es in ihre rechte Hand. legte den Wagenheber ausser Reichweite des Mannes auf den Boden und kniete sich an seinem Kopf hin.

Während sie mit der freien Hand ein Augenlid hochhob, um seinen Zustand festzustellen, hielt sie ihm das Messer an die Kehle, bereit, das zu tun, was getan werden musste, sollte er seine Ohnmacht nur vorgetäuscht haben und sie angreifen.

Als sie jedoch in Kalles blutunterlaufende Augen sah, deren Pupillen überhaupt nicht zu sehen waren, liess die Spannung in ihr etwas nach.

Fast hysterisch lachte sie laut auf, als ihr der letztens gesehene Spielfilm einfiel, dessen Handlung in Paris spielte. Eine Kurtisane war dort mit dem Oberboss vom Wetteramt befreundet und beide machten ihre Sexspielchen auf der riesigen Wetterfahne des in der Nähe befindlichen Domes. Sie fand das voll krass.

Schnell stand sie auf, schüttelte die Gedanken von sich und machte sich im Wohnzimmer der Freundin auf die Suche nach einem Tape, womit sie Kalle fesseln konnte.

In einer der Schubladen des alten Wohnzimmerschrankes wurde sie dann fündig. Sie holte eine grosse Rolle mit Klebeband hervor, welches zu ihrer Befriedigung auch noch mit Textilfäden verstärkt war. Aus einer anderen Schublade entnahm sie eine grosse Schneiderschere und ging, so bewaffnet, ins Bad zum dem bewusstlosen Kalle zurück...


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151.) Erdbeermund 23

Er lag noch genau so da, wie sie ihn verlassen hatte. Seine Hose, die vorn weit offern stand, war blutverschmiert und sein kümmerlicher Schwanz hing seitlich als trauriges Anhängsel herunter. Es schüttelte sie vor Ekel.

Sie trat an ihn heran, bückte sich und drehte ihn etwas mehr in Bauchlage, ergriff seine beiden Arme und drehte sie nach hinten. Zuerst wickelte sie ein, zwei Lagen um die Handgelenke, schnitt mit der Schere das Packband von der Rolle und umwickelte anschliessend die Fussgelenke.

Sie besah sich ihr Werk, war noch nicht ganz zufrieden - wenn er gelenkig genug war, würde er die Arme nach vorn bekommen und es wäre ein Leichtes für ihn, sich zu befreien.

Also spendierte sie zuerst noch mehrere Lagen Packband für die Hand- und Fussgelenke. Ein Zerreissen des Packbandes war unmöglich. Selbst ein Elefant hätte sich aus dem verstärkten Band nicht befreien können. Zusätzlich umwickelte sie nun im Ellbogenbereich die Arme, so dass sie ziemlich eng anlagen und anschliessend noch den Kniebereich. Derart gefesselt, bildete Kalle keine Gefahr mehr.

Sie wandte sich zur Tür und wollte gerade das Bad verlassen, da erklang seine Stimme:

"Hör zu, du Votze, wenn du mich nicht sofort losmachst, dann lege ich dich um und Erdbeermund gleich mit. Ihr beiden werdet bereuen, was ihr gemacht habt."

Immer wütender und damit lauter wurde seine Stimme, was auch gleichzeitig bedeutete, dass er anfing, sich zu erholen.

Christine drehte sich um:

"Halt Deinen Mund und mach mich nicht wütend, sonst schneide ich dir deine Eier samt Schwanz ab und gebe sie dir zu fressen.",

sagte sie in ruhigem, ja fast schon freundlich wirkendem Ton. Sie machte einen Schritt auf ihn zu, bückte sich, nahm das blutbeschmierte Küchenhandtuch, mit dem sie vorhin Erdbeermund gesäubert hatte, vom Boden auf und dann, das Handtuch als Schutz benutzend, sein Gemächt in die Hand. Anschliessend setzte sie die grosse Schneiderschere an und drückte leicht zu. Nicht zu fest, aber stark genug, dass er vor Schmerz aufschrie und entsetzt auf seine Männlichkeit blickte.

Christine schaute ihn verächtlich an - du scheiss Typ. Am liebsten würde ich dich umbringen, aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend. Vielleicht mache ich es doch noch, damit wir endlich Ruhe vor dir haben.

Kalle schien nur wenig beeindruckt von ihren Worten.

"Du scheinst mir ja ein rechter Dragoner zu sein, obwohl du nicht so aussiehst. Wie eine Matrone siehst du auch nicht aus. Wenn ich wieder frei bin, werde ich euch beide an die Russenmafia verkaufen. Dort lernt ihr dann mal, was es heisst, Matratzensport zu machen und Männer zu verwöhnen."

Christine war im Allgemeinen nicht gerade ein Hitzkopf, aber jetzt stieg eine Welle der Wut in ihr hoch und sie musste sich beherrschen, den vor ihr liegenden Kalle nicht sofort zu töten.

Wortlos wandte sie sich ab, ging aus dem Raum, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen. Erdbeermund sah ihr entgegen. Sie wollte sich gerade ankleiden, hielt aber inne, als sie Christines finsteres Gesicht sah.

Ängstlich schaute sie ihre Freundin an:

"Ist etwas passiert?"

Diese schüttelte den Kopf und presste nur zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor:

"Nein, noch nicht, aber es könnte etwas passieren."

Erdbeermunds aufgerissene ängstliche Augen brachten sie aber sofort wieder zur Besinnung. Sie eilte zu ihr, nahm sie in die Arme und drückte sie zärtlich an sich.

"Wir müssen jetzt ganz genau überlegen, was wir machen. Bringen wir ihn um, oder lassen wir ihn laufen. Wenn wir ihn laufen lassen, werden wir ein Leben lang in Angst vor ihm leben."

Christine hielt inne und dachte nach - es war jetzt an der Zeit, pragmatisch zu denken.

Zuerst einmal würden sie sich Kalles Sachen aneignen und verramschen. Es war ja nicht zu leugnen, dass er die Sachen auf Erdbeermunds Kosten in seinen Besitz gebracht hatte. Sie kannte da so einen Vereinsmeier, der scharf auf sie und von dem sie wusste, dass er ein Tüftler vor dem Herrn war.

Sie musste sich nur etwas einfallen lassen, wie sie ihm beibrachte, was sie haben wollte. Während sie nämlich Erdbeermund weiter an sich drückte, war sie zu einem Entschluss gekommen - Kalle würde diese Wohnung nicht mehr lebend verlassen...


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152.) Erdbeermund 24

Christines Gehirn glich im Moment mehr einem Computer, als einem menschlichen Gehirn. Die Bereitschaft, Kalle zu töten, war da, aber jetzt musste ein Plan her, wie Erdbeermund und sie ungeschoren aus dieser Sache kommen würden.

Zwischenzeitlich hatte sie sich überlegt, dass es doch nicht so gut wäre, andere Personen in ihre Pläne zu involvieren. Zu viele Imponderabilien standen ihrem Vorhaben gegenüber, als dass sie sich einen Fehler hätte leisten können.

Im Moment galten ihre hauptsächlichen Überlegungen der Beseitigung des Kadavers. Sie goutierte dabei zwei Möglichkeiten, die ihr Erfolg versprechend schienen.

Da war zum Einen die Möglichkeit, ihn in aller Stille in einem der städtischen Gullis einer beliebigen Stadt zu entsorgen. Die dort ansässigen Ratten würden einen Grossteil der Arbeit abnehmen, was die spätere Identifizierung der Leiche erheblich erschweren, wenn nicht sogar unmöglich machen würde. Ein Pro war noch, dass Kalle eh eine Menge Feinde im Milieu hatte und die Polizei zuerst dort Nachforschungen anstellen würde.

Dann dachte sie an ihr Grundstück. Sie besass einen mit Benzinmotor betriebenen Schredder, mit dem sich Äste und dünnere Baumstämme bis etwa 10 Zentimeter Durchmesser in millimetergrosse Schnipsel häckseln liessen.

Wenn sie Kalle da reinstopfte, würden nur Minifetzen von ihm übrig bleiben, die sie in ihren Komposthaufen würde einarbeiten können. Anschliessend, wenn alles kompostiert war, würde Kalle sicher guten Humus für ihre Blumenbeete abgeben.

Da war dann nur noch die Sache mit den Zähnen. Natürlich musste sie sich vorher vergewissern, dass keine verräterischen Spuren zurück blieben.

Und natürlich würde sie ihm vorher die Haare scheren und diese im Garten verbrennen, da Haare extrem lange brauchten, bis sie verrottet waren.

Sie wusste, wenn sie sich genauestens an ihren Plan hielt, Vernunft walten liess, nicht schusselig wurde bei ihrem Tun, sahen die Chancen sehr gut aus, nicht erwischt zu werden.

Kalle - abfällig verzogen sich ihre Lippen und im Stillen spuckte sie auf ihn. Wie war es denn bei diesen politischen Morden. Ein Attentat wurde verübt von staatlichen Berufsmördern und fast nie kam heraus, wie es wirklich geschehen war und wer dahinter steckte, selbst wenn es Vermutungen gab.

Primär galt es jetzt jedoch erst einmal, Kalle aus Erdbeermunds Wohnung zu entfernen, ohne dass Nachbarn etwas bemerkten. Christine war plötzlich unruhig.

Was machte Erdbeermund eigentlich? Es kam ihr unnatürlich ruhig vor. Kalle konnte nicht schreien, denn dem hatte sie den verschmierten Lappen als Knebel in den Mund geschoben. Da sie immer Nägel mit Köpfen machte, hatte sie Kalle auch gleich seine Kleidung mit der Schneiderschere vom Leib geschnitten, ihn in die Dusche gerollt und um seinen Hals eine Schlinge gelegt, die sie aus einem dünnen Seil geformt hatte. Das Seil befestigte sie an einer bereits vorhandenen Verankerung, die stabil genug war, selbst grössere Menschen zu halten. Da lag er dann halb, halb hockte er, nackt und bloss und verstand wahrscheinlich die Welt nicht mehr.


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153.) Erdbeermund 25

Erdbeermund hatte eine Riesenangst. Sie hoffte nur, es möge bald vorbei sein.

Sie, die eigentlich gegen jede Form von Gewalt war, hatte eingesehen, dass sie ihren Peiniger wohl nie loswerden würde, wenn sie nicht Christines drastischen Weg mitginge. Sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass Kalle sie beide umbringen würde, käme er frei.

Kalle war ein echter Psychopath, aber schlau genug, sich die Polizei untertan zu machen mit kleinen Geschenken und Gefälligkeiten. Hier verpfiff er mal einen Konkurrenten, über den er etwas Belastendes in Händen hielt und dort lieferte er einen kleinen Ganoven ans Messer, um selbst einen Freibrief für seine Straftaten zu erhalten.

Was zählte da schon ein Menschenleben. Selbst die Staatsanwaltschaften machten mit und liessen ihm für seine kleinen Spitzeldienste grosszügig freie Hand in seinen Aktivitäten.

Sie hatte einmal einen Kommissar kennen gelernt, der bei Kalle und ihr zu Besuch war. Es ging damals um einen mysteriösen Einbruch und Kalle hatte grad einige Probleme mit der Polizei. Es gab dann ein so genanntes Gentleman Agreement und der Kommissar zog anschliessend befriedigt nach Hause mit einem gelösten Fall in der Tasche, während Kalles Schandtaten den Weg in den grossen Beamtenreisswolf antraten.

Seit der Zeit hielt sie nicht mehr all zu viel von deutscher Gerechtigkeit. Hier hatten sich Staatsdiener und Ganoven gemeinschaftlich verbrüdert und waren bereitwillig eine Mesalliance eingegangen, die beider Lebensraum gegenseitig abgrenzte und schützte.

Sie erinnerte sich, wie zufrieden Kalle gewesen war und gemeint hatte, er hätte sie alle in der Tasche. Und selbst wenn ein kleiner Staatsanwalt was zu monieren haben würde, weil Kalle, der ja ein Gewohnheitstier war, wieder auffälig würde, hätte Kalle nichts zu befürchten, denn grössere als der Staatsanwalt hielten ihre schützenden Hände über Kalle und somit könnte man noch lange Vorgänge formulieren, das Ganze abstrahieren, ohne zu einem für Kalle negativen Urteil zu kommen.

Von dieser Seite, dass wusste Erdbeermund definitiv, würde also keine Hilfe für sie kommen.

Sie seufzte tief auf. Gewalt! - Gewalt! - Gewalt!...

Immer nur Gewalt und Ungerechtigkeit. Für Menschen, die wie sie in Not waren, gab es keine Hilfe. Erst wenn sie selbst tot sein würde, aber wahrscheinlich würde auch das unter den Teppich gekehrt werden.

Sie dachte dabei an einen Politiker, der schon seit Jahren tot war - ein Obelisk unter seinesgleichen. Was hatte der gelogen und betrogen und... Er galt nach wie vor als ein Ehrenmann mit Schlitzohrqualitäten, was immer das auch heissen mochte.

Ihre sich langsam im Kreis drehenden Gedanken wurden durch das Eintreten Christines ins Wohnzimmer unterbrochen. Ein zaghaftes Lächeln verschönte Erdbeermunds ohnehin schönes und ebenmässiges Gesicht, als sie sich der geliebten Frau zuwandte...


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154.) Erdbeermund 26

Christine hatte über einen längeren Zeitraum hinweg Erdbeermund verstohlen beobachtet. Dieses ebenmässige schöne Gesicht faszinierte sie. Sie konnte förmlich Erdbeermunds Gedanken durch das neuronale Netz ihres Gehirns flitzen sehen, wie sich Synapsen verdickten, neue Anschlüsse bildeten, Angst, Wut und Liebe mit- und gegeneinander wetteiferten und eine Konfusion nach der anderen anzettelten.

Aber genug - sie wischte all diese Gedanken beiseite, denn sie hatten jetzt ein grösseres Problem zu bewältigen - Kalle.

"Wir müssen sehen, wie wir ihn hier weg bekommen. Ich habe da schon eine Idee, aber dafür brauchen wir deinen Wagen, denn mein Smart ist zu klein."

Erdbeermund sah Christine fragend an. Diese lächelte ihr beruhigend zu und meinte dann, sie kenne da einen Gewerbehof, auf dem stünden kleinere geschlossene Rollcontainer, die nicht nur Kalle aufnehmen könnten, sondern auch in Erdbeermunds Opel Zafira passen würden. Ausserdem gäbe es zu diesem Bereich mehrere Zufahrtswege, sodass sie ihren Wagen ausserhalb parken und sich ihren Weg aussuchen könnten, falls jemand tatsächlich gucken würde.

Erdbeermund sah ihre Freundin mit grossen Augen an und nickte nur schweigend zu deren Ausführungen.

Sie sassen in Erdbeermunds Wagen, einem sportlichen Van mit einer 1,9-Litermaschine Turbodiesel, 150 PS stark und für einen Van sauschnell. Christine dirigierte Erdbeermund durch den dichten Strassenverkehr bis in eine kleinere, stille Strasse.

"Such dir hier schon mal einen Parkplatz.",

sagte sie. Während Erdbeermund in einer grösseren Lücke einparkte, löste Christine bereits ihren Sicherheitsgurt und machte sich fertig zum Aussteigen.

Es gefiel ihr, dass es zwischen beiden keine Streitfrage bezüglich des weiteren Vorgehens gegeben hatte. Das hätte auch noch gefehlt, dass es in ihrer jungen Liebe zu einem Krawall gekommen wäre, dessen Urheberschaft bei Kalle gewesen wäre.

Der Wagen war korrekt eingeparkt, was Erdbeermund, die ja noch recht unerfahren war, jubilieren liess. Scherzhaft meinte sie, sie könne sich dann wohl auch zur Meisterschaft der Autoeinparker nominieren lassen und Christine müsse dann für sie demonstrieren, dass Frauen am Steuer besser als Männer seien.

Beide lachten, wurden dann jedoch unvermittelt wieder ernst, als sie daran dachten, warum sie eigentlich hier waren.

Sie standen vor diesen kleinen rollcontainern und überlegten, wie gross ein mensch war und ob das wirklich so einfach gehen würde. Die Grösse der Container lag bei einer Länge von ca. 1,20 Metern und einer Breite von 60 Zentimetern bei einer gleichzeitigen Höhe von knapp einem Meter. Versuchshalber fasste Christine einen der Rollcontainer an und war angenehm überrascht, wie leichtgängig sich der Container rollen liess.

Beide lehnten sich gegen die Reihe der Container und taten, als würden sie sich angeregt unterhalten, während sie unauffällig den Gewerbehof beobachteten, ob Gefahr der Entdeckung drohen könnte.

Sie sahen eine Weile einem Penner zu, der mit einem Einkaufswagen an die rückwärtigen Eingänge der verschiedenen Firmen fuhr und die dort befindlichen Mülltonnen inspizierte. Christine brachte dabei die Behäbigkeit des Mannes fast zur Weissglut. Ihn würde sie auf keinen Fall nominieren, wenn es darum ginge, einen Rekord im Müllbuddeln aufzustellen.

"Könnte man uns eigentlich verhaften, wenn wir hier beim Klauen erwischt werden",

fragte plötzlich unvermittelt Erdbeermund und sah Christine gespannt an, die ja immerhin als Notargehilfin über einige einschlägige Gesetze Bescheid wusste

Während diese noch überlegte, ob sie ihre Kenntnisse demonstrieren solle, beschwichtigte sie zuerst Erdbeermund meinte, diese solle sich nicht von Panik regieren lassen.

Unablässig hatten ihre Augen flink das Gelände abgetastet. Der Penner war zwischenzeitlich verschwunden.

"Jetzt!",

flüsterte sie der Geliebten zu. Sie ergriff eine Haltestange des Containers und schob ihn aus der Reihe der Anderen. Erdbeermund fasste an der gegenüber liegenden Seite an und beide gemeinsam schoben den Rollcontainer gemächlich und ohne überstürzte Hast zu einem der Ausgänge.

Den Zafira hatten sie vorher bereits ausgeräumt und es gab keine Probleme, den Container in den freien Raum des Vans zu schieben, nachdem sie ihn gemeinsam angehoben und auf der Bodenfläche des Wagens abgestellt hatten. Beide stiegen ein, schnallten sich ordnungsgemäss an und dann ging es auch schon in Richtung der Wohnung, in der sich sehr bald Kalles Schicksal erfüllen würde...


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155.) Erdbeermund 27

"Hattest du vorhin nicht die Tür abgesperrt?"

fragend sieht Christine Erdbeermund an und deutet auf Erdbeermunds Wohnungstür, die eindeutig nur angelehnt ist.

Erdbeermund will gerade antworten und ihrer Verwunderung Ausdruck geben, scheint sich dann aber erst über die Tragweite dieser Tatsache Gedanken zu machen und schaut sich panisch um.

"Mein Gott, der hat sich befreit und lauert uns jetzt bestimmt auf.",

flüstert sie. Der Fahrstuhl surrt und setzt sich plötzlich in Bewegung. Beide Frauen fahren erschrocken zusammen, sehen sich an und betreten überhastet schnell Erdbeermunds Wohnung, hinter sich sogleich die Tür schliessend.

Sie können hinter der geschlossenen Tür noch das Surren des Fahrstuhls hören, der aber an ihrem Stockwerk vorbei weiter nach oben fährt. Beide entspannen sich etwas und Erdbeermund sagt:

"Ich glaube, jetzt könnten wir beide wohl einen Whisky gebrauchen."

Dabei sieht sie Christine fragend an, die ohne zu zögern, bejahend mit dem Kopf nickt.

"Ich werde dann mal sehen, was Kalle so treibt, während du uns eine Mischung machst.",

sagt Christine und macht sich auf den Weg zum Bad. Sie öffnet die Tür und bleibt wie erstarrt stehen.

Kalle schaut sie aus der Dusche heraus mit hervorquellenden Augen an. Doch nicht das ist es, was ihr einen Schauer des Entsetzens über den Rücken laufen lässt. Diese Augen sind tot. Der ganze Kerl ist tot. Er hängt nun an dem Seil, welches sie für die Fixierung seiner Hände benutzt hatte, an der Duschhalterung in etwa zwei Meter Höhe und sein Gesicht hat einen gräulichen Schimmer angenommen.

Das Ganze sieht irgendwie grotesk aus, wie er da hängt in seiner Nacktheit, an Händen und Füssen gefesselt. Das blutige Geschirrtuch, welches sie ihm ja anfangs in den Mund gestopft hatte, damit er nicht schreien kann, ist immer noch in seinem Mund deponiert. Nur ein etwa zehn Zentimeter langer Zipfel schaut heraus.

Irgendwie sieht das Ganze ziemlich theatralisch aus und Christine fühlt sich in einen Film versetzt, mit all diesen obligatorischen Komponenten, die eben dazu gehören, hat sich jedoch schnell gefasst.

Jemand war in der Wohnung und hat ihnen die Arbeit abgenommen - aber wer? Und würde das negative Folgen für sie beide haben? Würde die Gerichtsbarkeit den beiden Frauen glauben, dass sie mit Kalles Tod nichts zu tun hatten?

Fragen über Fragen. Christine versucht ihre Gedanken zu ordnen, die einen Moment lang fast in Panik ausgeartet wären, während Erdbeermund, die von allem nichts ahnt, unverdrossen ein kleines Liedchen vor sich hin trällert.

"Hast du vorhin das Paar in dem Lamborghini gesehen, als wir an der letzten Verkehrsampel halten mussten?"

ruft Erdbeermund fragend Christine zu. Diese muss ob der Banalität dieser Frage angesichts des neben ihr hängenden Toten unwillkürlich lächeln.

Damit Erdbeermund nicht auf die Idee kommt, jetzt das Bad zu betreten, geht sie ins Wohnzimmer, nimmt das bereitstehende und schon gefüllte Whiskyglas in die Hand und leert es mit einem Zug.

Der scharfe und ungewohnte Alkohol verschlägt ihr für einen Moment den Atem und sie ringt nach Luft. Anschliessend muss sie husten und hat plötzlich ein Würgen im Hals und Angst, sie könnte sich hier und jetzt übergeben.

"Barbara hör mal."

sie stockt und Erdbeermund, nun wieder mit ihrem Vornamen angesprochen, sieht Christine fragend an, die überlegt, wie sie Erdbeermund am besten die Nachricht vom Tode Kalles beibringt.

"Ich habe da vorhin im Kellerschacht so eine Baufolie gesehen, die können wir gut gebrauchen, um damit Kalle einzuwickeln und in den Container zu legen."

sagt sie erst einmal ausweichend...


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156.) Erdbeermund 28

Erdbeermund stellt ihr Glas ab und geht zur Wohnzimmertür. Auf halbem Wege stoppt sie Christines Stimme, die fragt, wo sie hin will. Erdbeermund bleibt stehen, dreht sich langsam um, schaut Christine an und sagt:

"Ich wollte mal sehen, was Kalle macht. Schliesslich liegt der doch jetzt schon seit Stunden gefesselt in der Dusche."

Die andere überlegt fieberhaft - einmal muss sie es ihrer Freundin ja eh sagen, aber sie möchte den richtigen Zeitpunkt erwischen. Zuerst einmal sollten sie den Container aus dem Auto, die Baufolie aus dem Keller holen und alles zusammen mit dem Fahtstuhl, in den der Container locker reinpassen würde, wie sie schon vorher nachgemessen hatte, in Erdbeermunds Stockwerk und Wohnung bringen.

"Ach weisst du, ich halte es nicht für eine so gute Idee, dass wir dauernd zu ihm hingehen. Lass uns jetzt den Container holen, dann sehen wir ihn eh, wenn wir..."

Sie unterbricht ihren Wortfluss und lässt unausgesprochen, was dann eigentlich ist. Erdbeermund nickt leicht verkrampft mit dem Kopf und sagt ihr dann, dass sie damit einverstanden ist. Sie geht zum Sideboard, nimmt die Whiskyflasche und giesst sich mit zitternden Fingern das Glas halbvoll. Mit einem Schritt ist Christine bei Erdbeermund, entreisst ihr das Glas, den Kopf schüttelnd und sagt:

"Du musst einen klaren Kopf behalten. Wenn wir ihn nachher wegbringen, darfst du nicht durch deine Fahrweise auffallen. Eine Polizeikontrolle wäre das letzte, was wir gebrauchen können."

Erdbeermund nickt, schluckt ein- zweimal krampfhaft, um ihren aufkommenden Tränen Einhalt zu gebieten und sagt dann:

"Du hast ja recht Liebes. Wenn ich bloss daran denke - welche Bedeutung dieser Mann mal in meinem Leben hatte. Und was war das am Anfang für ein Heuchler. Er hat mit mir gespielt und dann erst sein wahres Gesicht gezeigt. Wurde gewalttätig, hat mich vergewaltigt, wenn ich nicht wollte, weil ich entweder frustriert war oder meine Tage hatte. Dabei sprach er dann immer so abgehoben, als wäre er nun was ganz Besonderes. Ich erinnere mich noch sehr gut an einen Tag, da hatte er seinen Ausraster und ich war ängstlich und weinte. Er nannte mich seine Mätresse und lachte über meine Angst. Als ich sagte, es hätte sicher schon Augenblicke gegeben, da er auch ängstlich gewesen sei, lachte er noch lauter und meinte, diese Angst gäbe es nicht bei ihm. Denn unter Garantie hätte ihn noch keiner ängstlich gesehen, selbst ein ganzer Omnibus durchgedrehter Affen könne ihm keine Angst einjagen."

Christine beobachtete sie die ganze Zeit, während sie sprach. Erdbeermund sprach schnell und hastig, als hätte sie die Befürchtung, einer könne ihr die Worte wegnehmen und hatte sich schliesslich in einen wahren Rausch geredet, was sich auf ihrem Gesicht in Form kleiner roter Flecken zeigte.

Christine nahm Erdbeermund an die Hand und gemeinsam verliessen sie die Wohnung. Der Fahrstuhl stand gerade auf ihrer Etage und so konnten sie ohne weiteres gleich einsteigen und nach unten fahren. Hinter dem Zafira parkte gerade ein Wagen aus, was beide als angenehm empfanden, da sie nun genug Platz haben würden, den Container zu entladen. Den Wagen aufgeschlossen, Container auf dem Bürgersteig abgestellt, Wagen wieder zu und dann ab ins Haus mit dem rollenden Behälter, der dank grosser gummibereifter Räder so gut wie kein Geräusch beim Fahren machte, war das Werk von ein oder zwei Minuten..

Der Fahrstuhl stand noch im Erdgeschoss, als sie ankamen und schnell drückte Erdbeermund den Knopf, damit sich die Tür nicht schliessen könne und der Fahrstuhl sich eventuell selbständig mache. Währenddessen eilte Christine in den Keller, der durch eine recht breite Treppe direkt vom Hausflur aus zu erreichen war, nahm die dort zusammengefaltete Bauplane an sich, rannte die Treppen wieder hoch und warf die Plane in den offenen Behälter, dessen Deckel sie sogleich wieder schloss.

Die Wohnung sah noch genauso aus, wie sie sie verlassen hatten. Keine Anzeichen dafür, dass zwischenzeitlich jemand da gewesen wäre.

"Barbara, bitte setz dich."

Christine sah ihre Freundin ernst an. Es ist etwas passiert und wir müssen überlegen, wie wir damit klar kommen.

Erdbeermund sah sie verwundert an und meinte, sie hätte gedacht, es wäre alles soweit geklärt, was Kalle anbetraf und auch den Plan, ihn verschwinden zu lassen.

Christine nickte dazu und sagte dann bloss, das sei wohl richtig, aber zwischendurch habe sich etwas ereignet, was die ganze ohnehin schon schwierige Angelegenheit noch mehr kompliziere. Dann schilderte sie ihn kurzen und knappen Worten, was sie im Bad vorgefunden habe.

Erdbeermund hatte ihr fast atemlos mit weit aufgerissenen Augen zugehört und fing wieder zu zittern an, was Christine dazu brachte, sie Schutz nehmend in den Arm zu nehmen und an sich zu drücken, ihr dabei beruhigend und gleichzeitig zärtlich übers Haar zu streichen...


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157.) Geschichte

Paternoster, Friedhofsruhe, Beamter, Tornado, Zwischenspiel, behelfen, umständlich, endgültig, zotig, vorüber


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